Neukaledonien

27. Oktober -   25. November 2019

Überfahrt von Vanuatu nach Neukaledonien

24. - 27. Oktober 2019

Für die 397 Seemeilen haben wir 78 Stunden gebraucht. Der Wind mit 20 - 30 Knoten kam aus der annähernd richtigen Richtung (Südosten, aus Osten wäre besser gewesen), Windwinkel 45 bis 60°, Geschwindigkeit 6 - 8 Knoten. In den ersten zwei Tagen waren die Wellen extrem. Erwin war das erste Mal in den drei Jahren so richtig seekrank und hat gelitten.   

Man darf nirgendwo in Neukaledonien anlegen, bevor man nicht in Noumea einklariert hat. Man muss also zuerst nach Noumea segeln. Die etwa 40 Seemeilen lange Ansteuerung beginnt im Süden der Hauptinsel mit dem Havannah Channel. Die Einfahrt in den Kanal ist anspruchsvoll. Man soll bei Stillwasser und mit einströmender Flut hineinfahren, um Gegenstrom mit bis zu 4,5 Knoten und stehende Wellen zu vermeiden.  

Da wir die Kanaleinfahrt bei Stillwasser um Mitternacht nicht erreichen können, müssen wir bis zum nächsten Tag zu Mittag 'warten', indem wir einige Male kreuzen. Beim Hineinfahren, trotz Wind mit über 20 Knoten von achtern, benötigen wir beide Motoren mit hoher Drehzahl und schaffen gerade 1,5 Knoten Geschwindigkeit. Wir haben bis zu 4.5 Knoten Gegenstrom und die Wellen sind beeindruckend, dies, obwohl wir entsprechend der Gezeitentafel kurz nach Stillwasser einfahren. Nach dem Passieren des Havannah Kanals ist die weitere Fahrt problemlos, mit Schiebestrom erreichen wir bis zu 9 Knoten.

Neukaledonien liegt im Südwestpazifik und ist 800 Seemeilen von Australien (Brisbane) und 850 Seemeilen von Neuseeland (Nordspitze) entfernt. Es besteht aus der Hauptinsel Grande Terre, den Loyalitätsinseln und kleinen Inseln nahe der Hauptinsel. Von den ca. 280.000 Einwohnern leben 1/3 in der Hauptstadt Noumea.

Seit 1853 ist Neukaledonien ein Überseegebiet von Frankreich. Die Amtssprache ist französisch, die Währung ist der französisch Pazifische Franc (XPF), der fix an den Euro gekoppelt ist. Die Bevölkerung ist ein Mix aus Melanesiern (Urbevölkerung), Europäern, Indonesiern, Polynesiern, Mikronesiern, Vietnamesen und Chinesen.   

Die ca. 400 km lange und 50 km breite Hauptinsel wird von der größten Lagune der Welt (sie ist seit 2009 Weltnaturerbe) umgeben, die durch ein Barriere Riff (das zweitgrößte nach dem Barriere Riff Australiens) geschützt wird.

Noumea

27. Oktober:

Um 18:30 lassen wir vor der Marina Port Moselle den Anker fallen. Hunderte Boote liegen in der großen Bucht an privaten Bojen, nur wenige vor Anker. Inzwischen ist es schon dunkel und zwischen den Bojen einen geeigneten Platz zum Ankern zu finden ist praktisch unmöglich, weshalb wir uns entschließen am äußeren Rand des Bojenfeldes zu ankern und für die Nacht mehrere Beleuchtungen eingeschaltet zu lassen, da wir mit dem Heck bereits im Fahrwasser liegen. Durch das abschirmende Gelände ist das Wasser trotz 20 Knoten Wind ruhig und einem erholsamen Schlaf steht nichts im Wege.  

28. Oktober: Am Vormittag wird Felix abgeholt und zur Quarantänestation gebracht, wo er bis zum 7. November bleiben muss. Tierpfleger Stanley, der ihn abholt, macht auf uns einen beruhigenden Eindruck. 

29. Oktober: Ein Platz ist frei geworden und wir können vom Ankerplatz in die Marina Port Moselle wechseln, die nahe dem Zentrum von Noumea liegt.

Neben der Marina befindet sich ein großer Markt, der täglich am Vormittag (auch sonntags) geöffnet ist. Hier bekommt man fast alles. Die Auswahl an frischem Seafood (unterschieden wird zwischen 'frisch' und 'sehr frisch') ist beeindruckend. Ebenso an Obst, Gemüse, sowie Brot und Gebäck aus der Region.

 

Architektonisch bietet Noumea wenig, dafür aber kulinarisch. Der französische Einfluss macht sich positiv bemerkbar (Brasserien, Boulangerien, Patisserien!).

 

Beeindruckend sind die extrem (ca. 30 m) hohen Palmen und die weit ausladenden Bäume, die angenehmen Halbschatten spenden. 

Centre Culturel Tjibaou

Mit dem öffentlichen Bus fahren wir zum Kulturzentrum Tjibaou, das ca. 10 km außerhalb von Noumea liegt. Die Architektur des Gebäudeensambles stammt vom italienischen Architekten Renzo Piano, der u.a. auch das Centre George Pompidou in Paris gebaut hat. 

Es soll die Kultur der Kanaken, der melanesischen Urbevölkerung Neukaledoniens näher bringen, was vorwiegend mittels einer Videothek und Bibliothek versucht wird. Wir hätten gerne kunsthandwerkliche Exponate der frühen Kultur der Kanaken gesehen - die befinden sich offensichtlich nur im New Caledonia Museum in Noumea, das leider wegen Renovierung geschlossen ist. Zu sehen sind aber die typischen Hütten: Die Kanaken bauten in Gemeinschaftsarbeit mächtige, sehr hohe, kegelförmige Hütten. Die Vorteile liegen auf der Hand. Der Rauch der Feuerstelle konnte nach oben abziehen und die Hitze kam der Deckung aus schilfähnlichem Gras nicht zu nahe. Das Regenwasser fließt von dem Steildach sehr schnell ab. 

5. - 6. November:

Wir wollen den Süden der Hauptinsel Grande Terre erkunden und mieten ein Auto. Kaum haben wir Noumea verlassen, wird es sehr ruhig auf der Straße. Die Landschaft ist hügelig bis bergig und die Vegetation wirkt ziemlich trocken. Je weiter wir Richtung Süden fahren, desto häufiger sehen wir die für diese Gegend typische rote Erde, wie man sie auch von Australien kennt.  

Blue River Park

 

Unser erster Stopp ist der Blue River Naturpark. Es ist ein weitläufiges Gelände mit vorwiegend Buschwäldern und einem künstlich angelegten ca. 40 km2 großen Stausee. 

 

Der 'versunkene Wald' ist nichts anderes als abgestorbene Bäume, die aus dem aufgestauten Wasser ragen. Eigentlich traurig. Durch die rote Erde, die weißen Baumstämme und das blaue Wasser ergibt sich ein etwas surrealer Eindruck. 

Wir haben Glück und bekommen einen Cagous zu sehen. Das ist ein flugunfähiger, in Neukaledonien endemischer, relativ großer Vogel und das nationale Wappentier. 

 

Wie auch auf der Insel Erromango (Vanuatu) wurde rücksichtslos alles abgeholzt, und zwar noch bis 1978. Einen Kauri Baum hat man verschont. Er ist gesund, ca. 1000 Jahre alt und ca. 40 m hoch.  

Es gibt hier im Wald viele Singvögel. Leider bekommt man sie kaum zu sehen, aber ihr Gesang und die Lockrufe sind bemerkenswert und schön zum Zuhören. 

 

Während wir auf einer Bank sitzen, zeigen sich einige Yellow Bellies. Sie sind etwa so groß wie Spatzen und haben einen leuchtendgelben Bauch.  

Wir fahren weiter Richtung Süden und wollen irgendwo an der Küste übernachten. Wir dachten, dass das kein Problem sein und es das eine oder andere Hotel geben würde, sehen aber nichts in dieser Richtung. 

Port Boisé

Wir ziehen unseren Lonely Planet Reiseführer zu Rate und finden ein Hotel (Kanua Tera Ecolodge) in Port Boisé. Wir rufen an und bekommen ein Zimmer. Die Lodge liegt sehr abgeschieden in der Südlagune. Wir sind von der exklusiven Anlage positiv überrascht. Abendessen und Bungalow lassen keine Wünsche offen.

Für die Rückfahrt nach Noumea am nächsten Tag wählen wir eine recht gebirgige, wenig befahrene Route. Die Straße ist kurvenreich mit vielen großen Schlaglöchern - jetzt ist uns klar, warum uns bei der Übernahme des Mietautos der Reservereifen und das Werkzeug für den Radwechsel gezeigt wurde. 

Mitten im einsamen, gebirgigen Nirgendwo kommen wir an einer riesigen Nickelabbau-Anlage vorbei, auf der geschäftiges Treiben herrscht. Neukaledonien verfügt über ca. 20% der Weltreserven von Nickel. Es wird in großem Stil von ausländischen Firmen abgebaut. Belastungen für die Umwelt sind dabei ein Problem.    

7. November: Um 9:30 Uhr bringt Tierpfleger Stanley von der Quarantänestation unseren Felix zurück! 

9. November: Wir verlassen die Marina und fahren in die riesige Lagune hinaus, die unter Naturschutz steht. In ein bis zwei Stunden Entfernung von Port Moselle gibt es eine Reihe attraktiver Ankerplätze. Auf einigen der Inseln gibt es Restaurants und Wassersportmöglichkeiten. Scott und Elena von der Muskoka, die inzwischen auch von Vanuatu gekommen sind, segeln ebenfalls hinaus.

Ilot Maitre

Nur 4 Seemeilen von Port Moselle entfernt, liegt die kleine Urlaubsinsel Ilot Maitre. Wir liegen - wie ca. 30 andere Boote - vor dem Resort an einer Boje. Unter Wasser tut sich hier einiges. Wir sehen Schildkröten, Rochen und jede Menge Fische. Während wir an der Strandbar sitzen, können wir einen Fischschwarm beobachten, der wie ein großer Ball langsam im seichten Wasser dahingleitet. Neukaledonien zählt zu den weltbesten Tauchrevieren.

Ilot Laregnere

Als nächstes steuern wir die kleine, unbewohnte Insel Ilot Laregnere an, die von einem ausgedehnten Riff umgeben ist. Ankern ist zum Schutz der Korallen auch hier verboten, es gibt aber ca. 20 Bojen. Die Insel ist wegen des verlängerten Wochenendes (Montag ist ein Feiertag) so wie schon zuvor die Ilot Maitre sehr gut besucht, fast alle Bojen sind besetzt. 

Wir sind in Urlaubsstimmung. Der Sandstrand ist wunderschön, das Wildlife beeindruckend. Wir entdecken einen Adlerhorst und 4 Seeadler auf den Bäumen. Ein Seeadler hat seine Beute (einen Fisch - die Schwanzflosse ist zu sehen) mit auf den Baum gebracht. 

Wir sitzen beim Frühstück im Cockpit und um uns herum tauchen Schildkröten zum Luftholen auf und unglaublich viele, vor allem große Fische stürzen sich auf das von Felix verschmähte Katzenfutter. 

So viel Leben unter Wasser haben wir sonst noch nirgends im Pazifik - vielleicht noch auf den Galapagos -  erlebt. Es ist paradiesisch schön hier. Wir würden gerne länger bleiben.

Am 14. November segeln wir die 8 Seemeilen zurück in die Marina Port Moselle. Die 5 Tage in der Lagune haben unsere Erwartungen von Neukaledonien weit übertroffen. Besonders angenehm ist, dass es in der riesigen Lagune keine Wellen gibt, auch wenn der Wind mit 15 - 20 Knoten und mehr bläst.  

16. November: von unserem Wetter-Router Chris Parker haben wir die Information bekommen, dass voraussichtlich der Mittwoch kommender Woche zum Ablegen nach Neuseeland günstig wäre. Bis dahin gibt es noch einiges für die Einreise nach Neuseeland zu erledigen. 

21. November: Wettermäßig sieht es nicht so gut aus. Nächster voraussichtlicher Termin zum Ablegen Richtung Neuseeland ist Sonntag oder Montag Nacht. Zwei Boote, die vor 5 Tagen weggefahren sind, sind heute wieder nach Noumea zurückgekommen. Die Vorhersage war 15-18 Knoten Wind, tatsächlich waren es 30 Knoten genau von vorne. In drei Tagen hatten sie keinen Raumgewinn nach Neuseeland, dafür kam Australien immer näher und sie mussten umkehren. 

22. November: Um 5:30 Uhr legen wir gemeinsam mit Scott und Elena von der Muskoka, die auch nach Neuseeland segeln und von Chris Parker wettermäßig beraten werden - von der Port Moselle Marina ab. Wir wollen zur Ile des Pins segeln, die noch innerhalb der Lagune und am Weg liegt und sehr schön sein soll. Dort wollen wir auf gute Wetterbedingungen für das Crossing warten. Die vorhergesagte Windrichtung ist zwar ungünstig, aber da normalerweise in der Früh weniger Wind ist, wollen wir trotzdem losfahren. Heute ist die Ausnahme von der Regel und so haben wir von Anfang an 25 und mehr Knoten Wind, der Windwinkel ist sehr ungünstig und das Meer ziemlich bewegt. Wir ankern deshalb nach etwas mehr als 30 Seemeilen in einer empfohlenen, geschützten Bucht in der Nähe von Prony und verbringen eine ruhige Nacht.    

Ile des Pins

Die ungünstigen Wetterbedingungen halten auf der Weiterfahrt zur Ile des Pins an - Wind von vorne mit über 20 Knoten und eine unangenehme, steile Welle. Wir sind froh, als wir endlich nach 43 Seemeilen in einer wunderschönen, geschützten Bucht den Anker fallen lassen können. Die Ile des Pins wird als 'das Paradies' angepriesen, ein taxfreier Titel, der allzu oft im Pazifik verwendet wird. Hier ist es aber wirklich paradiesisch. Ein wunderbarer, langer Sandstrand vom Feinsten, schattenspendende Bäume mit hohen Pinien dahinter. 

Wir genießen hier noch zwei schöne Tage und nehmen etwas wehmütig von Neukaledonien Abschied. Entweder am 24.11. in der Nacht oder am 25.11. in der Früh sollen wir auf dringende Empfehlung von Chris Parker nach Neuseeland ablegen, denn für den 2. Dezember ist ein Tief vor Neuseeland angekündigt und wir sollten auf jeden Fall vorher ankommen. Wir entscheiden uns für den 25. um 5 Uhr Früh.