21. - 31. August 2022:
Auf ein optimales Wetterfenster für die Überfahrt in dieser Jahreszeit zu warten, ist ziemlich aussichtslos. Darin sind sich Neuseeländer, mit denen wir in der Marina gesprochen haben und die sich mit dem Wetter beschäftigen, einig. Das erreichbare Maximum ist, ein Sturmtief zu vermeiden, also eine sichere Überfahrt zu haben.
Um 12:45 Uhr legen wir bei Sonnenschein und wenig Wind vom Visitor-Dock in der Marsden Cove Marina ab. Laut den Vorhersagen sollten wir am ersten Tag wenig Wind von vorne haben, haben aber bis zu 20 Knoten direkt auf die Nase und eine unangenehme Welle von vorne seitlich. Wir müssen motoren, kommen nur sehr langsam voran. Erwin ist seit langem das erste Mal wieder seekrank, verbringt die Nacht sitzend im Salon, an ein Liegen in der Kabine unten ist nicht zu denken. Die vorbereiteten Fleischlaibchen bleiben vorerst im Kühlschrank.
Am 22. August in der Früh, ich bin gerade am Steuerstand, taucht plötzlich ein Wal ganz nahe neben der Bordwand auf und bläst eine hohe, beeindruckende Wasserfontäne aus. Ich stehe direkt daneben, bin überrascht und überwältigt, kann es im ersten Moment gar nicht fassen, rufe nach Erwin. Lautlos taucht der Wal wieder ab, seine schwarze, glatte Haut glänzt in der Morgensonne. Er taucht noch einmal neben dem Steuerstand auf, Erwin schätzt ihn auf etwa 10 Meter, dann ist er weg.
Der Wind dreht von N auf WNW und am Vormittag können wir die Segel setzen. Die Ruhe an Bord, ohne Motorengeräusch, ist herrlich, die Sonne scheint und es ist angenehm warm. Erwin leidet noch immer und kann nichts essen. Am Nachmittag dreht der Wind auf W, dann auf WSW und legt zu. Mit dem 2. Reff im Groß haben wir die optimale Segelfläche, segeln mit bis zu 8,5 Knoten Geschwindigkeit.
23. August:
Ein ausgedehntes Hoch mit wenig bis Null Wind ist vorhergesagt, aber wir segeln am Nachmittag immer noch mit WSW-Wind zügig dahin. Bei untergehender Sonne stoßen wir mit einem halben Achterl Chardonnay auf meinen Geburtstag an (eine Ausnahme, denn auf Überfahrten trinken wir keinen Alkohol), hören klassische Musik und genießen das entspannte Segeln. Erst am Abend schläft der Wind komplett ein und wir müssen die Segel bergen. In diesem Moment fällt die Steuerung aus! Erwin muss in den steuerbordseitigen Motorraum, um die Steuerung zu reparieren. Die Übelkeit wird durch die beengten Verhältnisse im Motorraum und den Stress wieder stärker, ich leide mit ihm. Zum Glück ist die See relativ ruhig, trotzdem steigen kleinere Wellen in den Motorraum ein. Dann motoren wir durch die Nacht.
24. August:
Der Wind kommt aus der richtigen Richtung, ist aber zu schwach um zu segeln. Nach fast 24 Stunden motoren können wir wenigstens unterstützend das Vorsegel setzen. Beim Wechsel vom Backbord- auf den Steuerbordmotor fällt uns auf, dass bei gleich hoher Drehzahl wir um ungefähr 1,5 Knoten langsamer sind als beim Backbordmotor, der Propeller hat offensichtlich einen Schaden. Wir müssen auf den Steuerbordmotor verzichten und nur mit dem Backbordmotor weiterfahren, den Diesel vom fast vollen Steuerbordtank in den backbordseitigen Tank transferieren. Der Backbordmotor ist hinter unserer Kabine, wir sind müde genug, um trotz des Motorenlärms zu schlafen.
Am 25. August dreht der Wind auf Norden, wohin wir segeln, legt auf 20+ Knoten zu, die Wellen werden zunehmend höher, wir haben noch mehr als 600 Seemeilen nach Fidschi. Innerhalb weniger Minuten tauchen auf unserem Monitor 6 Schiffe in einem Radius von 3 – 5 Seemeilen um uns herum auf. Über AIS sehen wir, dass es sich um chinesische Fischerboote handelt.
Erst ab 26. August in der Früh dreht der Wind beständig auf SSE und SE und einen weiteren Tag später setzen wir bei Windstärken zwischen 10 – 15 Knoten den Code Zero, eines unserer Vorwindsegel, und schalten den Motor aus. Wir haben den Code Zero schon einige Zeit nicht mehr oben gehabt und sind von der Performance sehr angetan, das Boot läuft sehr ruhig, trotz schwacher Winde erreichen wir um 6 Knoten Geschwindigkeit.
Am 28. August setzt starker Regen ein, der den ganzen Tag anhält. Die Wellen werden immer höher, der Wind legt auf 20+ Knoten zu, in den Böen um die 30+. Eigentlich schon zu viel Wind für den Code Zero. Leider haben wir den optimalen Zeitpunkt zum Bergen verpasst. Wir wollen deshalb zusätzlich das Vorsegel setzen, um Druck aus dem Code Zero herauszunehmen. Als sich das Vorsegel nicht ausrollen lässt, schalten wir die Deckscheinwerfer ein und bemerken, dass sich die steuerbordseitige Schot des Code Zero um das untere Ende des eingerollten Vorsegels gewickelt und einen großen Knäuel gebildet hat. Erwin muss nach vorne und es gelingt ihm relativ rasch, die Schot zu lösen. Dann bergen wir den Code Zero bei zu viel Wind. Es gelingt, auch wenn das Segel wie wild killt. Wenige Minuten danach ist Flaute - das Bergen hätten wir einfacher haben können. Gleich darauf setzt starker Regen ein. Nach dem Regen legt der Wind wieder zu und wir entscheiden uns, die restliche Nacht nur mit dem Vorsegel weiterzufahren. Die Bootsbewegungen sind sehr unruhig und wir kommen nur mit etwa 4 Knoten voran. Wir haben, wie schon seit Anbeginn an, Gegenstrom zwischen 0,9 - 2 Knoten.
29. August:
In der Früh setzen wir das Groß. Durch den Winddruck im Segel sind die Bootsbewegungen nun angenehmer. Der Wind bleibt beständig auf SSE mit 20+ Knoten. Es regnet immer wieder, die Wellen sind um die 3 Meter. Wir messen maximale Geschwindigkeiten zwischen 9,4 und 10,6 Knoten. Erwin hat heute Geburtstag, wir genehmigen uns wieder einen kleinen Schluck Chardonnay. Fidschi kommt rasch näher!
Am 30. August um 22:50 Uhr passieren wir unter Segel das Außenriff durch die Malolo Passage. Danach ist die See ruhiger, der Wind lässt auf 10-15 Knoten nach. Wir sind bereits in der Abdeckung von Viti Levu.
Am 31. August um 0:45 Uhr bergen wir die Segel und motoren, damit die Zeit vergeht, mit nur etwas über 1 Knoten Richtung Vuda Marina, die nur mehr 15 Seemeilen entfernt ist. Wir wollen vor der Marina nicht in der Dunkelheit ankommen, das wäre wegen der dort ankernden Yachten und der Bojen gefährlich. Wir haben unsere ETA mit 8 Uhr in der Früh angegeben, sind auf die Minute genau vor der Marina und melden uns über Funk.
Wir sollen an einer Boje anlegen und warten. Einige Segelboote liegen ebenfalls vor der Marina an Bojen bzw. ankern. Wir frühstücken, die Sonne scheint und wir genießen es, in Fidschi angekommen zu sein.
Ein Boot vom Health Department kommt zu unserem Boot und wir müssen einen AG-Test machen, erst danach dürfen wir zum Zoll-Dock in die Marina hinein fahren.
31. August 2022
Für die 1.157 Seemeilen von der Whangarei an der Ostküste der Nordinsel Neuseelands bis zur Vuda Marina an der Westküste von Viti Levu, der Hauptinsel von Fidschi, waren wir 9 Tage und 19 Stunden unterwegs.
Als wir vor drei Jahren von Fidschi weggesegelt sind, waren wir etwas wehmütig und dachten, nie wieder zurückzukommen. Wir sind sehr glücklich, wieder hier zu sein.
31. August - 5. September 2022:
Wie damals werden wir ganz herzlich mit einem Ständchen von den Marina-Angestellten begrüßt. Die Beamten von Biosecurity, Immigration und Zoll kommen zu uns an Bord und bis wir endlich einklariert und an unserem Liegeplatz angekommen sind, ist es bereits 3 Uhr nachmittags.
Nachdem das Boot gesichert ist, gehen wir in das Boatshed-Marinarestaurant, das etwas erhöht im Grünen liegt und eine exzellente Küche hat, essen. Kaum sitzen wir auf der Terrasse, steht plötzlich Bill vor uns! Er hat unsere 'Crocodile' kommen gesehen. Ihn haben wir zuletzt vor drei Jahren hier in der Vuda Marina getroffen.
In der Marina treffen wir auch ein holländisches Seglerpaar und eine Holländerin, mit denen wir 2017 die Weihnachtstage in einer Finca in Kolumbien verbracht hatten. Das Paar war gerade in Vietnam unterwegs, als die Corona-Pandemie ausbrach und sie mussten zwei Jahre in einem vietnamesischen Resort verbringen, zeitweise waren sie die einzigen Gäste, Platz war für ca. 600. Ihr Boot war hier in der Vuda Marina und war, als sie wieder zurückgekommen sind, in einem schrecklichen Zustand. Ein wahrer Albtraum. Die Holländerin lebt inzwischen in Fidschi.
Am 5. September fahren wir zum Musket Cove Resort & Marina auf dem Malolo Lailai Island, wo wir vor drei Jahren mit Stefan Urlaub gemacht hatten.
Es ist kaum Wind, sodass wir motoren müssen, hin und wieder haben wir das Vorsegel ausgerollt. Es sind nur 20 Seemeilen.
5. - 22. September 2022
Wir liegen an einer Marina-Boje, die relativ nahe beim Resort und am Rand des Bojenfeldes liegt, was sehr angenehm ist, weil hier weniger Motorboote durchfahren. Die Bojen sind sehr begehrt und können nicht reserviert werden, es gilt first-come, first-served, wir hatten Glück. Derzeit liegen ca. 60 Boote in der Lagune vor der Musket Cove Marina und dem Resort. Nächste Woche werden es mehr sein, denn am 15. September beginnt die Musket Cove Regatta, die 5 Tage dauert.
Jetzt ist einmal relaxen angesagt. Es ist traumhaft schön hier. Es scheint die Sonne, das Wasser hat 28°, die Nächte sind angenehm und nicht zu warm. Wir haben zum ersten Mal stand up paddle ausprobiert - schaut schwieriger aus als es ist, allerdings sind die Bedingungen sehr gutmütig.
Der Double Chocolate Ice Cream mit Joghurt können wir einfach nicht widerstehen, es ist eine Kalorienbombe. Leider gibt es nur 2 Liter-Boxen. Inzwischen 'schaffen' wir schon mehr als die Hälfte einer Eisbox.
22. September - 1. Oktober 2022
Am 22. September in der Früh segeln wir wieder zurück zur Vuda Marina. Wir müssen wegen der Propeller-Probleme auf den Hardstand, was in Fidschi für Katamarane nur in der Vuda Marina möglich ist.
Wie vereinbart, fahren wir bei maximaler Flut zur Rampe. Außer zwei uns zuwinkenden Personen, die dort stehen sowie einen kleinen Traktor und einen Caterpillar sehen wir nichts - keinen Travel Lift oder ähnliches Gerät zum Herausheben eines Bootes. Wir sind etwas irritiert, können uns nicht vorstellen, wie das gehen soll. Was wir vom Boot aus nicht sehen, ist eine fahrbare Bühne, die sich unter Wasser befindet, auf die wir eingewiesen werden. Dann bringen Taucher unter dem Boot den Rumpf unterstützende Holzkonstruktionen an, die Bühne wird angehoben und mittels des Doppelgespanns von Traktor und Caterpillar die Rampe hinauf aus dem Wasser gezogen. Der Haul out ist abenteuerlich, so etwas haben wir noch nie gesehen, aber die Burschen kriegen es wunderbar hin und holen die 'Crocodile' unbeschädigt aus dem Wasser, es ist unglaublich. Der Hardstand ist voll mit Katamaranen - auch sehr großen - daher hatten wir auch keine Bedenken.
Wir haben einen optimalen Platz am Hardstand, der etwas erhöht über der Marina liegt. Die 'Crocodile' steht direkt beim Wasser und wir schauen auf die Marina hinunter. Das Cockpit ist von üppigem Grün umgeben. Bereits bei Tagesanbruch zwitschern die Vögel um die Wette - sie sind in unserer Abwesenheit in das Cockpit gekommen und haben die Hälfte der Bananen im Obstkorb angepeckt.
Das Service-Kit von EWOL aus Italien ist bereits eingetroffen und Erwin ist 5 Tage intensiv mit den Propellern beschäftigt. Es ist schweißtreibende Schwerstarbeit.
29. September: Heute haben wir zugeschaut, wie ein Katamaran ins Wasser gelassen wird. Es war für uns sehr lehrreich - in zwei Tagen ist es bei uns so weit.
1. Oktober:
Um 9:30 Uhr bei Flut gehen wir zurück ins Wasser. Als unsere 'Crocodile' wieder 'schwimmt', d.h. die unterstützende Bühne nach hinten weggezogen ist, startet Erwin die Motoren. Das Boot reagiert nicht wie erwartet, das Boot lässt sich nicht steuern! Plötzlich geht alles sehr schnell. Eine einfallende Böe treibt uns mit dem Backbordheck gegen einen Felsen, es kracht. Wir lassen uns zu einer Marina-Boje schleppen. Der Schaden ist nicht sehr schlimm: Das backbordseitige Ruder ist leicht beschädigt, aber funktionsfähig und an der Backbordwand, knapp oberhalb der Wasserlinie ist ein kleinerer Defekt, zum Glück ohne Wassereintritt.
An der Boje hängend stellen wir fest, dass ein Propeller in die richtige Richtung dreht (mit dem Vorwärtsgang fährt das Boot nach vorne) und der zweite Propeller in die falsche (mit dem Vorwärtsgang fährt das Boot zurück). Was da bei dem aufwändigen Service passiert ist, bleibt vorerst unklar.
Am Nachmittag hängt Erwin das eine Gangkabel um, damit beide Motoren wieder in die gleiche Richtung fahren. Den Schaden an der Bordwand dichtet er mit einem Gemisch aus Epoxy und Fiberglas ab.
2. Oktober:
Wir fahren zum Fuel Dock und tanken voll, füllen auch die Kanister. Der Diesel ist günstig, der Preis ist in den letzten Tagen etwas gefallen. Der Wind bläst mit über 20 Knoten aus der Richtung, in die wir fahren wollen, wir ankern deshalb vor der Marina und bleiben über Nacht. 17 Jachten ankern ebenfalls vor der Marina.
3. Oktober:
Um 7:45 Uhr lichten wir den Anker und nehmen Kurs auf Savusavu, einer Stadt mit rund 8.000 Einwohnern auf der Insel Vanua Levu im Norden von Fidschi. Der Wind ist immer noch ungünstig, aber wir wollen weiter und die Wettervorhersagen für die nächsten Tage versprechen keine Verbesserung. Es sind ungefähr 140 Seemeilen, wir werden etwas mehr als 24 Stunden unterwegs sein.
Die Fahrt war dann soweit o.k. Es gab zwar wenig Wind mit einem ungünstigen Windwinkel, oft nur 30°, aber kaum eine Welle, sodass wir mit Vorsegel und Motorunterstützung bei Sonnenschein und wenig Bootsbewegungen die Fahrt sogar genießen konnten. Die Nacht war stockfinster und phasenweise aufregend, wenn wir einen Bereich mit Untiefen und Korallenköpfen queren mussten. Es war Flut und unsere niedrigste Wassertiefe war 5 Meter, gottseidank nur für wenige Sekunden. Wir sind beide wach geblieben und haben uns an den von Garmin errechneten Pfad gehalten. Fehler in der elektronischen Karte würden bedeuten, dass man auf einem Riff landet. Es ist nicht möglich, eine Strecke von 140 Seemeilen nur bei Tag zu segeln.
Schon tagsüber hatten wir den Eindruck, dass das aktuelle Update für die Fidschikarte gut mit der Realität übereinstimmt, in der Nacht in heiklen Situationen hat sich das bestätigt. Man braucht viel Vertrauen, um ohne Sicht, quasi blind, durch gefährliches Seegebiet zu fahren.
4. - 6. Oktober 2022:
Am 4. Oktober legen wir gegen Mittag nach 134 Seemeilen und 28 Stunden in der Copra Shed Marina an. Es ist eine kleine, charmante Marina, die gut geschützt an der Südküste von Vanua Levu in der großen Savusavu Bay liegt, umgeben von Hügeln mit üppiger Vegetation. Alles unglaublich grün, es ist schön hier. Obwohl wir nur etwa 100 km Luftlinie von Viti Levu entfernt sind, ist die Vegetation eine komplett andere.
ist eine kleine, lebendige Stadt und mit nur einer Straße, in der sich die Geschäfte auf beiden Seiten aneinanderreihen und sich alles abspielt. Sie beginnt direkt hinter der Marina. Unser erster Eindruck - es ist heiß und wir sind übermüdet von der anstrengenden Nachtfahrt - ist eher enttäuschend, Dritte Welt. Cafés oder Restaurants, in die wir gehen würden, gibt es nicht, aber immerhin gibt es einen gut sortierten Supermarkt, einen großen Markt für Obst und Gemüse und ATM-Maschinen. Wir haben kein unsicheres Gefühl, die Menschen sind freundlich wie überall in Fidschi.
Auf dem Obst- und Gemüsemarkt wird auf langen Holztischen angeboten, was in den privaten Gärten wächst. Es sind vorwiegend die Frauen, die hier ihr Obst und Gemüse verkaufen. Es ist frisch und von sehr guter Qualität. Die Preise sind niedrig, es wird nicht abgewogen, sondern man kauft zum Beispiel 5 Paradeiser, die auf einem Teller liegen, ein Häufchen Melanzani oder einen Bund Bananen.
Am Markt werden auch Kava Wurzel und Kava Wurzel Pulver angeboten. Kava als traditionelles Getränk der Männer kennen wir seit Vanuatu. In Fidschi wird es ebenfalls von den Männern getrunken. Es wird als Gastgeschenk (Sevusevu) gerne angenommen. Früher war die Kava Wurzel billig, seitdem man im Westen die Vorzüge (u.a. spannungslösend) von Kava erkannt hat, ist der Preis in die Höhe geschnellt. Wir haben Kava nicht ausprobiert, es soll scheußlich schmecken.
5. Oktober:
Wir mieten ein Taxi und besuchen den Flora Tropica Gardens, einen privaten botanischen Garten mit über 300 verschiedenen Palmen aus der ganzen Welt und wunderschönen tropischen Blumen. Zu den Palmen gibt es interessante Geschichten über ihre vielfältigen Nutzungen. Als Beispiel durften die Fächerblätter der 'Fiji Fan Palm' nur von den Häuptlingen verwendet werden, um sich damit Kühlung zu verschaffen. Viele Palmenarten sind gefährdet durch Verlust ihres natürlichen Lebensraumes und man findet sie nur mehr in botanischen Gärten. Über liebevoll angelegte Holzstege und -stufen durchwandern wir eine Stunde lang als einzige Besucher die auf einem Hügel liegende Anlage. Wir sind von der Vielfalt der Palmen und der Farbenpracht der Blumen begeistert.
Ein weiteres Highlight ist die kleine Schokoladenfarm und -Manufaktur 'Koko Mana', die ebenfalls in der Nähe von Savusavu in einem hügeligen Regenwald liegt und rein ökologisch und nachhaltig betrieben wird. Die Führung beginnt im Wald, wo uns die Kakaobäume und die Früchte gezeigt werden. Die Kakaobäume sind anspruchsvoll. Sie brauchen Schutz vor zu viel Sonne und Nässe und sind durch Pilze gefährdet. Sie werden auf Hängen gepflanzt und wachsen hier im Halbschatten von riesigen Schirmbäumen, deren abfallende Blätter wiederum als Dünger dienen. Die Kakaobohnen bzw. Samen befinden sich in gelben, orangen oder violetten Früchten. Alle Produktionsschritte sind sehr zeitintensiv und werden mit einfachen Geräten bewerkstelligt. Von der Frucht bis zur verkaufsfertigen Schokolade dauert es 9 Monate. Am Ende der Führung bekommen wir Kostproben von allen Schokoladensorten. Schokolade mit 85%, mit 70% Kakao, mit einer Spur Chili, Meersalz, oder Ginger, etc. Wir decken uns mit 10 Tafeln mit Chili und Meersalz ein. So nah am Ursprung von Schokolade müssen wir diese Gelegenheit nutzen. Ökologisch und manuell hergestellte Qualität hat ihren Preis (55g rund 4.50 €).
Die Kakaofrüchte haben eine harte Schale, aber Ratten beißen sich zu den Schokosamen durch. Um der Rattenplage Herr zu werden, kam die Empfehlung vom Ministerium, bei den 450 Kakaobäumen Rattengift auszulegen. Die einfache und ökologische Lösung aber sind drei Katzen, die die Ratten sehr effizient reduzieren. Die Katzen sind sehr lieb, zutraulich und lassen sich von den Besuchern gerne streicheln.
6. Oktober:
Um 6:30 Uhr legen wir von der Copra Shed Marina ab und nehmen Kurs Richtung Osten zur Insel Taveuni. Sie wird wegen ihrer üppigen Flora auch als Garteninsel bezeichnet. Wir wollen vor dem Paradise Resort anlegen, das Bojen für Yachtgäste zur Verfügung stellt. Wieder sind die Wettervorhersagen ungünstig und wir müssen motoren, was wir aber wegen der relativ geringen Distanz und Windstärke in Kauf nehmen. Es sind nur 43 Seemeilen.
Wir nähern uns der Insel und aus der Ferne sehen wir mehrere Masten von Segelbooten vor dem Paradise Resort. Ein gutes Zeichen. Man hat uns bereits kommen gesehen und wir werden zu einer Boje eingewiesen. 5 weitere Segelyachten sind hier. Wir liegen nahe beim Steg, so dass wir das kurze Stück zum Resort mit dem Dinghy rudern.
6. -11. Oktober 2022:
Das etwas erhöht liegende Resort liegt malerisch inmitten von vielen Palmen, es hat keinen Strand.
Wir fahren zum Resort hinüber und melden uns an, damit können wir die Einrichtungen des Resorts nützen, insbesondere das Restaurant. Das eher kleine Resort wirkt sehr gepflegt mit einer großen Tauchbasis. Von hier aus wird auch das Rainbow Reef angefahren, das in der Somosomo Strait zwischen Vanua Levu und Taveuni liegt und wo sich angeblich die schönsten Weichkorallen im Südpazifik befinden sollen. Man kann auch am Hausriff, direkt unter dem Resort, recht gut schnorcheln, das Wasser ist kristallklar und man sieht viele kleine bunte Fische.
10. Oktober:
Heute ist Fiji Night. Wir sitzen alle gemeinsam an einem großen Tisch, bekommen Blumen um den Hals gehängt, die Stimmung ist locker und entspannt. Das Personal tanzt ausgelassen. Das Essen wurde traditionell in einem Erdloch zubereitet. Fleisch, Fisch und Gemüse wurden in Palmenblättern eingewickelt und über viele Stunden gegart, wie man es oft im Südpazifik vorfindet.
11. Oktober:
Bereits um 4 Uhr früh legen wir Richtung Osten zur Lau Gruppe ab. Wir wollen noch vor Einbruch der Dunkelheit in Vanua Balavu sein.
Wir haben herrliches Segelwetter. Der Wind ist zwar schwach, um die 10-12 Knoten, kommt aber aus der richtigen Richtung. Wir setzen das Groß und den Code Zero, erreichen damit um die 5 Knoten Geschwindigkeit.
Leider wird der Wind am Nachmittag noch schwächer und wechselt von SSW auf SSO. Wir können unser Tagesziel nicht mehr erreichen und beschließen, nach 62 Seemeilen vor der Insel Naitauba zu ankern und die Nacht zu verbringen.
12. Oktober:
Die letzten 25 Seemeilen haben wir schwachen Wind fast auf die Nase. Wir müssen motoren, zeitweise können wir das Vorsegel ausrollen.
Die Lau Gruppe ist Fidschis entlegendste Region. Die 57, meist kleinen Inseln sind über ein riesiges Gebiet im Südpazifik verstreut, etwa die Hälfte davon sind spärlich bewohnt. Das Leben auf den Inseln ist sehr ursprünglich und einfach. Es gibt weder Hotels noch Restaurants, Bars oder Tauchbasen etc., Bezahlen mit Kreditkarte ist nicht möglich - es gibt auch nichts bzw. kaum etwas zu kaufen.
12. - 17. Oktober:
Vanua Balavu ist mit 52 km2 die größte Insel der nördlichen Lau Gruppe, ihre Form erinnert an ein Seepferdchen. Sie hat ein 130 km langes Barrier Riff und eine ausgedehnte Lagune, in der 8 kleinere Inseln liegen, wodurch sich gut geschützte Buchten und Wasserwege ausgebildet haben. Eine Besonderheit der Küsten ist, dass die steil aufragenden Felsen aus zerklüfteter Lava durch den Wellenschlag an der Wasserlinie ausgehöhlt sind. Dadurch kann man einerseits vom Wasser aus kaum auf die Inseln bzw. Inselchen, beste Voraussetzungen, sie völlig der Natur zu überlassen. Andererseits gibt es dadurch auch kaum Flachwasserzonen als Brutgebiet für Moskitos, die hier völlig fehlen.
Am frühen Nachmittag erreichen wir Vanua Balavu, fahren im Norden der Insel durch die Andavathi Passage und ankern in der Nähe des Ortes Daliconi, wo wir über Nacht bleiben.
Die Einfahrt zum Bavatu Harbour ist durch einen großen Felsen verdeckt und man sieht sie nur, wenn man weiß, wo sie ist. Dicht bewaldete, schroffe Felsen umgeben den gut geschützten Hafen. Das Wasser ist kristallklar und türkisfarben. Wir sind das einzige Boot. Es ist Saisonende, sonst würden um die 10 Boote hier ankern.
271 Holzstufen führen durch den Urwald hinauf zur weitläufigen 'Plantation', die einem Neuseeländer gehört. Wir treffen eine Familie, die mit dem kleinen Buben auf dem Weg zur Klinik ist. Mutter und Großeltern sind sehr besorgt. Es scheint ihm zum Glück nicht viel zu fehlen.
Wir fragen einen Einheimischen, der auf der Plantation arbeitet und wohnt, nach dem Weg zum Look Out auf den Klippen, von wo man die Bay of Islands überblicken kann und werden spontan zum Tee in seine Hütte mit Frau und Sohn eingeladen. Er gibt uns Bananen mit, da es ja auf der Insel keine Einkaufsmöglichkeiten gibt. Wir sind immer wieder aufs Neue gerührt, von welcher natürlichen und freundlichen Wesensart die Fidschianer sind.
Der Blick von den Klippen auf die Bay of Islands hinunter ist überwältigend. Wir erspähen ein Segelboot. Insgesamt haben wir bis jetzt auf der Insel 5 Segelboote gezählt. In der Saison sind mehr Boote hier. Im Buch 'South Pacific Anchorages' werden der Bavati Harbour und die Bay of Islands als die zwei schönsten Ankerplätze im Südpazifik bezeichnet. Wir haben schon einige Ankerplätze auf unserer halben Weltumsegelung gesehen und können dem nur zustimmen.
Wir fahren vom Norden der Insel bis zu ihrer Südspitze. Die Gegend ist sehr abwechslungsreich. Einer von uns beiden ist immer vorne am Bug und hält nach Untiefen Ausschau. Die elektronische Karte stimmt in diesen selten befahrenen Gebieten nicht immer mit der Realität überein. Man muss ständig aufpassen und auch das richtige Licht haben, eine hohe Sonne von achtern, damit man die Untiefen und Riffe frühzeitig erkennt.
Bis jetzt hatten wir noch nicht viel Glück beim Angeln gehabt. Aber hier hat bereits nach 10 Minuten ein Fisch angebissen. Die Lau Gruppe ist bekannt für ihren Fischreichtum. Vielleicht hilft auch der neue Köder.
Im Ort Daliconi suchen wir den 'Chief' auf und überbringen ihm das 'Sevusevu', ein Gastgeschenk. Es ist üblicherweise eine Kavawurzel, die wir zuvor in Savusavu am Obst- und Gemüsemarkt besorgt hatten. Dies nicht zu tun, wäre ein schwerer Verstoß gegen die Etikette. Der Chief betastet die Kavawurzel und murmelt dabei eine Art Gebet. Davor und danach wird von den Anwesenden rhythmisch geklatscht. Er heißt uns in seinem Einflussbereich, der Bay of Islands, willkommen und wünscht uns sichere Fahrt und einen guten Aufenthalt.
Es ist Mittagszeit und auf der Veranda seines Hauses sitzen etwa 25 Personen am Boden, der mit bunten Tüchern und Teppichen bedeckt ist und essen. Wir vermuten, dass es die erweiterte Familie des Chief ist. Wir werden eingeladen, bei ihnen am Boden Platz zu nehmen und mit ihnen zu essen. Das Essen, eine Art Buffet mit verschiedenen, unterschiedlich zubereiteten Fischen, Gemüse, Saucen, Brot, etc., ist auf einem langen Tuch angerichtet. Man isst mit den Fingern, jeder hat eine Wasserschale zum Fingerreinigen. Uns werden Gabel und Löffel gegeben. Die einzelnen Speisen werden uns erklärt, es schmeckt ausgezeichnet, die Männer tragen langärmelige Hemden, alles läuft sehr höflich und kultiviert ab. Es ist ein ganz besonderes Erlebnis.
Von einem Ankerplatz in der Bay of Islands aus hören wir kurz vor Sonnenuntergang ein Gekreische über den Bäumen. Hunderte Flughunde kreisen über bestimmten Bäumen auf der Suche nach einem Schlafplatz. Das spielt sich täglich bei Sonnenuntergang ab. Tagsüber hängen die Flughunde wie Früchte in den Bäumen und schlafen. Leider befinden sich diese Bäume auf zerklüfteten Felsen in unwegsamem Gelände und es ist nicht möglich, näher vorzudringen.
Die Bay of Islands ist wunderschön und einzigartig. Die verstreuten, dicht bewachsenen Felsen, die auf einem Sockel balancieren und über dem Wasser zu schweben scheinen, vermitteln ein surreales Bild. Das Durchfahren in teilweise engen Räumen zwischen den Felsen ist aufregend.
Unberührte Natur, kristallklares türkisfarbenes Wasser, totale Ruhe, geschützte Ankerplätze mit einem guten Holding. Wir sind überwältigt und sehr froh, hierher in die entlegene Lau Gruppe gesegelt zu sein.
Am 17. Oktober am frühen Nachmittag verlassen wir Vanua Balavu und nehmen Kurs auf Taveuni. Wir segeln die Nacht durch und ankern in der Früh an der Spitze der Westküste in der Nähe des Ortes Matei.
Fischalarm! Kaum ist die Angel im Wasser, hängt ein Wahoo dran! Er ist 110 cm lang und ziemlich schwer, wir vermuten etwa 8 kg.
Das Fleisch ist ganz weiß und zart und schmeckt hervorragend.
19. Oktober:
Die Wettervorhersagen sind günstig, weshalb wir bereits kurz vor 6 Uhr früh den Anker lichten und Kurs Richtung Savusavu nehmen, um noch vor der Dunkelheit in der 57 Seemeilen entfernten Copra Shed Marina zu sein. Wir haben zwar wenig Wind, aber aus der richtigen Richtung und wenig Welle. Mit dem Groß und dem Code Zero bei Sonnenschein ein genussvolles Segeln.
Entgegen aller Vorhersagen, wie wir es leider schon oft in Fidschi erlebt haben, schläft der Wind nach nur drei Stunden komplett ein und wir müssen die Segel bergen. Wir wollen nicht die ganze Strecke motoren und hoffen auf guten Wind für den nächsten Tag. Wir fahren in die Vatoutolu Bay hinein, die am südöstlichen Zipfel von Vanua Levu liegt und ankern. Ein Segel- und ein Motorboot liegen bereits in der großen Bucht vor Anker.
20. Oktober:
Bei Windstille holt Erwin um 6 Uhr früh den Anker herauf und wir nehmen Kurs auf Savusavu. Diesmal stimmen die Vorhersagen und nach drei Stunden kommt Wind auf, wenn auch schwacher. Der Windwinkel ist günstig und wir setzen den Code Zero und zusätzlich noch das Vorsegel. Es wird noch ein sehr schöner, entspannter Segeltag.
Am Nachmittag erreichen wir nach 51 Seemeilen die Copra Shed Marina und legen an einer Boje an.
23. Oktober:
Bisher hatten wir Glück mit dem Wetter. Seit drei Tagen regnet es viel, zum Teil tropisch heftig, aber es ist immer warm.
Unser Plan ist, hier auf ein Wetterfenster für die Überfahrt nach Neukaledonien zu warten. Neukaledonien, das uns 2019 sehr gut gefallen hat, liegt etwa am halben Weg nach Australien, unserem nächsten großen Ziel.
Sämtliche Vorhersagen für die kommenden zwei bis drei Wochen für die Überfahrt nach Neukaledonien prognostizieren wenig Wind mit vielen Motorstunden. Unser Wetterexperte rät uns, nicht auf eine Wetterumstellung zu warten, da sich eine solche derzeit in absehbarer Zeit nicht erkennen lässt.