Überfahrt von Mauritius nach Durban

4. - 18. November 2023:

4. November, 14:00 Uhr:

Es ist so weit. Wir legen Richtung Westen nach Südafrika ab! Eine anspruchsvolle Überfahrt quer über den Indischen Ozean, vorbei an Madagaskar, steht uns bevor. 

 

Der Beginn ist wenig angenehm. Der Wind kommt aus Nord-Nord-West, wir müssen hoch am Wind segeln, der Windwinkel ist zwischen 40 und 60°. Die Welle kommt von vorne seitlich, die See ist rau, es regnet immer wieder. Bei den kurzen Wegen auf dem Boot müssen wir uns ständig irgendwo festhalten, um auf den Beinen zu bleiben.

 

Am 5. November erwischt uns südlich von Reunion eine Kaltfront mit Regen. Der Wind dreht auf Süd-Süd-Ost und nimmt auf 20 - 28 Knoten zu, die Wellen sind um die 3 Meter hoch, die Abfolge mit 4-6 Sekunden sehr kurz. Wir segeln mit Groß und Vorsegel, die Nacht ist kühl.   

 

Der 6. und 7. November sind sonnig, der Wind mit 14 - 18 Knoten kommt zunehmend aus Ost, wir haben über einen längeren Zeitraum Strom mit uns, erreichen eine durchschnittliche Geschwindigkeit von 6,7 bzw. 7 Knoten in 24 Stunden. Wir segeln mit Groß und Code Zero. Es sind angenehme Segeltage mit deutlich ruhigerer See. Endlich können wir uns frei bewegen, uns mehr im Cockpit aufhalten und vor allem draußen essen.  

 

Wir haben uns noch in der Grand Baie großzügig verproviantiert. Neben den Basics haben wir vor allem französischen Käse, Baguettes, spanische Salami und Serrano, sowie Rosinenschnecken und  schokoladegefüllte Kipferl eingekauft.     

 

Ab dem 8. November ist es mit dem ruhigen Dahinsegeln schon wieder vorbei. Der Wind dreht auf Nord und legt deutlich zu, die Welle ist hoch und kommt seitlich daher. Das Boot schwankt ziemlich stark von einer Seite zur anderen, wir müssen aufpassen und uns ständig irgendwo anhalten, es ist ausgesprochen unkomfortabel. Wir rollen den Code Zero ein und segeln mit Groß und Vorsegel weiter. Wir durchqueren südlich von Madagaskar die nächste Kaltfront. 

 

9. November: Wir segeln noch immer südlich von Madagaskar. Der Wind dreht von Nord-Nord-Ost zunehmend nach West, wird mehr, in den Böen haben wir 32 Knoten. In dieser Gegend muss man alle zwei bis drei Tage mit Starkwinden rechnen, sie sind fast nicht zu vermeiden. Die See ist extrem rau. 

 

Um 18:30 Uhr beginnt das Vorsegel plötzlich zu killen und kommt auf das Deck herunter, scheint auf dem ersten Blick nicht gerissen zu sein, wir müssen das Segel bergen. Erwin vermutet, dass die Aufhängung oben beim Mast aufgegangen ist, auf den Mast hinauf zum Reparieren ist keine Option. Für den Code Zero ist der Wind zu stark und die See zu rau, wir müssen nur mit dem Groß weitersegeln. Gegen Mitternacht kann Erwin den Code Zero ausrollen, der Wind ist schwächer und die See etwas ruhiger geworden. 

 

Am 10. November werde ich um 3 Uhr früh unsanft aus dem Schlaf geholt. Der Code Zero ist komplett zerrissen! Drei schmale Teile flattern wild und laut im Wind. Wir können die Segelreste noch irgendwie einrollen, nur herunter damit. 

 

Wir ziehen Bilanz: Das Vorsegel ist zwar nicht beschädigt, kann aber nicht verwendet werden, der Code Zero ist kaputt, beim Gennaker lösen sich die beidseits angeklebten Folien großflächig ab, weshalb wir ihn in letzter Zeit nicht mehr verwendet hatten.

 

Wir beschließen, den Gennaker zu 'opfern', ihn also solange zu verwenden, bis er ganz kaputt ist, denn wir haben noch etwa eine Woche auf hoher See vor uns. Nur mit dem Groß zu segeln bedeutet deutlich langsamer zu sein und ist wegen der fehlenden Balance des Bootes problematisch. Sobald die Sonne aufgeht und wir gefrühstückt haben, wollen wir den Gennaker setzen, in der Hoffnung, dass er noch ein paar Tage hält. 

 

Das war leider noch nicht alles. Im Salon sitzend müssen wir zuschauen, wie das Dach vom Backbord-Steuerstand im Wind immer heftiger zu flattern beginnt und schließlich ein- und dann weiterreißt. Das ist vergleichsweise nur ein kleines Problem. Dann hören wir plötzlich ein lautes, metallisches Geräusch, wir suchen, woher es kommen könnte. Ich bemerke, dass der Abstand zwischen zwei der 4 Heck-Solarpaneele über dem Dinghy größer geworden ist und Erwin findet die abgebrochenen Halterungen, mit denen die Paneele auf dem Traggerüst angeschraubt waren, im Dinghy liegen. Erwin umwickelt die zwei Solarpaneele und die darunterliegende Tragkonstruktion mit einem Tau und wir hoffen, dass das Provisorium bis Durban hält und wir die Solarpaneele nicht verlieren. Eine große Welle hat offensichtlich von unten gegen die Solarpanele geschlagen und die zwei Halterungen herausgebrochen.

 

Der Versuch, den Gennaker in etwa 20 Knoten Wind zu setzen, misslingt total. Das Fall vertörnt sich und dreht sich im Wind ständig um die eigene Achse. Der Gennaker kann nicht ganz hinaufgezogen werden. Erwin muss ihn wieder herunterholen, was zur Schwerstarbeit ausufert und fast zwei Stunden dauert, weil sich die zwei Taue des Falls umeinanderwickeln und die Reibung dadurch riesig ist. Immer wieder fliegen Teile der Klebefolien davon und das Material des Segels, soweit wir es noch eingerollt beurteilen können, scheint in Auflösung zu sein. Wir müssen den Gennaker als völlig unbrauchbar abschreiben. 

 

Erwin sitzt am Trampolin, um ihn herum liegt der zerrissene Code Zero und der kaputte, sich auflösende Gennaker. Es ist ein deprimierender Anblick. Jetzt haben wir nur noch das Groß. 

 

11. November: Der Wind aus Süd-Ost kommend ist moderat mit 8 - 14 Knoten, die Welle nachfolgend, Strom in unserer Richtung. Wir kommen nur mit dem Groß gut zurecht. Eine Flaute ist vorhergesagt, die wir am 12. November auch haben. Erwin fixiert das Groß in Mittelstellung, in der Hoffnung, dass sie nicht lange anhält. Wir müssen den Motor starten. Wir können nur den Backbordmotor verwenden, der Steuerbordmotor beginnt schwarz zu rauchen - ein Hinweis auf Überlastung - und man spürt deutliche Vibrationen, sobald man den Gang einlegt. Im Leerlauf dreht der Motor problemlos hoch. Erwin vermutet ein Tau, das sich im Propeller verfangen hat.  

 

13. und 14. November: Wir sind mit einer nicht vorhergesagten Kaltfront konfrontiert. Der Wind ist in den hohen Zwanzigern, die Welle von vorne über drei Meter hoch, die See extrem rau. Das bleibt auch nach Durchzug der Front so. 

 

Das Wetter-Update von unserem Wetter-Router macht eine Strategie- und Kursänderung notwendig. Auf Durban kommt laut aktueller Vorhersage ab dem 16. November ein Tief zu. Chris Parker empfiehlt uns abzuwarten, bis das Tief bei Durban vorbeigezogen ist. Er schlägt einen nördlicheren Kurs vor und dass wir einige Stunden driften sollen, um nicht in die Starkwindzone zu kommen. Dass wir noch vor dem Tief in Durban sein könnten, erscheint mit unserer reduzierten Besegelung unrealistisch. 

 

Am 15. November ist der Wind schwach und schläft im Laufe des Tages komplett ein, wir bergen das Groß. Bei Sonnenschein und ruhiger See driften wir mit 1,5 Knoten 7 Stunden lang gemächlich Richtung Westen. Vor Sonnenuntergang setzen wir wieder das Groß, der Wind aus Nord-Ost hat etwas aufgefrischt und in der Nacht erreichen wir um die 5,5 Knoten Bootsgeschwindigkeit.

 

Am 16. November in der Früh legt der Wind plötzlich auf bis 27 Knoten zu, nach wie vor aus Nord-Ost kommend. Wir haben Probleme, den Kurs zu halten. Wenn der Wind in einer Bö stark auf das Großsegel drückt, dreht sich das Boot aufgrund der fehlenden Balance (kein Vorsegel) aus der Fahrtrichtung, wir müssen zur Kursstabilisierung den Motor dazunehmen. Erwin verändert die Segelstellung, sodass weniger Winddruck im hinteren Teil des Segel auftrifft und mehr Winddruck nach vorne wirken kann, damit ist das Boot stabiler. Es ist ziemlich stressig. Wir schauen ständig auf den Monitor. 

 

Wir sollten laut Vorhersage nicht vor dem 19. November in der Früh in Durban sein. Im Groß ist das zweite Reff. Wir kreuzen einige Stunden hin und her, sind aber trotzdem zu schnell. 

 

Am 17. November gegen 10 Uhr kommen wir in den Agulhas Strom, der vor der Ostküste Südafrikas mit 3 - 4 Knoten von Norden nach Süden zieht.

Der Wind kommt mit bis zu 28 und Spitzen bis zu 32 Knoten aus Nord, die Wellen sind geschätzt 4 Meter hoch, das Boot wird hin und her geworfen, es ist eine wilde Angelegenheit. Das Groß reißt auf einer Länge von etwa einem halben Meter ein, wir sind in Sorge. Der Riss darf unter keinen Umständen größer werden, sonst verlieren wir unser letztes Segel. Es sind nur mehr 190 Seemeilen bis Durban. Wir sind viel zu schnell. 

 

Der Wind aus Nord kommend lässt nicht nach, der Agulhas Strom sowieso nicht. Wir sind in der vorhergesagten Starkwindzone, die wir vermeiden wollten.

 

Erwin: Ingrid verschwindet plötzlich im Steuerbordrumpf und taucht mit unseren zwei Rettungswesten, die dort immer griffbereit auf dem Bett in der Bugkabine liegen, wieder auf. Jetzt ist es also wirklich ernst.

 

Wir finden uns damit ab, dass wir in der Nacht ankommen werden. Unsere ETA ist kurz nach Mitternacht. Erwin schreibt der Marina in Durban eine E-Mail um abzuklären, ob und wo wir in der Nacht im Hafen anlegen oder ankern könnten, die Anfrage bleibt unbeantwortet. 

 

Wir sind so schnell, dass wir bereits um 20:30 Uhr beim Hafen von Durban sind. Etwa 20 Cargo-Schiffe, zwischen 250-300 Meter lang, liegen vor der Hafeneinfahrt vor Anker. Mit dem Groß oben können wir nicht in den uns unbekannten Hafen hineinfahren. An ein Bergen des Segels vor der Hafeneinfahrt unter den gegebenen Umständen ist nicht zu denken. Ich müsste das Boot mit nur einem Motor bei über 25 Knoten Windstärke in den Wind stellen und Erwin müsste bei den über 4 Meter hohen, von vorne kommenden Wellen am Dach oben das Segel herunterholen. Das kann nicht gut gehen. 

 

Nach 13 Tagen auf hoher See bleibt uns nichts anderes übrig, als an unserem Ziel vorbei zu segeln. Ein heftiges Gewitter, begleitet von unzähligen, grellen Blitzen zieht rasch auf. Jetzt auch noch ein Blitzschlag, das wäre eine echte Katastrophe. Wir schalten die Bordelektrik und -elektronik bis auf Navigation und Autopilot ab, das Boot ist komplett finster, die anderen Schiffe sehen aber unser AIS-Signal am Monitor. 

 

Überraschend schläft dann der Wind komplett ein. Erwin nützt die Situation, ist sofort auf dem Dach oben und zieht das Segel herunter. Wir sind erleichtert, das Groß ist herunten, eine große Sorge weniger. Inzwischen sind wir bereits 27 Seemeilen in südlicher Richtung vom Zielhafen entfernt. Es ist 23:30 Uhr, ich mache einen Kaiserschmarrn. 

 

Wir drehen um und fahren nach Durban zurück, der Wind ist ganz schwach. Wir müssen uns gegen den Agulhas Strom mit nur einem Motor zurück kämpfen. Anfänglich kommen wir kaum voran, haben nur um die 1,5 Knoten Bootsgeschwindigkeit. Zumindest haben wir keinen Gegenwind und glücklicherweise kommt Wind aus der richtigen Richtung auf und es geht dann schneller.  

 

Südafrika

18. November 2023 - 18. Dezember 2023

21. Februar 2024 -

Durban

18. November 2023 -  18. Dezember 2023

 

18. November:

Um 7 Uhr in der Früh fahren wir nach 13 Tagen und Nächten und 1.823 Seemeilen in den riesigen Hafen von Durban hinein und legen um 7:15 Uhr am Marina-Steg an. 

 

Die Marina mit dem Point Yacht Club liegt am hinteren Ende des Hafens, direkt beim Zentrum von Durban.   

 

 

Wir werden ganz herzlich von Vince, dem Rear Commodore vom Yacht Club, empfangen. Wir bekommen von ihm einen Flyer mit den wichtigsten Informationen wie Einkaufsmöglichkeiten, Sehenswürdigkeiten, etc. und eine Flasche Rotwein.

Wir erfahren, dass die Marina selbst sicher ist, wir jedoch nicht auf die gegenüberliegende Straßenseite gehen sollen. Durban hat mit den Außenbezirken 4 Millionen Einwohner, die Kriminalität ist hoch. Touristen sind hochgefährdet. Uns wird dringend geraten, Schmuck, Mobiltelefon, Fotoapparat etc. nicht sichtbar zu tragen und nicht zu Fuß zu gehen, sondern für alle Wege ein Taxi zu nehmen. Üblich ist hier, dass man über die Uber-App ein Taxi bestellt.  

In der Marina bietet ein Taucher seine Dienste an. Da das Wasser sehr verschmutzt ist und grauslich ausschaut, ist er ganz gut im Geschäft, niemand will da ins Wasser. 

 

Für umgerechnet 25 Euro ist er zum steuerbordseitigen Propeller getaucht und hat das Tau, das sich verfangen und mit der Zeit aufgelöst hat, entfernt. 

Wir haben eine lange Liste von notwendigen Reparaturen. Erfreulicherweise gibt es hier kompetente Fachbetriebe. Die ersten Erfahrungen mit Bootselektriker, Rigger und Segelmacher sind sehr positiv, wir haben ein gutes Gefühl. Das Groß und der Lazy Bag werden repariert. Gennaker und Code Zero sind irreparabel und werden durch einen asymmetrischen Spinnaker mit 95 m2 - ein echtes Vorwindsegel - und einen Gennaker mit  75 m2 ersetzt. Leider können wir den Haul Out auch hier nicht machen und müssen mit der Reparatur des Ruders bis Kapstadt warten. Es gibt zwar einen Hardstand, wir sehen aber nur kleine Boote draußen stehen.

 

Tala Game Reserve

 

Knappe zwei Autostunden von Durban entfernt tauchen wir in das typische Südafrika ein. Die Natur und die Wildtiere lassen uns die viele Arbeit am Boot vergessen. Es ist hier Frühling und es hat viel geregnet. Alles wächst und ist üppig grün.

Die Nashörner sind den ganzen Tag damit beschäftigt, das Gras kurz zu halten. Sie fressen geräuschvoll unglaubliche Mengen, um die 65 kg pro Tag. Entsprechend groß sind ihre Häufchen, die wiederum einen großen Nutzen für die Natur haben.

 

Die Nilpferde halten sich ziemlich bedeckt, sie sind die gefährlichsten Tiere in Afrika. Sobald jemand ihr Territorium verletzt, greifen sie den Eindringling an. Bei den tonnenschweren Tieren mit den großen Hauern kann das tödlich enden. 

 

Überraschend tauchen Giraffen aus dem Buschwald auf, es werden immer mehr und sie schreiten in vollendeter Ruhe und Eleganz ganz nahe an unserem Jeep vorbei. Wir zählen 21! Uns sind rund 15 Minuten voller Harmonie mit diesen beeindruckenden Tieren vergönnt.  

Phe Zulu

 

Nur etwa eine halbe Stunde von Durban entfernt auf einer Anhöhe, von der man auf das Tal der 1.000 Hügel schaut, besuchen wir den Krokodil Park und eine Tanzvorführung der Zulus. 

Obwohl bei der Tanzvorführung der Zulus nur 8 Zuschauer sind - es liegen keine Kreuzfahrtschiffe im Hafen - geben die Burschen und Mädchen alles. Von Trommeln begleitet tanzen sie mit einer unglaublichen Hingabe und Begeisterung. 

Wir sehen eine Kolonie von Webervögeln, die eifrig an ihren Nestern arbeiten. Die Nester hängen an dünnen Zweigen über dem Wasser, so sind sie vor den Affen sicher. Die Männchen bauen die Nester und die Weibchen zerstören sie, wenn sie ihren Vorstellungen nicht entsprechen. So ist immer für eine gute Bauqualität gesorgt😊.

Umhlanga

 

2.Dezember:

Den heutigen Tag verbringen wir in Umhlanga, einer Stadt, die im Norden an Durban angrenzt, direkt am Meer liegt und zu den am schnellsten wachsenden Städten Südafrikas gehört. Luxushotels, Shopping Malls und Appartementhäuser der gehobenen Kategorie dominieren das Stadtbild. Die Stadt gilt als sehr sicher. Trotzdem sind die Absicherungen der Grundstücke gegenüber dem öffentlichen Bereich nicht zu übersehen. Hohe Zäune mit Eisenspitzen, darüber noch 5 - 6 Reihen an Elektrodrähten, die Zufahrtstore öffnen und schließen automatisch, manche davon sind bewacht, Kameras überall. 

Die Umhlanga Rocks mit dem Leuchtturm sind der älteste Teil der Stadt. Der Strand ist sauber, der Sand ist relativ grobkörnig und sehr angenehm zum Gehen. Das gleichförmige, laute Tosen der Wellen begleitet uns bei unserer ausgedehnten Strandwanderung. 

Danach gönnen wir uns einen Lunch im 'The Oyster Box'. Es ist das älteste Hotel in Umhlanga und ein echter Glücksgriff. Wir sitzen auf der überdachten Terrasse. Essen, Service, Ambiente, alles ist perfekt, es könnte nicht besser sein. Eine kühlende Wasserzerstäubung am Rand der Terrasse schafft ein angenehmes Klima.

Die Strände sind sehr gut besucht. Die mehrere Kilometer lange Strandpromenade endet im Norden beim Lagoon Nature Reserve. 

Obwohl wir schon ziemlich müde sind, wandern wir noch im Lagoon Nature Reserve durch schattigen Buschwald und über Holzstege, die ein Feuchtgebiet erschließen. Wir hören viele Vögel zwitschern, zu sehen bekommen wir aber nur wenige.  

 

Hidden Forest

 

12. Dezember:

Es hat tagelang geregnet und war windig und kühl. Heute scheint endlich wieder einmal die Sonne. Wir machen einen Ausflug zum etwa 70 km entfernten 'Hidden Forest', einem eingezäunten 23 Hektar großen Urwald, in dem etwa 150 Affen leben. Die Tiere werden gefüttert, leben aber komplett frei. Ob man sie zu sehen bekommt, hängt ganz von ihnen ab. Wir buchen eine Tour, bei der wir mit einem Guide etwa zwei Stunden lang durch den Urwald streifen. Schon bei der Zufahrt zum 'Hidden Forest' sind uns kreisende Adler aufgefallen und nun erfahren wir, dass die Adler sich die kleinen Affen von den Bäumen holen. Die Affen haben aber dazugelernt. Sie bleiben in kleinen Gruppen und sobald sie einen Adler erspähen, stoßen sie Alarmschreie aus, um die anderen Gruppen zu warnen. Wir werden Ohrenzeugen eines solchen 'Adler-Alarms'. Wir sehen keine Affen im Blätterdickicht, hören aber über uns ein abwechselnd von mehreren Seiten kommendes  ohrenbetäubendes, aufgeregtes Gebrüll. Wir bleiben stehen und hören minutenlang zu.  

Die Lemuren sind auf der Insel Madagaskar heimisch und die am stärksten vom Aussterben bedrohte Säugetierart.  

Heute sind viele Ringelschwanzlemuren zu sehen. Laut unserem Guide lieben sie die trockene Erde und nehmen gerne ein Sonnenbad.

 

 

uSaka Marine World

 

14. Dezember:

Wir fahren mit einem Uberauto - die für unsere Begriffe spottbillig sind - einige Kilometer zur Marine World, das ist eine weitläufige Anlage mit der Sea World (Aquarium, Delphin- und Seehund-Shows, etc.) und dem 'Wet'n Wild'-Teil zum Schwimmen und mit Wasserwegen, in denen mit kleinen Schlauchbooten herumgefahren wird. Es gibt jede Menge Souvenirgeschäfte und Restaurants. Für einen normalen Wochentag sind sehr viele Besucher unterwegs. Die Anlage wird gut überwacht und gilt als sicher. 

 

Das Aquarium gehört zu den weltweit größten. Die Vielfalt und die Zahl der gezeigten Meerestiere ist beeindruckend. Erfreulicherweise haben die Tiere viel Lebensraum zur Verfügung.

Der Strand ist ebenfalls sehr gut besucht, obwohl der Wind ziemlich bläst und der Sand aufgewirbelt wird. 

 

18. Dezember 2023:

Wir fliegen nach Wien. Der Flug dauert 19 Stunden. Wir wollen bis Mitte Februar in Wien bleiben. Unsere 'Crocodile' bleibt in der Marina in Durban. Wir haben Pam, eine weiße Südafrikanerin, die sich in Abwesenheit der Eigner um Boote in der Marina kümmert, engagiert. Sie wird unsere 'Crocodile' außen und innen pflegen und auch darauf achten, dass der Entfeuchter funktioniert. Sie macht auf uns einen viven Eindruck, wir haben ein gutes Gefühl bei ihr. Wir freuen uns auf Wien!

 

20. Februar 2024:

Heute geht es wieder zurück nach Durban. Die zwei Monate in Wien sind wie im Flug vergangen. Erwin hatte in Wien Vieles für das Boot besorgt, was wir in den 4 Koffern (jeder mit maximal 23 kg) unterbringen mussten. Wir machen uns Sorgen wegen des Zolls bei der Einreise.

 

Erwin hat ein Paket mit Bootsutensilien von England nach Südafrika schicken lassen und hat Sage und Schreibe 29 (!) E-Mails vom Zoll bekommen, einige mussten beantwortet werden und Dokumente waren zu schicken. Schlussendlich ging das Paket zollfrei durch.

 

Mit unseren Spinlock Rettungswesten hatten wir Pech. Weil es unterwegs keine Servicemöglichkeit gegeben hat, hatten wir sie nach Wien mitgenommen. Auf dem Flug von Durban nach Wien gab es mit den Rettungswesten kein Problem. Von Wien nach Durban aber schon. 

 

Wir waren bereits mitten im Security-check, als Erwin einen Anruf bekommen hat, dass sich zwei unserer Koffer beim Lost and Found Schalter befinden, weil bei der Durchleuchtung verdächtiges Material festgestellt wurde, das entfernt werden muss. Wir hetzten zum Lost and Found Schalter. Das verdächtige Material waren die CO2-Kartuschen in den Rettungswesten. Mit dem CO2 werden die Westen automatisch aufgeblasen, sobald man mit ihnen ins Wasser fällt. Sie halten im Falle einer Bewusstlosigkeit den Kopf über Wasser. Der Inhalt einer Kartusche entspricht etwa 3 bis 4 tiefen Atemzügen CO2 mit moderatem Druck, um die Westen aufzublasen, eigentlich keine Gefährdung. Die Kartuschen mussten entfernt werden, trotz aller Erklärungen. Die CO2-Kartuschen dürfen weder im Gepäck noch in der Kabine transportiert werden. Bei zwei Westen konnte Erwin die Kartuschen entfernen, bei den zwei kleineren Westen war das nicht zerstörungsfrei möglich, wir mussten sie verwerfen. Fazit: Das Service der 4 Spinlock Westen hat rund 800 Euro gekostet, jetzt haben wir zwei funktionslose Rettungswesten. Aber: Schlimmer geht immer. Zum Glück hatte Erwin seine österreichische Mobilnummer, die ja nur noch bis zum Abflug valid war, beim Einchecken angegeben. Sonst wären die zwei Koffer beim Lost and Found Schalter in Wien geblieben. Wir haben vor dem Abflug die Bedingungen für Fluggepäck genau gelesen, die CO2 Kartuschen werden darin nicht erwähnt, aber explosive und brennbare Flüssigkeiten und Gase, das ist ja verständlich. 

Durban

21. Februar - 30. März 2024:

 

21. Februar 2024:

Am späten Nachmittag landen wir in Durban. Wir laden jeweils zwei Koffer auf einen Trolly, Erwin hängt sich die Kamera um den Hals, und wir gehen zum Ausgang. Beim Zoll steht schon eine Schlange, wir schauen wie zwei unverdächtige blasse Touristen aus und werden freundlich durchgewunken. Wir besorgen zwei SIM-Karten, trinken einen Kaffee und ein freundlicher Taxifahrer findet uns. Am Abend kommen wir in der Marina an. Pam hatte nicht zu viel versprochen, die 'Crocodile' ist top gepflegt. Das ist nach einem langen Flug und einer langen Abwesenheit unglaublich angenehm. Es ist auch am Abend noch drückend schwül und heiß, wir packen unsere vier Koffer aus uns sind in kurzer Zeit schweißnass.

 

Das Boot muss aus dem Wasser. Das ist in Südafrika nicht einfach. Erfreulicherweise ist der Haul out in Durban doch möglich. Wir bekommen einen Termin für den 11. März. Für jeweils ein größeres Boot ist die Kapazität vorhanden. Das Steuerbordruder, das wir in Indonesien beim Ankern in der Bucht von Debut gekürzt hatten, muss repariert werden. Die Propellereinstellung muss geändert werden. Die Propeller sind zu steil eingestellt, dadurch kommen wir nur auf 2100 Umdrehungen/Minute, ideal wären 3000. Das heißt, wir können nur etwa zwei Drittel unserer Motorkraft nutzen, das kann in kritischen Situationen problematisch sein. Das Antifouling der Rümpfe muss eventuell erneuert werden. Wir wollen die Außenflächen professionell wachsen und polieren lassen. Das Boot schaut dann wieder aus wie neu. Wenn das alles gemacht wird, dann können wir so bis in die Karibik segeln.

 

Wir wollen die Zeit nützen und für ein paar Tage auf Safari gehen. Relativ gut von Durban erreichbar ist das Hluhuwe Umfolozi Game Reserve, in dem man mit Glück die Big Five (Löwe, Elefant, Büffel, Nashorn und Leopard) sehen kann. Es ist das älteste und nach dem Kruger Nationalpark das zweitgrößte Game Reserve in Südafrika. Es ist sehr gut bewertet. Man wohnt bevorzugt in St. Lucia, von wo aus die Safaris starten. 

 

 

St. Lucia

 

28. Februar - 1. März 2024:

St. Lucia liegt 250 km nördlich von Durban im iSimangaliso Wetland, das als Weltnaturerbe gelistet ist. 

 

Wir haben uns ein Zimmer im Heritage House, einem kleinen Hotel mit viel Charme ausgesucht. Eine gute Wahl. 

 

Entgegen unseren Erwartungen - wir haben einen kleinen, ruhigen Ort erwartet - ist St. Lucia zwar klein, aber sehr touristisch. Es ist praktisch immer Hochsaison.  

 

iSimangaliso Wetland

 

Am ersten Nachmittag machen wir eine Bootsfahrt am Lake St. Lucia. Der Lake St. Lucia hat eine Ausdehnung von etwa 60 km Länge und 30 km Breite, die Verbindung zum Indischen Ozean verlandet manches Mal über Jahre und ist dann wieder offen, wodurch Haie einwandern. Der See ist nur 1,5 bis 2 Meter tief.

 

Am Ufer sehen wir viele Vögel, auch Fischadler und Vögel mit wunderschönen bunten Federn. Das Wetland ist ein wahres Vogelparadies. 

Mit dem Boot kommen wir ganz nahe an die Nilpferde heran. Die Tiere sind massig. Das laute, dröhnende Brüllen - sie haben ja einen riesigen Resonanzkörper - beeindruckt uns. Sie können bis zu 1.800 kg schwer werden.

 

Die Nilpferde halten sich tagsüber zum Schutz ihrer Haut im Wasser auf. Dominante Männchen töten ihre Konkurrenten, um ihre Stellung zu behaupten.  

Wenn sie so ruhig im Wasser liegen, würde man nicht vermuten, dass sie sich an Land unglaublich schnell fortbewegen können.    

 

Zwischen 8 Uhr abends und Mitternacht kann es passieren, dass man auf den Straßen von St. Lucia auf Nilpferde trifft. Sie kommen in der Dunkelheit an Land, um Gras zu fressen. Sie können bis zu 45 km/h schnell laufen. Sie sind sehr gefährlich. Die einzige Chance, einem angreifenden Hippo zu entkommen ist, irgendwo hinauf zu klettern. 

Den ersten Tag beenden wir mit einer Sunset-Safari durch den iSimangaliso Wetland Park. Wegen der Überschwemmungen in den vergangenen Tagen können wir nicht viel auf unbefestigten Wegen fahren, sondern müssen zumeist auf der Straße bleiben. Das entpuppt sich nicht unbedingt als Nachteil. Manche Tiere ziehen das saftige, kurze Gras am Streifen neben der Straße dem höheren dahinter vor. Unser Guide nähert sich den Tieren langsam und vorsichtig, sodass sie nicht sofort die Flucht ins Hinterland ergreifen.     

Ein brunftiger Elefantenbulle fühlt sich offensichtlich durch uns irritiert. Er versperrt uns die Weiterfahrt auf der Straße und kommt auf das Heck unseres Jeeps zu. Erwin und ich sitzen hinten,  der Bulle macht Drohgebärden, ist uns ziemlich nah, viel näher wollen wir ihn nicht mehr haben. Unser Guide kennt den Bullen, hat die Situation im Griff.  

Mit Blick auf den Lake St. Lucia genießen wir den Sonnenuntergang. 

Auf der Rückfahrt begleitet uns von den kilometerlangen, mit Seerosen bewachsenen Gewässern beidseits entlang der Straße ein lautes Quaken zigtausender Frösche, es klingt harmonisch und stimmig mit der Landschaft. Ein langer, erlebnisreicher Tag geht zu Ende. Wir fallen hundemüde ins Bett.

 

Hluhuwe Umfolozi Game Reserve

 

29. Februar:

Wir müssen zeitig aus den Federn. Um 5 Uhr Früh werden wir von einem Guide vom Hotel abgeholt. Heute steht das Hluhuwe Umfolozi Game Reserve am Programm. Im offenen Jeep bläst der Fahrtwind unerbittlich durch und es ist kalt. Der Guide teilt Decken aus. Bis etwa 9 Uhr bleibt es ungemütlich. Bei der Zufahrt zum Naturschutzgebiet bleiben einige Jeeps stehen. Sie haben ganz kurz ein Rudel afrikanischer Wildhunde gesehen. Die sind sehr scheu, immer in Bewegung und schon wieder weg. 

Bei einer Picknickstelle deckt unser Guide den Tisch und es gibt Frühstück mit Kaffee, Tee, Müsli, frischen Früchten, Yoghurt und Muffins. Die Affen nützen die Picknickstellen ebenso. Wenn sie zu frech werden, werden sie von den Guides mit einer Steinschleuder verscheucht.

 

Das Game Reserve ist riesig und die Landschaft schön und abwechslungsreich. Es gibt 5 Ökosysteme mit unterschiedlicher Vegetation und vielen Tieren. Jetzt ist die Wet Season und daher ist fast alles üppig grün. Wir sehen viele Tiere aus nächster Nähe. Häufig können wir Gruppen von Impalas, Warzenschweinen, Zebras und Nashörnern beobachten.

 

Leider ist das Wildern im Naturschutzgebiet ein großes Problem, ganz besonders sind die Nashörner davon betroffen. Unser Guide sagt, dass etwa 300 (!) Nashörner pro Jahr gewildert werden. Ihre Hörner erzielen hohe Preise in China und Vietnam. Da das Gebiet Staatseigentum ist und auch vom Staat verwaltet wird, scheint es schwierig zu sein, effiziente Maßnahmen gegen das Wildern durchzusetzen. Es betrifft ja die selben Menschen, von denen die Führungsschichten wieder gewählt werden wollen. Auch die allgegenwärtige Korruption spielt eine große Rolle. 

 

Wir kommen an einer Stelle vorbei, wo ein Zebra regungslos da steht und auf ihr totes Junges, das vor ihr am Boden liegt, schaut. Auf dem ersten Blick sieht es unverletzt aus. Es ist ein  trauriger Anblick. Das kleine Zebra dürfte schon einige Zeit tot sein, denn unser Guide ist gezielt zu dieser Stelle gefahren. Die Situation berührt uns sehr. 

  

An einer Wasserstelle sammeln sich Zebras, Büffel, Warzenschweine und Gnus. Die Büffel sind im Wasser. Sie bedecken ihre Haut zum Schutz vor der Sonne mit Schlamm.  Die afrikanischen Büffel sind im Gegensatz zu den asiatischen keine Wasserbüffel. 

Zu Mittag grillt unser Guide Steaks und  Bratwürste. Dazu gibt es verschiedene Beilagen und Salate. Die Versorgung während der Safaris ist ausgezeichnet. Die Affen sind natürlich auch wieder da. 

 

östliches iSimangaliso Wetland 

 

1. März:

Heute starten wir zu einer christlicheren Zeit. Nach einem Verwöhnfrühstück auf der Veranda im Heritage House fahren wir durch das östliche iSimangaliso Wetland bis zum Cape Vidal am Indischen Ozean.  

Eine kleine Gruppe weiblicher Antilopen (Kudus) beobachtet uns von einem Hügel aus. Es sind sehr anmutige Tiere.

Ob Elefanten in der Nähe sind merkt man daran, dass abgerissene Vegetation herumliegt und ebenso ihre Droppings. Ein Elefant frisst pro Tag etwa 350 kg Grünes und macht entsprechende Haufen, diese sind nicht zu übersehen. Wir schauen einem Elefanten beim Fressen zu. Wir sehen allerdings nur seinen Rüssel im dichten Buschwerk, das sieht recht witzig aus. Der Rüssel tastet herum und zieht geschickt einen großen Ast herunter, wobei alles Buschwerk rundherum raschelt und schwankt. Hier gibt es viele Elefanten. Damit die Population nicht zu groß wird, werden Kontrazeptiva eingesetzt.  

Beim Cape Vidal haben wir Gelegenheit, etwas am Strand auszuspannen. Danach gibt es einen ausgiebigen Lunch, bevor wir die Rückfahrt nach St. Lucia antreten.   

Es ist unglaublich, was unser Guide alles sieht. Er bleibt plötzlich stehen und nimmt ein winziges Chamäleon auf seine Hand. Süß, wie es sich an den Fingern von Lindoo festhält. Wir sind fasziniert. 

Drei erlebnisreiche Tage sind zu Ende, es geht wieder zurück nach Durban in die Marina. Von den Big Five haben wir drei Großtiere gesehen. Von unserem Guide erfahren wir, dass hier gar keine Löwen vorkommen. Um einen Leoparden zu sehen, braucht man viel Glück, das hatten wir dieses Mal leider nicht. Macht nichts. Wir haben viele schöne Tiersichtungen gehabt.  

 

4. März:

Heute wurden die Segel und der Lazy Bag von UK Sailmakers geliefert. Die Reparaturen am Groß sind sehr gut und sorgfältig durchgeführt worden, ebenso die Reparaturen am Lazy Bag. Das Groß wurde in Neuseeland von North Sails vor eineinhalb Jahren an den selben Stellen repariert, der Lazy Bag dort sogar neu angefertigt. Leider war die Qualität nicht besonders.

 

Zusätzlich haben wir von UK Sailmakers zwei neue Segel machen lassen. Einen Gennaker mit 75 m2 und einen asymmetrischen Spinnaker mit 95 m2. Mit letzterem haben wir noch keine Erfahrung, dieses Segel verlangt eine besondere Technik beim Setzen und Bergen. Es ist ein echtes Vorwindsegel und soll uns über den Südatlantik ziehen. So ein Segel hatten wir bisher noch nicht. Wir versprechen uns sehr viel davon und es wird sicher aufregend, wenn wir ihn zum ersten Mal setzen. 

 

Das ist nicht unser Felix, er hat ja ein neues Zuhause in Wien bei Junee und Ludwig, sondern Domino vom Boot am Steg gegenüber. Er komm täglich mehrmals zu uns herüber und holt sich ein paar Streicheleinheiten. Er hat ein wunderschönes, weiches Fell, ist sanft und kuschelig. Er fühlt sich sehr wohl bei uns und wir freuen uns, wenn er uns besuchen kommt. 

 

Die Mehlspeisen-Abteilung im Supermarkt hat uns beeindruckt. Die Torten haben eine gigantische Höhe und sind an Üppigkeit kaum zu überbieten. Ein Tortenstück kann gar nicht so schmal geschnitten werden, dass es nicht mehrere Tausend Kalorien hat. Gewichtszunahme ist garantiert 😊

11. März: 

Wie geplant fahren wir am Nachmittag bei Flut zum Hardstand hinüber. Den Haul Out kann man nur als abenteuerlich bezeichnen. Das Equipment ist zusammengebastelt, schaut uralt aus, aber es funktioniert. Das Ganze erinnert uns an den Haul Out in der Vuda Marina in Fidschi. Wir müssen unser Boot vorsichtig über einer massiven Plattform aus Eisentraversen  positionieren. Zum Glück haben wir nur rund 10 Knoten Wind und keine Böen. Die Position der Kiele wird von Tauchern kontrolliert. Wir warten, bis die Flut zu sinken beginnt und sich unser Boot auf das  Gestell kraftschlüssig absenkt. Dann wird die Plattform mit unserer 'Crocodile' mit einem 4:1 Flaschenzug und einer Motorwinde an Land gezogen. Die ganze Aktion dauert eine knappe Stunde. 

Der Schaden am steuerbordseitigen Ruder ist größer als wir erwartet haben, es ist um 24 cm kürzer (Ruderlänge 100 cm). Während auf den Rümpfen relativ wenige Barnacles sind, sind die Propeller dicht mit Seepocken besiedelt. Das Boot ist 10 Wochen in der Marina gelegen und das hat eben Folgen.

 

12. - 14. März:

Erwin hat die Steigung der Propeller verringert. Dafür musste er einen Propeller wieder komplett zerlegen. Das ist eine Arbeit, die man praktisch nicht delegieren kann. Wir erhoffen uns dadurch deutlich bessere Motorleistungen und dass wir 3000 Umdrehungen erreichen. Die Leute von Rob, dem Hardstand-Manager, haben das Ruder repariert, haben einen frischen Anstrich Antifouling auf den Rümpfen, den Kielen und auf den Rudern aufgetragen. Die Seitenwände außen und innen  wurden gewachst und poliert. Das ging alles sehr zügig in nur drei Tagen. Rob konnte uns CO2-Kartuschen für unsere zwei verbliebenen Rettungswesten besorgen, eine große Erleichterung. 

  

15. März:

Den Splash - nur bei Flut möglich - haben wir um 6:30 in der Früh. Es  ist windstill, das ist sehr angenehm und alles verläuft problemlos. Wir fahren wieder zu unserem alten Platz in der Marina hinüber. Kaum hat Erwin das Boot vertäut, springt auch schon Domino zu uns auf das Boot und begrüßt uns schnurrend. 

 

Nachdem wir zuletzt viel auf dem Boot waren hatten wir den dringenden Wunsch, uns die Beine zu vertreten. Wir haben einen dreitägigen Ausflug zu den Drakensbergen (den Drachenbergen), die als UNESCO Weltnaturerbe gelistet sind, gebucht. Es ist ein riesiges Bergmassiv, das höchste in Südafrika mit einer Nord-Süd-Ausdehnung von etwa 1.000 km. Die Erhebungen gehen bis über 3.400 m. Die Three Tree Hill Lodge wird uns im Marina Office empfohlen und sie ist im Internet sehr gut beschrieben. Erwin ruft an und erzählt, dass wir um die Welt segeln. Simon Blackburn, der Eigentümer der Lodge, ist Segler und hat sein Boot auch in der Marina liegen. Für uns als quasi Seglerfreunde bekommen wir einen großzügigen Preisnachlass.

   

Wir frühstücken, packen die Wandersachen ein und holen zu Mittag das Leihauto von Avis. Wir sind angenehm überrascht, das Auto ist neu, hat gerade einmal 2.000 km. 

 

 

Drakensberge 

 

15. - 18. März:

Am späten Nachmittag, nach etwa 250 km, kommen wir in der Three Tree Hill Lodge, die Platz für 24 Gäste hat, an. Sie liegt ziemlich abgelegen, aber wunderschön auf einem Hügel in 1.200 m Seehöhe, umgeben von Wildnis mit Zebras und Antilopen und naturbelassenem Weideland. Wir sind begeistert. Unsere Erwartungen werden mehr als erfüllt. Die Stimmung: Afrika pur.  

Die Lodge ist wunderbar. Simon und Sheryl Blackburn haben ein Paradies geschaffen. Alles ist stimmig, das Personal, ob schwarz oder weiß, ist von einer natürlichen und entspannten Freundlichkeit. Die Küche ist hervorragend und gesund, es werden ausschließlich Produkte aus der Region verwendet.

 

In dem Anwesen befindet sich die 'Molly Blackburn Library' mit einer beeindruckenden Sammlung hochinteressanter Bücher. Molly Blackburn, Simons Mutter, war eine mutige und heldenhafte Kämpferin gegen die Apartheid und in Südafrika eine große Persönlichkeit. An ihrem Begräbnis nach einem tragischen Verkehrsunfall nahmen 20'000 Menschen teil.

 

16. März:

Für heute haben wir uns den Tugela Gorge vorgenommen. Die Ausblicke auf die Felsformationen sind gewaltig. Es ist eine traumhafte Wanderung, leider können wir aus Zeitgründen - wir sind viel zu spät gestartet - nicht bis zu den Tugela Falls gehen. Das uns mitgegebene Picknick ist liebevoll zusammengestellt, kein Stück Plastik wird zum Verpacken verwendet, das Wasser in den Thermobehältern ist angenehm kühl. 

Das Autofahren auf den Straßen der Drakensberge-Region ist gewöhnungsbedürftig. Es gibt erstaunlich viele und große Schlaglöcher, denen wir auszuweichen versuchen, was nicht immer gelingt bzw. möglich ist. An einigen Stellen müssen wir auf Schritttempo herunterbremsen und das ist immer noch zu schnell. Geschwindigkeitsbeschränkungen sind eher die Ausnahme, dafür gibt es  'Schwellen' über die gesamte Straßenbreite, meist in der Nähe von Ortschaften, um die Autofahrer zu zwingen, die Geschwindigkeit zu reduzieren. Manchmal kündigen sich die Schwellen durch drei niedrigere Schwellen kurz davor an, aber nicht immer. Nicht alle Schwellen sind durch weiße Streifen sichtbarer gemacht. Einmal haben wir so eine Schwelle übersehen und wurden gewaltig durchgerüttelt.    

17. März:

Auf dem Rundwanderweg 'Tiger Falls' sind wir 4 Stunden unterwegs. Auch hier sind wir von den Felsformationen fasziniert.  

Am Ende des Tiger Fall Tracks kommen wir zu den 'Cascades'. Wenn es wettermäßig passt, nehmen hier viele ein erfrischendes Bad.  

18. März:

Nach dem Lunch treten wir wieder die Fahrt zurück nach Durban an. Die Drakensberge-Region hat uns sehr gut gefallen. Es gibt unzählige Wanderungen, über Kettenleitern, durch Höhlen, in denen man im eigenen Zelt übernachten kann, und vieles mehr. 

 

20. März:

Unsere 'Crocodile' ist bereit und wir warten auf ein Wetterfenster für die Weiterfahrt zu unserem nächsten Ziel, East London, rund 250 Seemeilen. Wir haben Kontakt zu Des, der 40 Jahre diese Küsten hinauf- und hinunter gesegelt ist. Er ist ein echter Experte für das Wetter in dieser Weltgegend und er teilt sein Wissen sehr freundlich und kostenlos mit Seglern, die ihn um Rat bitten. Die Strecke ist sehr anspruchsvoll und nicht ungefährlich. Die Küste ist abweisend und die Brecher rollen unaufhörlich heran. Auf dem Weg nach Kapstadt gibt es ab Durban 4 Häfen bzw. Buchten, die man ansteuern kann, dazwischen gibt es keine Möglichkeit, dem Wetter auszuweichen.

 

Wir schauen uns täglich die Wetterprognosen an. Ein Wetterfenster für zwei Tage scheint es zuerst am Mittwoch zu geben, dann eher doch Donnerstag, Freitag nein, schließlich ist es der Samstag, der am günstigsten ausschaut. Auf ein besseres Wetterfenster wollten wir nicht mehr warten, wir waren schon zu lange in Durban.

 

Laut Wettervorhersagen soll es am Samstag, dem 30. März, in der ersten Tageshälfte schwachen Gegenwind geben, dann dreht der Wind auf Nord-Ost und bleibt bis Sonntag in der Früh auf Nord-Ost und legt an Stärke bis 35+ Knoten zu, um danach Montag früh wieder auf Süd-West zu drehen, das würde für uns Gegenwind bedeuten. Bevor der Wind wieder auf Süd-West dreht, müssen wir in East London sein. Wir haben also nur ein schmales Wetterfenster von Samstag früh bis Montag früh, also knapp 48 Stunden für die rund 270 Seemeilen. Den in unsere Fahrtrichtung nach Süd-West setzenden Agulhas-Strom mit rund 3+ Knoten erwarten wir etwa 15 Seemeilen offshore. 

 

 

30. März:

Um 6:45 legen wir von der Marina ab. Bei Süd-West-Wind mit 3-10 Knoten, also leichtem, wechselndem Gegenwind und wenig Welle segeln wir teils mit Vorsegel und Motorunterstützung Richtung Süden, es ist bewölkt und wir sind guter Dinge.

 

Wie vorhergesagt, dreht der Wind am frühen Nachmittag über Süd-Ost auf Nord-Ost. Gegen 20 Uhr kommen wir in den Agulhas-Strom. Wir erreichen mit Vorsegel bei Windstärken um 14-18 Knoten bis zu 10 Knoten Bootsgeschwindigkeit. Die Wellen von achtern sind niedrig, das Boot gleitet leise und ruhig über die Wellen, es ist eine sehr angenehme Segelnacht. 

 

31. März:

In der zweiten Nachthälfte legt der Wind kräftig zu. Wir haben bis zu 35+ Knoten Wind, die Wellen haben sich zunehmend aufgebaut und sind nun bis zu 4 Meter hoch. Die Bootsgeschwindigkeit ist zwischen 10-12 Knoten, einige Male haben wir eine maximale Geschwindigkeit von 14 Knoten. 

 

Der Wind bleibt stark, nimmt noch zu, der Himmel ist wolkenlos. Die Wellenberge, die auf das Heck zukommen, sind gewaltig, es wird eine zunehmend wilde Angelegenheit. Die allermeisten Wellen ducken sich unter das Heck, manche jedoch steigen in das Cockpit ein. Das Cockpit wird mehrmals überschwemmt. Das Wenige, das noch nicht gesichert war, fällt jetzt herunter.

 

Wir hatten gehofft, am Montag, dem 1. April zeitig in der Früh in East London anzukommen, wollten nicht im Finstern ankommen, es lässt sich aber nicht vermeiden, wir waren mit dem Starkwind und Strom viel schneller als erwartet. Unsere ETA ist Sonntag 20 Uhr, da ist es bereits stockfinster. In der Nacht in einen unbekannten Hafen einzulaufen ist immer nervenaufreibend.

 

East London

 

31. März -  14. April 2024:

Kurz nach 20 Uhr laufen wir in den Hafen, der sich im Buffalo River befindet, ein. Er ist gut beleuchtet, wir halten uns in der Mitte des Flusses und lassen kurz vor dem Buffalo River Yacht Club den Anker fallen.

 

Um 1 Uhr früh Ankeralarm, Erwin hat den Radius des Ankerkreises mit 40 Metern zu knapp gesetzt, er vergrößert ihn auf 60 Meter und der Rest der Nacht ist ungestört. 

 

Buffalo River Yacht Club

 

1. - 14. April:

Nach dem Frühstück holen wir den Anker auf und fahren zum Yacht Club hinüber. Der Yacht Club hat nur einen Steg auf dem nur ein Platz frei war, der wurde für uns reserviert, nachdem Erwin beim Commodore des Yacht Clubs per E-Mail angefragt hatte. Wir sind sehr froh, dass wir am Steg mit Strom und Wasser liegen können und nicht an einer Boje im Fluss. Der Yacht Club wirkt recht charmant und familiär. 

 

Am Vormittag besuchen wir den Commodore auf seinem Boot  und werden sehr herzlich aufgenommen. Peter ist ein waschechter Südafrikaner, er gibt uns viele Tipps. Auch hier ist Sicherheit das große Problem und wir sollen immer ein Taxi nehmen. Der Yacht Club selbst ist sehr sicher. 

 

Hogsback

 

3. - 5. April:

Zu Mittag mieten wir ein Auto und fahren nach Hogsback, einem Erholungsort auf 1200 m Seehöhe in den Bergen, der rund 150 km von East London entfernt ist. Der Name wird von der Form der Bergrücken abgeleitet, die (mit viel Fantasie) an drei Schweinerücken erinnern. Es ist wunderschön und friedlich hier oben. Es gibt viele attraktive Wanderwege und wir nützen es wieder einmal, ausgiebig unsere Beine zu bewegen. Wir wandern stundenlang durch den Urwald, hin und wieder begleitet von lautem Affengebrüll. Die Affen sind nicht zusehen, sie sind irgendwo in den Bäumen. 

Wir haben uns ein Zimmer im 'The Edge Mountain Retreat' genommen. Einige Zimmer befinden sich direkt an der Felsenkante. Der Ausblick ist atemberaubend, insbesondere der Blick von der Dusche im Freien in die Tiefe. Erstaunlich, dass das überhaupt erlaubt ist. 

Leider ist für die nächsten Tage ein Temperatursturz und Regen vorhergesagt. Wir wären gerne ein paar Tage länger hier geblieben. 

Überall im Ort werden Schweinchen als Souvenir angeboten. Sie sind aus gebranntem Ton und individuell bemalt. Wir kommen vom Wandern zurück und bis zum geparkten Auto haben wir 7 Schweinchen. Die Verkäufer sind freundlich und beharrlich und wir bringen es nicht übers Herz, sie abzuwimmeln. Unsere Menagerie hat lediglich 15 Euro gekostet und 7 Verkäufer glücklich gemacht. 

6. April:

Es ist kalt, windig und es regnet. Wir werden noch einige Tage im Buffalo River Yacht Club bleiben müssen, bevor wir weiter nach Knysna segeln können. Die Einfahrt in die Lagune von Knysna ist sehr gefährlich und sie kann nur bei optimalen Bedingungen passiert werden.     

14. April:

Heute, Sonntag, segeln wir weiter Richtung Süden. Unser nächstes Ziel ist das etwa 280 Seemeilen entfernte Knysna. Wir planen, am Dienstag in der Früh mit einströmender Flut in die Lagune hineinzufahren. Sollten wir es nicht schaffen, zum richtigen Zeitpunkt vor der Einfahrt zu sein oder sich die Bedingungen (Wellen, Wind) zum Negativen verändern, müssten wir weiter zur Mossel Bay segeln. Wir sind in Kontakt mit dem 'Einfahrtsexperten' in Knysna, der die lokale Situation wie seine Westentasche kennt.

 

Die letzten Tage waren die Wellen vor dem Hafen von East London sehr wild, ein Kreuzfahrtschiff, das hinausgefahren ist, wurde ganz kräftig durchgebeutelt. Wir hoffen, dass heute die See ruhiger ist. Die Vorhersagen sind soweit gut.

 

Um 9:30 Uhr kommt Peter, Commodore vom Yacht Club, zum Steg und macht nach einer sehr herzlichen Verabschiedung und guten Wünschen für die Einfahrt in Knysna unsere Leinen los, wir legen ab.  Der Wind kommt mit 17 - 20 Knoten aus Ost-Nord-Ost, die Wellen anfänglich unangenehm von der Seite, die See ist rau. Im Laufe des Tages haben wir die Wellen zunehmend von achtern, wir  haben den Agulhas Strom mit 2+ Knoten mit uns und machen nur mit dem Vorsegel sehr gute Geschwindigkeit, die man kaum spürt. Das Boot ist sehr leise und ruhig. Bereits in der Nacht, wesentlich früher als erwartet, ist der Agulhas Strom nicht mehr spürbar, was uns nicht viel ausmacht, denn wir waren ohnehin zu schnell.

 

15. April:

Anders als vorhergesagt, ist der Wind nun deutlich schwächer und wir sind in einem Gegenstrom des Agulhas Stroms geraten. Des, der uns seit Durban auf den Küstenstrecken Südafrikas wettertechnisch berät, informiert uns über einen küstennahen Teil des Agulhas Stroms in Südwestrichtung. Wir nähern uns bis auf etwa 6 Seemeilen der Küste und finden tatsächlich den Strom mit etwa 0,7 Knoten in unserer Richtung. Trotzdem müssen wir über längere Strecken einen Motor dazunehmen, da der Wind fast gänzlich einschläft. Wir müssen am 16. April um 8 Uhr früh vor der Einfahrt von Knysna sein, das ist kein Problem, es geht sich aus.

 

Kurz vor Sonnenuntergang bemerken wir, dass wir etwa 20 Meter hinter uns zwei große, gelbe Bojen, die mit einem dicken Tau verbunden sind, vom Heck der Backbordseite mitschleppen. Das ist ein Schock. Wir gehen mit dem Motor, es läuft der Steuerbordmotor, sofort in den Leerlauf und bergen das Segel. Durch den achterlichen Wind machen wir immer noch erhebliche Fahrt. Da sich das Tau offensichtlich am Propeller verfangen hat, ist es rund einen Meter unter der Wasseroberfläche. Beim Versuch, mit dem Bootshaken das Tau an die Oberfläche zu bringen,  merkt Erwin den unglaublich starken Zug, der ihn ins Wasser reißen würde, so geht es unmöglich. Den Bootshaken kann Erwin gerade noch retten, er ist für diese Aktion viel zu schwach. Durch die Belastung ist der Propeller in höchster Gefahr. 

Es ist alles andere als einfach, das Tau, an dem die Bojen hängen, aus dem Wasser heraus zu bekommen, um es durchschneiden zu können. Ich steuere das Boot so, dass das Tau vom Backbordheck seitlich nach achtern in der Strömung liegt. Erwin beschwert ein Ende eines Taus mit schweren Schäkeln, sichert das andere Ende an der Heckklampe und wirft es vor dem Tau mit den Bojen ins Wasser. Das beschwerte Ende sinkt ab und wird durch die Strömung unter dem Tau mit den Bojen durchgetrieben. Erwin kann das andere Ende mit dem Bootshaken heraufholen. Jetzt geling es, das Tau, an dem die Bojen hängen, aus dem Wasser zu heben. Da der Zug darauf nach wie vor groß ist, kann es Erwin problemlos durchschneiden. Wir sind mehr als erleichtert. Es hat ungefähr 40 Minuten gedauert, aber die beiden großen Bojen sind wir los. Das Tauende, das sich mit einer Schleife am Propeller verfangen hatte, ist nun nicht mehr unter Spannung und löst sich von selbst, wir sehen es ebenfalls wegtreiben, gottseidank. Mit nur einem Motor hätten wir nicht nach Knysna hineinfahren können. Wir starten den backbordseitigen Motor, er läuft rund, es sind keine Vibrationen zu spüren, der Propeller hat keinen Schaden genommen.

 

16. April:

Um 7 Uhr in der Früh nimmt Erwin mit Mike, dem 'Einfahrtsexperten' Kontakt auf und um 8 Uhr sind wir punktgenau vor der Einfahrt.

 

 

Eine dichte Nebelwand versperrt uns jede Sicht. Mike beruhigt und versichert uns, dass wir das weiße und rote Orientierungslicht bald sehen werden, was auch stimmt. Diese beiden Lichter, das weiße vorne und niedrig und das rote in einiger Entfernung dahinter und darüber, müssen aus der Sicht vom Boot aus genau übereinander stehen, dann fährt man richtig.

 

Die Einfahrt ist aufregend, wild und gewaltig und kann nur bei günstigen Bedingungen passiert werden. Bei gefährlichen Überlagerungen von starkem Wind, Strömungen, Gezeiten und hoher Dünung ist es selbstmörderisch, eine Einfahrt zu wagen. Es ist bis jetzt unsere schönste, aber auch gefährlichste Einfahrt in eine Lagune. In der Einfahrt und danach lichtet sich der Nebel und blauer Himmel ist zu sehen.

Trotzdem wir in den letzten zwei Tagen und Nächten nicht viel geschlafen hatten, spüren wir keine Müdigkeit, es ist viel zu aufregend. Das Wasser in der Lagune wird flacher, das bedeutet aber nicht, dass die Gefahren vorbei sind. Mike ist während der gesamten Fahrt in der Lagune mit Erwin in Verbindung. Das ist auch unbedingt notwendig, denn es gibt wirklich unglaublich viele seichte Stellen.

Die Lagune ist das Ende der Knysna, eines Flusses aus den Bergen, der naturgemäß viel Sediment mit sich führt. Durch die langsame Strömung in der Lagune bilden sich Sandbänke, die ihre Lage ständig verändern und nicht markiert sind. Ohne die Anweisungen von Mike hätten wir bei der Fahrt zum Yacht Club mehrmals Grundberührung gehabt. 

Knysna

 

16. - 23. April:

Wir legen an einem Steg vom Knysna Yacht Club an. Erleichterung und Freude. Nach der sehr kalten Nacht genießen wir die Sonne und das schöne Ambiente, die Leute vom Yacht Club sind sehr freundlich und hilfsbereit. Hier am Steg können wir für drei Tage bleiben. Die Gebäude des Yacht Clubs vermitteln karibisches Flair, die Farben weiß und hellblaugrau dominieren. Der Yacht Club und der dazugehörige gesicherte Parkplatz liegen direkt an der Waterfront, dem Zentrum von Knysna.

Den herrlichen Sonnentag wollen wir nützen, lassen mit der Hilfe von zwei Cappuchinos keine Müdigkeit aufkommen. Wir fahren mit einem Taxi zu den Heads. 

Wir besuchen einige View Points auf der linken Seite mit Blick auf die Einfahrt zur Lagune. Als wir vor vielen Jahren hier waren, waren wir auf der anderen Seite der Heads. Damals sahen wir von oben eine Segelyacht in die Lagune fahren, was bei uns die Sehnsucht danach geweckt hatte, es bei unserer Weltumsegelung ebenfalls zu tun. 

An der Knysna Waterfront ist relativ viel los, obwohl die Saison schon ziemlich vorbei ist. Die Restaurants sind gut besucht. Knysna gehört zu den touristischen Hauptattraktionen auf der Garden Route.

18. April:

Wir mieten ein Auto und fahren zur nahegelegenen Buffalo Bay. Von dort wandern wir am Buffalo Bay Trail zur Brenton Bay. Der Weg führt anfänglich auf eine Düne hinauf und dann weiter durch einen hügeligen Wald, der als Buschweg wieder hinunter zum Indischen Ozean, zur Brenton Bay, führt. Der kleine Ort Brenton on Sea besteht praktisch nur aus stattlichen Ferienhäusern. Der Rundwanderweg ist 9 km lang, durch den weichen Sandboden auch im Wald ist das Gehen ziemlich anstrengend, aber recht lohnend. 

19. April:

Für heute haben wir uns eine längere Wanderung im Diepwalle Forest in der näheren Umgebung von Knysna vorgenommen. Hier in den Wäldern sind die Bäume zum Teil sehr groß, einer davon, der King Edward VII Tree, ist besonders groß und mehr als 600 Jahre alt. Der Wald ist bekannt für seine wildlebenden Elefanten, leider haben wir keine gesichtet. Nur hin und wieder haben wir Affen brüllen gehört.

 

Man hat drei Wanderrouten zur Auswahl. Wir haben die leichte, dafür längste Route gewählt. Wir sind dreieinhalb Stunden durch den schönen und schattigen Wald gewandert, es ist immer bergauf oder bergab, nie eben dahingegangen. Die Rundwanderwege sind sehr gut markiert - offensichtlich will man vermeiden, dass sich Touristen in den Wäldern verirren. 

20.April:

Wir fahren zu den 150 km entfernten Cango Caves. Die Straßen sind sehr gut, die Landschaft abwechslungsreich, zum Teil recht bergig. Wir fahren durch das Kammanassiegebirge. Beeindruckend ist die Fahrt über den Outeniqua Pass mit Blick auf 4 weitere Pässe und die schroffen, hohen Berge. 

 

Die Cango Caves befinden sich in einem Kalksteinmassiv in den Swartbergen nahe der Stadt Oudtshoorn. Es ist ein großes, über zwei Ebenen verzweigtes, mehr als 4 km langes Tropfsteinhöhlensystem mit mehreren riesigen, hohen Sälen, die durch meanderartige Wege verbunden sind. Die gewaltigen Stalagmiten und Stalaktiten, die über Jahrmillionen geformt wurden, sind wunderschön und haben fantastische Gebilde entstehen lassen. Diese Gegend hier war früher sehr regenreich und ist jetzt aufgrund der Kontinentaldrift Steppe. Dadurch ist es in den Höhlen nun trocken. Wir sind sehr beeindruckt und froh, dass wir die weite Fahrt gemacht haben. 

21. April:

In der Gegend um Plettenberg gibt es einige Möglichkeiten, Tiere in Tierparks oder ähnlichem zu sehen.

Wir besuchen ein Wildlife Sanctuary für Großkatzen, das mit Leoparden, Löwen, Panthern und Tigern, etc. wirbt. Es ist eine herbe Enttäuschung. Die Anlage ist weitläufig, Drahtzäune mit Sicherungsdrähten überall. Alles wirkt veraltet und verstaubt. Wir sehen lediglich zwei Tiger, die entlang des Zaunes hin und her gehen, andere Tiere nur sehr selten und dann nur aus großer Entfernung. Der sehr engagierte und kenntnisreiche Guide kann dieses Manko nicht wett machen. 

Dafür ist der Besuch im Monkeyland eine positive Überraschung. In einem großen Urwaldbereich leben Affen in freier Natur. Sie sind standorttreu, weil es ausreichend Futterstellen im Wald verteilt gibt. Besucher dürfen nur im Rahmen einer geführten Tour in den Urwald. Wir sehen sehr viele Affen. Auf den Bäumen herumturnend, kleine Gruppen, die sich spielerisch jagen oder Lemuren, die sich aneinandergeschmiegt der gegenseitigen Fellpflege hingeben.  

Auch der Besuch des 'Birds of Eden' ist sehr lohnend. Ein großes Urwaldareal ist komplett mit Netzen umgeben, die bis in geschätzt 50 m Höhe gespannt sind. Attraktiv angelegte Wege erschließen das hügelige Areal. Lautes Vogelstimmengewirr überall. Vögel sehen wir nur, wenn sie über uns hinwegfliegen oder bei den Futterstellen.   

22. April:

Wir fahren zum etwas außerhalb von Knysna gelegenen Elephantenpark. Hier leben 40 Elephanten, alle nur weibliche Tiere. Mit Bullen wäre das zu schwierig zu handhaben und auch zu gefährlich. Die Elephantendamen sind die Besucher gewohnt. Sie lieben es, gefüttert zu werden, sind immer hungrig. Die Guides achten darauf, dass sich die Besucher adäquat verhalten und nichts passiert. Es sind entspannte Stunden, die wir gemeinsam mit den intelligenten Tieren verbringen. 

23. April:

Die 9 Tage in Knysna waren sehr abwechslungsreich und entspannt. Wir konnten am Yacht Club-Steg liegen bleiben, mussten nicht nach drei Tagen an eine Boje.  Nach unseren Tagesausflügen sind wir gerne ins Drydock an der Waterfront Abendessen gegangen. Es ist nur 5 Gehminuten vom Steg entfernt, wo unsere 'Crocodile' gelegen ist. Es hat jeden Tag - mit Ausnahme des dichten Morgennebels in der Lagune - die Sonne geschienen. 

 

Um 14.00 Uhr legen wir Richtung Kapstadt ab, einen Tag früher als geplant, um sehr schlechtem Wetter in der Kapstadt Region am Freitag auszuweichen. Für die 300 Seemeilen werden wir wieder etwa zwei Tage und Nächte unterwegs sein. Erwin konnte telefonisch in der Waterfront-Marina in Kapstadt einen Platz reservieren. 

 

Glücklicherweise dreht der Westwind, der uns an den Steg drückte, auf Ost und wir kommen ganz leicht vom Steg weg, fahren vorsichtig - Wassertiefe nie unter 1,9 Meter - durch die Lagune. Die Bedingungen für die Passage der Heads sind sehr günstig, wenig Wind, kaum Dünung, wir motoren zügig durch die Einfahrt und sind draußen.

Ein letzter Blick zurück auf die linke Seite der Heads und auf die Einfahrt in die Lagune von Knysna. Aus etwas Entfernung ist die Einfahrt zwischen den Heads kaum sichtbar. 


Wir motorsegeln die gesamte Strecke bis Kapstadt. Wie vorhergesagt, haben wir wenig Wind und wenig Welle. Es regnet zwar nicht, aber eine dichte Wolkendecke macht den Himmel düster und zeitweise haben wir ziemlichen Nebel. Des macht uns darauf aufmerksam, dass im Raum von Cape Agulhas Fischerboote ohne AIS und ohne Licht in der Nacht unterwegs sein könnten. Wir schalten zusätzlich zum Navigationslicht an der Mastspitze in den Bugkabinen das Licht ein und halten konsequent Ausschau. 

 

Bei der Annäherung von Kapstadt haben wir starke Fallböen mit 30 und mehr Knoten. 

In den drei Hafenbecken hinter dem Wellenbrecher lässt der Wind dann deutlich nach. Ein Boot von der Marina lotst uns vom Hafen in die Marina. Zwei Fußgängerbrücken werden für uns geöffnet und wir fahren nach 285 Seemeilen und 48 Stunden in die Marina hinein. 

 

Kapstadt

 

25. April -  Mai 2024:

Es sind mehrere Helfer da und wir sind sehr erleichtert, als unsere 'Crocodile' gut vertäut am Steg liegt. Zur sehr freundlichen Begrüßung bekommen wir eine Flasche Rotwein und zwei Schirmkapperl mit der Marina Aufschrift.

 

Die elegante Marina mit vielen schönen und großen Yachten liegt direkt an der Waterfront, die sich seit unserem Besuch vor vielen Jahren unglaublich ausgeweitet hat, wir erkennen nichts wieder, alles hat sich verändert.  

26. April:

Ein kalter Wind mit 30+ Knoten bläst aus Südost, lässt erst am späten Abend etwas nach. Wir sind froh, dass wir in der Marina sind. 

 

An der Waterfront besuchen wir das Aquarium und verbringen hier einen interessanten Nachmittag. Wir sind von der Präsentation der Meerestiere angenehm überrascht.

Danach spazieren wir an der Waterfront zur ersten Fußgängerbrücke.