Der Archipel umfasst ca. 170 Inseln (ca. 50 bewohnt, insgesamt mehr als 100.000 Einwohner), die in drei Inselgruppen (von Norden nach Süden: Vava'u, Ha'apai und Tongatapu Gruppe) gegliedert sind. Die ca. 800 km lange Inselkette verläuft neben dem 9900 m tiefen Tongagraben, wo sich drei tektonische Platten (Pazifische, Tonganische, Australische) aneinander reiben, was zu sehr viel unterseeischer Vulkanaktivität führt.
Tonga ist eine Monarchie, der König und seine Familie sind (Auskunft eines Taxifahrers) recht populär. Der Königspalast befindet sich in Tongas Hauptstadt Nuku'alofa, die an der Nordküste von Tongatapu gelegen ist. Tongatapu ist mit einer Fläche von ca. 80 Quadratmeilen die größte Insel von Tonga und hat ca. 22.000 Einwohner. Tonga hat eine eigene Währung (zwei Pa'anga ist ungefähr ein USD).
16. - 31. Oktober 2018
16. Oktober: Nach 787 Seemeilen lassen wir bei Big Mamas Yachtclub vor der kleinen Insel Pangaimotu (gegenüber der Hauptstadt Nuku'alofa) den Anker fallen. Wir versuchen, über Funk mit der Port Control Kontakt aufzunehmen. Die meldet sich nicht, dafür aber Bill, der uns auf Kanal 16 gehört hat! Das ist eine Überraschung. Ihn haben wir zuletzt in Bora Bora getroffen. Der Ankerplatz ist sehr gut frequentiert. Es liegen 17 Yachten vor Anker, alle vor der Überfahrt nach Neuseeland - Nuku'alofa ist der letzte Ausklarierungshafen vor Neuseeland.
Der Big Mama Yachtclub (Terrasse und Anlegesteg wurden beim letzten Zyklon zerstört) betreibt eine regelmäßige Fähre zwischen der Insel Pangaimotu und Nuku'alofa (hin und zurück 7,5 USD pro Person). Mit dem Dinghy wäre die Strecke recht weit.
17. Oktober: Mit dem Datum sind wir etwas durcheinander gekommen. Der Datumsprung, den wir erst in Neuseeland erwartet haben, gilt schon hier: plus 1 Tag, minus 1 Stunde. Wir haben quasi einen Tag 'verloren'.
Zum Einklarieren fahren wir mit dem Katamaran (es wurde uns gesagt, dass die Behörden auch das Boot sehen wollen) von der Insel Pangaimotu nach Nuku'alofa hinüber. Beim Hineinfahren in den Hafen haben wir starken Seitenwind und es ist ein kleines Wunder, dass wir das rostige, geknickte Eisenrohr in der Mitte der Fahrrinne (mit Hilfe eines Fenders) beim Wenden zum Anlegen an der Kaimauer nicht touchieren.
Im Tauchcenter am Hafen lassen wir unsere Tauchflaschen füllen. Wir sehen dort eine Badewanne mit zwei jungen Schildkröten und erfahren, dass sich die Schildkröten häufig in den Netzen der Fischer verfangen. Die Mädchen vom Tauchcenter kaufen die armen Tiere den Fischern ab und lassen sie dann wieder frei.
18. Oktober: Wir machen eine Besichtigungstour mit dem Taxi und umrunden dabei die Insel Tongatapu. Die Insel ist flach und grün. Die Schäden, die der Zyklon (Stufe 5) im Februar 2018 verursacht hat, sind zum größten Teil behoben.
Die Menschen leben überwiegend in einfachen, kleinen, entlang den Straßen situierten Häusern, umgeben von gepflegten Gärten, in denen Obst und Gemüse für den Eigenbedarf angebaut wird. Eine Ortsstruktur ist nicht zu erkennen. Es gibt auch keine Kanalisation. Trinkwasser wird aus von den Dächern abgeleitetem Regenwasser gewonnen. Grundwasser gibt es zwar, ist aber nur als Nutzwasser brauchbar. Ohne fahrbaren Untersatz ist man hier verloren. Wir sehen viele, z.T. kleine Kirchen von drei christlichen Religionen. Die Mormonen sind relativ stark präsent.
Für uns ungewöhnlich sind viele über die Insel verstreute Friedhöfe, alle sehr farbenfroh. Auf den Gräbern sind zum Teil große Poster mit Bildern der verstorbenen Person angebracht. Der Taxifahrer erzählt uns, dass ein Sonntag in jedem Monat 'Friedhofstag' ist, an dem die Angehörigen die Gräber schmücken.
Wir kommen auf unserer Rundfahrt an auf der Straße ausgelassen tanzenden Frauen vorbei. Wir steigen aus und erfahren von ihnen, dass sie die Fertigstellung des Rohbaus ihrer neuen Kirche feiern. Die gute Stimmung ist ansteckend und herzerfrischend. Erwin wird eingeladen, mit ihnen zu tanzen, was er gerne macht.
Tsunami Rock: Dieser Felsen wurde vor rund 1000 Jahren durch einen gewaltigen Tsunami aus dem Riff herausgebrochen und 100 Meter weit ins Landesinnere versetzt. Unglaublich! Es gibt noch weitere Tsunami Rocks auf der Insel, diese sind aber wesentlich kleiner.
Ha'amonga'a Maui Trilithon: dies ist ein mehrere Jahrhunderte altes Tor bestehend aus drei Korallenblöcken. Heute nimmt man an, dass damit die Jahreszeiten bestimmt wurden. Wie mit den damaligen Möglichkeiten dieses Monument errichtet werden konnte, bleibt ein Rätsel.
Beeindruckend ist ein langer Küstenstreifen im Süden von Tongatapu mit sogenannten Blow Holes.
Die Wellen rollen heran und durch die Felsformationen wird ein Teil der Wellenenergie in hohe Fontänen umgewandelt. Es ist ein Naturschauspiel, wie man es sehr selten zu sehen bekommt.
Der Königspalast nimmt sich für unsere Begriffe eher bescheiden aus. Er befindet sich in Nuku'alofa.
Ebenfalls in Nuku'alofa befinden sich die Königsgräber.
Auf der Rückfahrt mit der Fähre zu unserem Ankerplatz hören wir, dass die Boote, die vor drei Tagen von Nuku'alofa Richtung Neuseeland weggefahren sind, massive wetterbedingte Probleme hatten (Sturm und 7 - 8 Meter hohe Wellen). 10 Boote warten beim Minerva Riff (ca. 270 Seemeilen von Nuku'alofa entfernt) auf bessere Bedingungen.
Zwei Boote haben den Mast verloren, zum Glück ohne Verletzte. Ein Boot ohne Mast ist wieder zum Ankerplatz vor Big Mamas Yachtclub zurückgekommen. Das hat uns ziemlich überrascht, denn die Wettervorhersagen für diese Überfahrt waren besonders günstig. Die einzige Möglichkeit hier wieder wegzukommen, ist ein Behelfsrigg, das wurde auch gemacht. Wir hatten zur Crew des Unglücksbootes keinen persönlichen Kontakt und wissen daher keine weiteren Details.
Für die ca. 1200 Seemeilen lange Überfahrt haben wir Bob, den bekannten Wetter-Guru aus Neuseeland engagiert und hoffen, dass uns böse, wetterbedingte Überraschungen erspart bleiben.
Wie schon in Bonaire haben wir auch hier einen netten, hilfsbereiten Taxifahrer gefunden (eigentlich hat er uns am Pier 'gefunden'), den wir bei Bedarf anrufen können. Das ist besonders hier Goldes wert. In Nuku'alofa gibt es kein richtiges Zentrum und die Geschäfte sind weit verstreut und schwer bzw. ohne Ortskenntnis gar nicht zu finden (Digicell für Telefonkarte und Internet, Bäckerei, Abfüllstelle für Haushaltsgas, etc.).
20. Oktober: Heute am Abend findet in Neuseeland das Rugby-Spiel Tonga gegen Australien statt. Nuku'alofa ist im Ausnahmezustand. Geschäfte, Straßenstände, Autos und Häuser sind mit roten und weißen Luftballons geschmückt und beflaggt, zu Mittag zieht eine Autoparade durch die Hauptstraße. Die Lokale sind für Public Viewing gerüstet. Die Leute leben so mit, dass eine Niederlage eine riesige Enttäuschung wäre. Hoffentlich gewinnt Tonga.
Am Abend schauen wir uns die Live-Übertragung im Restaurant von Big Mamas Yachtclub an. Man hat den Eindruck, dass die 25.000 Zuschauer im Stadion in Neuseeland fast ausschließlich Tonga-Fans sind (man sieht nur rot: Kleidung und Tongafahnen).
Leider hat die Mannschaft aus Tonga von Anfang an kaum eine Chance. Die Stimmung vor dem Fernseher ist trotzdem gut, obwohl der Punktevorsprung schon sehr bald uneinholbar groß ist. Australien gewinnt mit 34:16.
29. Oktober: Heute haben wir von Bob (Wetter-Guru) die Mitteilung bekommen, dass übermorgen - sofern sich wettermäßig nichts mehr ändert - günstige Bedingungen für das Ablegen Richtung Neuseeland vorhergesagt werden. Wir sind bereit. Von Bob bekommen wir auch Wegpunkte und tägliche Updates während der Fahrt. Morgen lassen wir noch das Unterwasserschiff reinigen (mit Bescheinigung, die wir für die Einreise in Neuseeland benötigen).
Der Ankerplatz vor Big Mamas Yachtclub hat uns sehr gut gefallen. Gut geschützt und sehr ruhig. Das Restaurant hat keinen Ruhetag und es gibt mittags und abends warme Küche. Wir haben täglich Fisch gegessen und unserem Felix jeweils ein Stück mitgenommen, was er mit freudigem Schnurren gedankt hat.
Die Insel Pangaimotu kann man bei Niedrigwasser am schönen Sandstrand umrunden (dauert ca. 40 Minuten). Das Wasser hat erfrischende 26 Grad, ist sauber und türkisfarben. Es ist ein kleines Paradies. Nur wenige Menschen leben auf der Insel. Leider hat der Zyklon im Februar ziemlich viel Schaden angerichtet. Abgestorbene Bäume zeugen davon. Big Mamas Yachtclub hatte eine Terrasse und einen Steg, beides wurde vom Zyklon weggerissen.
31. Oktober: Um 14 Uhr haben wir - wie geplant - Richtung Neuseeland abgelegt. Eine lange und seglerisch anspruchsvolle Überfahrt steht uns bevor.