Französisch Guyana

8. - 15. November 2024

 

Französisch Guyana ist ein Überseegebiet Frankreichs im Nordosten Südamerikas und gehört zur Europäischen Union, man zahlt mit Euro. Das Preisniveau ist europäisch, das Angebot in den guten Supermärkten entspricht dem im Mutterland und lässt keine Wünsche offen. Bei einer Größe wie Österreich liegt die Einwohnerzahl bei etwa 320.000. Der größte Teil des Landes ist Regenwald. FG grenzt an Brasilien und Suriname. Die Hauptstadt Cayenne und auch die anderen großen Städte liegen an der Atlantikküste.   

 

Ile Royale

 

8. - 10. November:

Um 14:30 Uhr lassen wir nach 528 Seemeilen und 100 Stunden in der Baie des Cocotiers vor der Ile Royale den Anker fallen. Drei Ausflugs-Katamarane mit Tagesgästen liegen in der Bucht an Bojen.

 

Erwin benötigt, weil die Sicht unter Wasser extrem schlecht ist, eine dreiviertel Stunde, bis der Propeller von der Schot befreit ist. Wir hatten gehofft, dass hier die Sicht unter Wasser gut sein würde. Leider ist das nicht der Fall, das Wasser ist zwar blau, aber sehr trüb.  

Am Abend und in der Nacht sind wir das einzige Boot in der Bucht. 

 

Die drei kleinen, eng beieinander liegenden Inseln (Ile Royale, Ile Saint-Joseph und Ile du Diable) sind hügelig und sehr grün, zwischen den Inseln gibt es zum Teil sehr starke Strömungen. Von der Mitte des 19. bis knapp bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts waren auf den drei Inseln rund 70.000 verurteilte Straftäter - Verbrecher, aber auch Spione und politische Gefangene - aus Frankreich inhaftiert. Die Gefangeneninseln erlangten durch den erfolgreichen Film 'Papillon', in dem einem Häftling schlussendlich die Flucht gelingt, Berühmtheit.  

 

9. November:

Nach 4 Tagen und Nächten auf dem Boot sind wir froh, wieder ausgiebig gehen zu können. Wir wandern auf den Hügel hinauf und kehren zu Mittag im einzigen, gut besuchten Restaurant der Insel ein. Das Essen ist enttäuschend, erinnert an fades Kantinenessen, wir haben uns mehr erwartet. Zumindest ist der Blick von der Terrasse auf die Teufelsinsel sehr schön. 

Den Nachmittag verbringen wir bei den Ruinen der Gefängnisanlagen. Sie nehmen einen beachtlichen Teil der Insel ein. Die winzigen Gefängniszellen und die Stimmung in den Gebäuden sind sehr bedrückend. Wir fühlen förmlich die schrecklichen, für uns unvorstellbaren Lebensbedingungen, denen die Häftlinge hier ausgesetzt waren. Auf der Ile Royale, der Hauptinsel, wohnte zusätzlich noch das Personal und es gab ein relativ großes Hospital. Wir verzichten auf den Besuch der Gefängnisanlagen auf den zwei anderen Inseln.  

10. November:

In der Früh segeln wir zum Festland Richtung Kourou. Etwa 2/3 der gesamten Strecke von 10,4 Seemeilen sind gut betonnt. In diesem sehr flachen Teil der Zufahrt vor Kourou ist eine Mindestwassertiefe gegeben.

 

Das Wasser ist durch die Sedimente hellbeige und völlig trüb. Wir fahren in den Gezeitenfluss Fleuve Kourou mit steigender Flut ein. Es sind drei Möglichkeiten zum Ankern angegeben. Wir ankern bei Pariacabo, einem Vorort von Kourou in der Nähe des Zolls, um bequem einklarieren zu können und weil es hier ein Gewerbegebiet mit einer Marine-Hondavertretung gibt. Last but not least gibt es das La Marina Restaurant am Ufer. Hier genießen wir im angenehmen Ambiente ein sehr gutes Essen. 

 

11. November:

Wir rudern mit dem Dinghy, die Strömung ist ziemlich stark, zu einem Steg für den Zoll und das Militär. Wir treffen einen sehr freundlichen Fremdenlegionär und erfahren, dass heute in Frankreich  Nationalfeiertag zur Erinnerung an den Waffenstillstand am Ende des 1. Weltkrieges ist. Also nichts mit dem Einklarieren. 

 

12. November:

Wir rudern wieder zum Steg und erfahren gleich dort von einem ebenfalls sehr freundlichen  Gendarmen, dass der Zoll heute nicht besetzt ist und wir das Einklarieren über das Internet machen sollen, das wir nicht haben.

 

Wir kaufen bei der Hondavertretung zwei Impeller, mieten ein Auto und fahren nach Kourou. Eine Touristeninformation gibt es nicht, es gibt ja auch keine Touristen. Wir kommen beim Gemeindeamt vorbei und fragen, wo wir eine SIM-Karte kaufen können. Stadtplan oder ähnliches gibt es nicht. Eine sehr freundliche Dame vom Amt fährt mit uns zu einem Internetanbieter. Endlich, wir haben Internet und nachdem wir 35 € bezahlt haben, dachten wir, das wird schon eine Weile reichen. Falsch gedacht, am selben Abend war es schon wieder aus. Wir finden heraus, dass wir für 35€ nur 600 MB Datenvolumen bekommen haben.

 

Das Space Center kann man nur mit vorheriger Anmeldung im Internet besichtigen. Das Internetportal bietet keine Besuchstermine an, stattdessen nur Jahreskarten. Wofür? Also kein Space Center. Wir sind sauer.

 

Wir beschließen, zum einzigen Zoo in Französisch Guyana zu fahren, wo man die in dieser Region lebenden Tiere sehen kann. 

 

Das Gelände ist riesig, der üppige Regenwald beeindruckend. Die Gitterkäfige sind veraltet, haben schon bessere Zeiten gesehen, alles wirkt etwas vernachlässigt. Von den Wildkatzen sehen wir keine, wahrscheinlich haben sie sich in der Hitze zurückgezogen. 

 

Wir sehen viele verschiedene Affenarten, einige davon sind für uns neu. Sehr verspielt und lustig sind die kleinen Eichhörnchen-Äffchen. Beeindruckend sind zwei große Ameisenbären.

Von den vielen endemischen Vögeln zeigen sich nur wenige, sie sind sehr scheu. Die Papageien machen einen Höllenlärm. 

Wir haben zwar etwas mehr erwartet, es war aber trotzdem ein lohnender Ausflug. Wir haben die Ruhe - außer uns waren noch 5 Besucher im Gelände unterwegs - genossen. Der Regenwald mit seinen riesigen Bambusstauden ist an Üppigkeit kaum zu übertreffen. 

13. November:

Erwin baut den Original-Impeller in den Außenborder ein. Große Enttäuschung, als er danach nicht anspringt. Nach der letzten Reparatur in Brasilien ist er für einige Tage beim ersten Zug am Starterkabel angesprungen und wir dachten, dass das Problem mit dem Original-Impeller endlich gelöst sei. Also wieder zum Steg rudern. Dort kennt man uns schon. Die Soldaten und Gendarmen sind erfrischend entspannt und freundlich. Wir fahren beim Zoll vorbei, es ist niemand da, wir haben kein Internet mehr und wir verzichten auf das Einklarieren.

 

Wir fahren nach Kourou, finden durch Zufall den U-Supermarkt. Das Einkaufen ist eine reine Freude und wir sind etwas enthemmt. Mit zwei großen Einkaufstaschen steigen wir am Steg ins Dinghy ein. Heute erwischen wir einen besonders starken Gegenstrom, es ist ja Vollmond, dazu Wind. Wir werden rasch abgetrieben, Erwin rudert zum anderen Ufer hinüber und kämpft sich am Uferrand, wo die Strömung nicht ganz so stark ist, Richtung unserer 'Crocodile' zurück. Ein paar Mal halten wir uns an Ästen zum Verschnaufen fest. Erwin hat Rudererfahrung auf der Donau und mit aller Kraft und Technik gelingt es ihm, dass wir sicher zu unserem Boot kommen und unsere Lebensmittel keinen Schaden durch die Hitze nehmen.  

 

Am 14. November fahren wir mit dem Strom hinaus zur Ile Royale und ankern wieder in der Baie des Cocotiers. Von hier segeln wir morgen nach Suriname, von Französisch Guyana haben wir genug. Wir kennen Berichte von Seglern, die von Französisch Guyana schwärmen, für uns war es eine herbe Enttäuschung.  

 

15. November:

Um 7:30 Uhr legen wir Richtung Suriname ab, wo wir einen Platz in der Waterland Marina reserviert haben. Der Wind kommt aus Ost und Ost-Süd-Ost mit 8,5 - 11 Knoten, die See ist ruhig, die Welle kommt von achtern, es ist sonnig und warm. Der Wind ist ideal für den Code Zero, einem Leichtwindsegel, ebenso der Windwinkel. Wir segeln entspannt mit etwas mehr als halber Windgeschwindigkeit dahin. 

 

Die Nacht ist hell wie noch nie, wir haben Vollmond und keine Wolke am Himmel. In der zweiten Nachthälfte bergen wir den Code Zero und segeln mit dem Vorsegel weiter, um nicht zu früh zur Zufahrt zum Maroni River zu kommen. Wir wollen bei Tageslicht (Sonnenaufgang ist um 6:24 Uhr) mit einströmender Flut in den Gezeitenfluss hineinfahren. 

 

16. November:

Wir haben zwar keine Koordinaten von der Waterland Marina bekommen, aber eine Beschreibung, was wir bei wie vielen Seemeilen am Ufer sehen werden. Die gesamte Fahrt im Fluss fährt man in einem betonnten Kanal, daneben ist es seicht. Wir sehen die beschriebenen Orte nicht und warten auf die angekündigte Brücke, unter der wir durchfahren sollen. 18 Seemeilen nach der Brücke soll am rechten Flussufer dann die Marina sein. Wir fahren weiter, auf die Brücke wartend.

 

Auf der elektronischen Karte sehen wir, dass sich der Maroni River bald aufteilen, die Betonnung aufhören wird und keine Tiefenangaben mehr auf der Karte zu sehen sind. Ich weigere mich, weiter zu fahren, meine Nerven liegen blank. Erwin ruft die Marina an und beschreibt unser Problem. Der Mitarbeiter am Telefon versichert uns, dass die Brücke unübersehbar ist. Wir erklären, dass der gesicherte Kanal demnächst zu Ende ist und Erwin fordert die Koordinaten von der Marina.  

 

Wir bekommen die Koordinaten und uns ist sofort klar, dass wir im falschen Fluss sind! Wir sind im Maroni River, die Marina ist aber im Suriname River! Wir drehen um, es ist 13 Uhr, bei dem Manöver haben wir mehrmals leichte Grundberührung. 

 

Inzwischen hat die Strömung gedreht und wir haben beim Hinausfahren aus dem Maroni River Strom mit uns, wenigstens etwas. Gewitterwolken ziehen auf, es blitzt und donnert und ein wolkenbruchartiger Regen prasselt auf uns nieder, vor uns eine undurchsichtige Regenwand.

 

Die Ausfahrt aus dem  Gezeitenfluss gegen 17 Uhr ist extrem, die Gischt geht über das Boot, der Wind von vorne-seitlich kommend hat auf 25 Knoten aufgefrischt, wir werden durchgebeutelt.

 

Erwin legt den neuen Kurs zum Suriname River an. Statt im Marina-Restaurant am Abend zu essen, stellen wir uns auf eine weitere Nacht auf See ein. Wir sehen viele Fischerboote, zum Glück alle mit AIS. In der Nacht nimmt der Wind ab und wir können den Code Zero ausrollen.   

 

17. November:

Gegen 11 Uhr vormittags erreichen wir wie berechnet die Zufahrt zum Suriname River, um mit dem Strom in den Fluss hineinzufahren.