Neuseeland2 - Österreich

22. Februar 2020: Wir nützten die Zeit der Quarantäne (10 Tage) von Felix und besuchten die Südinsel. Das Boot haben wir in der Marsden Cove Marina gelassen und sind nach Queenstown geflogen. Von dort haben wir Ausflüge zum Fjordland und zur Gletscherregion in den Südalpen gemacht. Die Südinsel hat uns sehr gut gefallen und wir sind froh, dass wir auch diesen Teil von Neuseeland gesehen haben.    

Auf der Nordinsel haben wir vorwiegend Gegenden besucht, die wir voriges Jahr nicht gesehen hatten und die Wochen sind rasch vergangen. Sehr ungewöhnlich für Neuseeland hat es heuer, bis auf wenige Stunden, nicht geregnet.    

24. März 2020: Es wird zunehmend kälter und seit ein paar Tagen gibt es täglich Regenschauer. Corona ist jetzt hier voll angekommen. Ab morgen gilt in Neuseeland Alarmstufe 4. Für 4 Wochen wird das öffentliche Leben komplett heruntergefahren. Ausgangssperre, die Schulen, Geschäfte, Betriebe, etc. werden geschlossen. Wir sitzen am Boot fest. Wir wollten uns noch auf einen anderen (preisgünstigeren) Hardstand verlegen, was nicht mehr möglich ist.

 

Wir konnten heute einen Flug für den 9. April mit Qatar Airlines nach Wien buchen. Emirates und Thai fliegen nicht mehr. Felix kann laut Qatar Homepage als 'checked baggage' im Frachtraum mitkommen. Das 'checked baggage' kann nur gebucht werden, wenn man bereits den Flug gebucht hat und muss bis spätestens 48 Stunden vor dem Flug angemeldet werden. Im Internet ist die Anmeldung nicht möglich und telefonisch kommen wir nicht durch. Wir hängen stundenlang in der Leitung, vergeblich. Felix zurücklassen ist keine Option für uns.

 

Neuseeland steht bis jetzt nicht auf der Heimflug-Liste des Außenministeriums. Die Botschaft in Canberra (Australien) hat uns aber kontaktiert (macht eine Bedarfserhebung) und wir haben unseren Wunsch auf Heimflug nach Wien deponiert. Das ganze ist eine Katastrophe. Hoffentlich bleiben wir gesund. 

25. März: Mit heute stellt die Marina ihren Betrieb ein. Das Office schließt zu Mittag und stellt auf Home Office um. Die Security bleibt besetzt, ebenso Müllentsorgung und Reinigung. Die Geschäfte und Fachbetriebe in der Marina waren zum Teil schon am Vormittag zu. 

28. März: Am Hardstand ist außer uns nur noch ein Boot bewohnt, das neben uns steht. Es ist eine beeindruckende 62 Fuß Oyster eines jungen Briten (er wartet auf einen Ersatzteil aus Italien). Die anderen Boote am Hardstand überwintern hier und gehören zumeist Neuseeländern. Die Liegeplätze im Wasser sind ebenfalls vorwiegend mit neuseeländischen Booten voll. Die Bootseigner haben sich in ihre Häuser/Wohnungen zurückgezogen. Die Marina ist menschenleer und ungewohnt still, nur die Vögel hört man. 

Der Wind mit über 20 Knoten ist ungemütlich kalt. Erwin hat unser Boot auf beiden Seiten mit Spanngurten an Betonblöcken gesichert. Wahrscheinlich nicht wirklich notwendig, aber es beruhigt.

30. März: Wir müssen unsere Crocodile für eine lange Abwesenheit vorbereiten. Wir hoffen, dass wir im Jänner 2021 zurückkommen und Anfang April weiter nach Australien segeln können. Die 'to do'-Liste ist sehr lang. Ralph, der Chef von Marine Solutions hat angeboten, sich um die Bootsmotoren zu kümmern. Sie werden einmal im Monat gestartet und für 20 Minuten laufen gelassen. Ralph sorgt auch dafür, dass die Dieseltanks maximal gefüllt werden und ein Bakterizid dazugegeben wird. Bruce, unser neuseeländischer Freund, hat angeboten, einen Entfeuchter im Boot aufzustellen. Im Winter regnet es hier viel und ohne Entfeuchter besteht die Gefahr der Schimmelbildung. Er wird regelmäßig beim Boot vorbeischauen und ist der lokale Verbindungsmann.    

Leider ist es uns bis jetzt noch immer nicht gelungen, Felix auf den Qatar-Flug zu buchen. Auch der flugtaugliche feste Transportbehälter für Felix, der für den Frachtraum notwendig ist, ist noch nicht geliefert. Zum Glück hatten wir ihn schon vor dem Lockdown bestellt, denn ab dem 25. März dürfen nur noch essentielle Güter zugestellt werden. 

2. April: Bei Qatar Airlines sind wir jetzt endlich telefonisch durchgekommen. Felix ist 'on request', aber noch nicht bestätigt. Am 5. April bekommen wir Bescheid. Der Transportbehälter für Felix ist auch schon überfällig. Mehrmals täglich urgieren wir ihn telefonisch. Immer wieder wird uns versichert, dass er unterwegs ist und demnächst ausgeliefert wird. Selbstabholung ist nicht möglich. 

3. April: Wir haben von der Botschaft in Canberra die Information bekommen, dass es einen Repatriierungsflug am 9. April nach Wien gibt. Wir haben uns nach längerer Überlegung dafür angemeldet und werden, wenn es klappt, den Qatar-Flug stornieren. Preislich sind die Flüge in etwa gleich, aber der AUA-Flug erscheint uns wegen Felix sicherer zu sein. Bei der AUA könnte Felix sowohl im Frachtraum als auch in der Kabine mitfliegen, bei Qatar nur im Frachtraum, wofür der Transportbehälter zwingend ist, den wir aber noch nicht geliefert bekommen haben.

5. April: Heute haben wir die Zusage für den Repatriierungsflug bekommen. Von Qatar gibt es das Angebot, den Flug aufgrund einer Flugplanänderung (der Aufenthalt in Doha wurde auf 12 Stunden verlängert) zu stornieren, was sich gut trifft.  

7. April: Qatar Airlines teilt uns mit - obwohl unsere Flüge bereits storniert sind - dass es wegen Corona (?!) leider nicht möglich ist, Felix auf den Flug zu buchen. Zum Glück haben wir den Repatriierungsflug nach Wien, sonst wäre das eine Katastrophe geworden.    

Wir haben in Erfahrung gebracht, dass wir Felix von Neuseeland exportieren (!) müssen und nicht einfach mit nach Hause nehmen können (tierärztliche Flugtauglichkeit, viele Formulare). Die zuständige Beamtin am Flughafen Auckland und das Team von 'special cases' von der AUA waren ausgesprochen entgegenkommend (E-Mails mit AUA aufgrund der Zeitverschiebung zwischen Mitternacht und 2 Uhr), sodass wir am 8. April die Exportpapiere komplett hatten. Das war knapp. Der Transportbehälter für den Frachtraum ist nach wie vor nicht geliefert. Felix wird in der Kabine mit uns fliegen. Für die Kabine haben wir eine geeignete Transporttasche am Boot. Am Karfreitag werden wir voraussichtlich um 9:20 in Wien sein.

9. April 2020: Um 14 Uhr verlassen wir die Marina Richtung Flughafen. Vorher gab es noch ein paar Schreckminuten, weil wir Felix nirgends sehen. Zum Glück ist er nicht am Hardstand unterwegs, sondern hat sich hinter den Cockpitauflagen, die nun unter Deck gelagert sind, versteckt. Offensichtlich spürt er unsere Anspannung.  

Wir sind 4 Stunden vor Abflug (3 Stunden wurden von der Botschaft empfohlen) am Flughafen und sind überrascht, dass wir fast die letzten sind. Der Check-in zieht sich über drei Stunden - der Flieger kommt aus Christchurch, dort kämpft man mit der Überbuchung. Frau Göschl vom Konsulat in Auckland ist vor Ort und von ihr erfahren wir, dass wir in der Premium Class gebucht sind. Das beruhigt. 

Während des Fluges von Auckland nach Kuala Lumpur (9 Stunden), wo nur aufgetankt wird, ist Felix etwas unruhig, schläft dann aber während des Fluges von Kuala Lumpur bis Wien (13 Stunden) durch. Er ist sehr brav, muss er doch insgesamt 28 Stunden in seiner Transporttasche aushalten (wollte weder fressen noch trinken). Wir nehmen ihn abwechselnd auf den Schoß und streicheln ihn zu Beruhigung. 

Wien

10. April 2020:

Pünktlich um 9:20 kommen wir in Wien an. Der Zoll winkt uns mit Felix durch, seine Papiere werden nicht einmal angeschaut und auch der Amtstierarzt vom Flughafen, den wir per E-Mail vorab informiert hatten, ist nicht gekommen. Wir sind froh, dass alles so problemlos und unbürokratisch abgelaufen ist.

 

Die nächsten zwei Wochen müssen wir in Heimquarantäne verbringen. Wann wir wieder nach Neuseeland zu unserer Crocodile zurückkommen und weitersegeln können - wir werden sehen.

14. August:

Wir sind nun seit 4 Monaten in Wien. Unser neuseeländischer Freund Bruce kümmert sich um das Boot in der Marina. Das ist für uns schon eine sehr große Beruhigung. Das wichtigste ist, dass der Entfeuchter funktioniert. Ohne Entfeuchtung würde der Schimmelbefall alles ruinieren. Alle Oberflächen würden schimmelig werden, Polster, Sitzauflagen und Textilien könnte man dann wegschmeißen. 

Die Volvo-Werkstätte hat die Dieseltanks randvoll gefüllt. Das ist notwendig, um Algenbildung in den Tanks zu verhindern. Die Motoren werden einmal zu Monatsbeginn gestartet und die Batterien werden kontrolliert.  

Unabhängig davon, dass das Boot gut versorgt wird, wollte Erwin im Oktober nach Neuseeland fliegen. Durch den coronabedingten unplanmäßigen Heimflug konnten einige Reparaturen und Pflegearbeiten nicht mehr erledigt werden. Da derzeit ein Einreiseverbot für Nichtneuseeländer besteht, hat Erwin bei der Immigration NZ um eine Ausnahmegenehmigung angesucht. Wir hofften, dass in einer Risikoabwägung die Behörde zu dem Schluss kommt, dass ein einzelner gesunder Segler  mit einem negativen Covid-19-Test und nach 14 Tagen Quarantäne keine gesundheitliche Gefährdung für die neuseeländische Bevölkerung darstellt. Zusätzlich sollte es sich positiv auf die Beurteilung auswirken, dass Erwin hauptsächlich auf unserem Boot mit Arbeiten beschäftigt sein würde. Weit gefehlt, das Ansuchen wurde abgelehnt, kein Einspruch möglich. Das ist eine herbe Enttäuschung. 

Das bedeutet für uns, dass wir für unbestimmte Zeit nicht zu unserem Boot können. Wir befürchten, dass das länger dauern wird. Hoffentlich gibt es bald eine verlässliche und international anerkannte Impfung, damit würde sich sehr vieles wieder zum Positiven ändern.

Unser Plan, im Jänner 2021 mit Felix gemeinsam nach Neuseeland zu fliegen und im April nach Australien weiter zu segeln, scheint nicht mehr realistisch zu sein.  

8. Oktober 2020: Heute sind die beiden Escape Hatches (Austauschaktion von Goiot) geliefert worden. Wir haben sie nach Wien schicken lassen um zu vermeiden, dass sie monatelang irgendwo in der Marina herumliegen. Sie schauen vertrauenserweckend aus. Das Acrylglas ist nicht nur auf den Rahmen geklebt, sondern zusätzlich auf jeder der 4 Seiten mit einer Schraube gesichert.  

24. November 2020:

Die positiven Nachrichten von der Impfstoff-Front stimmen uns zuversichtlich, in absehbarer Zeit unsere Weltumsegelung fortsetzen zu können. 

24. Dezember 2020:

Nach 5 Jahren feiern wir coronabedingt wieder Weihnachten mit einem Christbaum - eine wunderschöne Tanne aus dem Waldviertel.