17. November - 4. Dezember2024
Suriname liegt an der Nordküste Südamerikas zwischen Guyana im Westen, Französisch Guyana im Osten und Brasilien im Süden. Die einstige niederländische Kolonie ist das kleinste, unabhängige (seit 1975) Land Südamerikas mit 600.000 Einwohnern, die meisten davon leben in Paramaribo und Umgebung. Die Amtssprache ist Holländisch und hier sind auch ganz überwiegend Holländer auf Urlaub. Sie fühlen sich in Suriname quasi zu Hause. Touristen anderer Nationen sind die große Ausnahme.
Es gibt hier viele Ethnien, die größte Gruppe machen die Afro-Surinamesen (Maroons) mit etwa 37% aus, Muslime und Inder sind ebenso stark vertreten. 1,5% sind Chinesen, sind aber im Straßenbild durch ihre kleinen Geschäfte und Supermärkte recht präsent. Europäer machen nur 1% der Bevölkerung aus. Die ursprüngliche Bevölkerung, die Amerindians, gibt es kaum noch, man schätzt 20.000. Sie leben zurückgezogen und spielen politisch kaum eine Rolle.
Das Land ist reich an Bodenschätzen. Erdöl, Gold und Bauxit (Aluminium).
Suriname River
17. November:
Der Suriname River hat wie der Maroni River einen betonnten Kanal mit einer garantierten Wassertiefe, daneben ist es oft sehr seicht, man muss immer aufpassen. Die Strömungen sind sehr stark.
Verschoben um fast zwei Stunden setzt um 13:40 Uhr endlich der Strom mit uns ein und wir erreichen Bootsgeschwindigkeiten von über 8 Knoten. Die ETA geht auf 17 Uhr zurück, was günstig ist, weil wir vor Einbruch der Dunkelheit in der Marina sein wollen.
Wenn man auf die elektronische Karte schaut, glaubt man in den Niederlanden zu sein, kommen zum Beispiel bei Nieuws Amsterdam vorbei.
Chinesische Fischerboote sieht man fast überall auf den Weltmeeren, auch hier.
Über der Hauptstadt Paramaribo kündigt der Himmel Regen an. Um 15:40 Uhr setzt dann Starkregen ein, wieder ist die Sicht praktisch Null. Zum Glück hat Erwin in weiser Voraussicht die Fender und Taue zum Anlegen schon zuvor vorbereitet.
Waterland Marina & Resort
17. November - 4. Dezember 2024
Um 17 Uhr, der Regen hat aufgehört, legen wir am Steg der Waterland Marina an. Noel, der Besitzer der Marina, ist am Steg und begrüßt uns ganz herzlich.
Von Französisch Guyana nach Suriname haben wir 299 Seemeilen zurückgelegt, davon waren 77 Seemeilen Umweg über den Maroni River. Die gesamte Fahrt hat 57,5 Stunden gedauert.
Die Marina ist mit 9 Plätzen klein, aber gut ausgestattet. Sie ist dem Resort, das in einer attraktiven Parkanlage liegt, angeschlossen.
Auf Empfehlung von Noel wollen wir für ein paar Tage in das Naturreservat Bigi Pan zum Birdwatching fahren.
Das Resort ist 4 Stunden mit dem Auto und eine Stunde mit dem Boot von der Hauptstadt Paramaribo entfernt. Es liegt in der Region Nickerie, einem riesigen Gebiet von Kanälen und Lagunen, nahe der westlichen Grenze von Suriname und dem Atlantik.
Bigi Pan Over Water Resort
21. - 23. November:
Das Resort befindet sich in einer großen Salzwasserlagune, die ein wahres Vogelparadies ist.
Wir fahren täglich in der Früh und am späten Nachmittag mit dem Boot zum Birdwatching in die Lagune hinaus.
Bereits um 6:15 Uhr, kurz vor Sonnenaufgang, geht es los. Wir sind eine kleine Gruppe von 5 Personen. Das erste, was wir in der Ferne sehen, ist ein Riesenschwarm an rosa Flamingos. Unser Guide schaltet den Außenborder aus, wir nähern uns vorsichtig. Die Tiere sind sehr scheu, sie fliegen auf, bevor wir richtig näher kommen.
Die nächsten zwei Stunden sehen wir mehrere große Schwärme mit geschätzt mehreren hundert Ibissen. Die meisten sind scharlachrot, wir sehen aber auch grüne und schwarze. Die hunderten bunten Vögel zu sehen, ist phantastisch.
Sowohl die Flamingos als auch die Ibisse bekommen die rosa bzw. rote Farbe von den Krebsen, die sie fressen.
Vor dem Sonnenuntergang fahren wir erneut mit dem Boot in die Lagune hinaus. Die Anzahl an Vogelschwärmen sowie an Habichten und anderen Greifvögeln ist überwältigend. Ernesto kennt sie alle und hat einige typische Vogelstimmen am Handy, die er passend zu den jeweiligen Vögeln abspielt.
Am Abend um 9 Uhr gibt es eine Kaimantour. Wir fahren einen Kanal entlang, zwei Kaimane flüchten gleich in die Mangroven und wir sehen nur kurz einen kleinen Kaimanschwanz. Dann haben wir Glück und ein stattlicher Kaiman lässt uns in Ruhe Fotos von ihm machen. Die Guides sagen, er sei von dem starken Licht der Taschenlampen geblendet und orientierungslos. Kaum werden die Lampen ausgeschaltet, verzieht er sich in das Unterholz.
Die Vogelbeobachtungen - das hatten wir zuvor noch nie gemacht - waren ein einmaliges Erlebnis, sehr interessant und entspannend.
Nach eineinhalb Tagen auf unserer 'Crocodile' in der Waterland-Marina haben wir uns kurzfristig für einen Dschungelausflug, als Abschied von der Natur im Norden Südamerikas entschieden.
Jungle & River Resort Knini Paati
25. - 27. November:
Nach einer dreistündigen Autofahrt Richtung Süden kommen wir in Atjoni an. Hier steigen die Touristen in traditionelle Boote um. Es ist unerträglich heiß und schwül. Die wenigen Resorts entlang des Flusses sind nur auf dem Wasserweg zu erreichen.
Die langen Boote werden lokal hergestellt, ein Transport über Straßen wäre auch gar nicht möglich, sie sind sehr robust, halten einen Aufprall auf einen Felsen ohne weiteres aus. Die Vorläufer dieser Boote waren ebenso lange, aus einem Stamm gehauene Einbäume.
Nach etwa einer Stunde kommen wir im Resort an. Die Ausstattung ist einfach, stimmig und geschmackvoll, gefällt uns sehr gut. Von den einzelnen Häuschen kann man zum Fluß hinuntergehen.
Das Resort, ein Familienbetrieb, ist im Besitz eines Einheimischen. Das Essen ist traditionell: gebratener Reis oder Nudeln, Fisch, Huhn und Gemüse aus der Region.
Mit dem Boot fahren wir zu dem Dorf Nieuw Aurora, wo die Maroons, Nachfahren der in den Urwald geflohenen afrikanischen Sklaven, noch heute vorwiegend in ihrer traditionellen Kultur leben. Die Wäsche wird am Fluss gewaschen, die Frauen tragen die Lasten am Kopf. Fotografieren von Menschen ist hier nicht erlaubt. Man glaubt, dass damit auch ein Stück der Seele des Menschen mitgenommen wird. Die Menschen wirken verschlossen, meiden den Augenkontakt.
Wir besuchen die Grundschule - die Kinder haben gerade Pause, sind freundlich und lachen - leider ist auch hier fotografieren unerwünscht.
Danach gehen wir durch das Dorf. Die Häuser sind winzig, werden nur zum Schlafen genutzt, gekocht wird im Freien. Die Häuser sind alle mit angerostetem Wellblech gedeckt, das dem Ganzen einen trostlosen Anblick gibt. Früher wurden Palmblätter genutzt. Auf die Frage, warum Palmblätter nicht mehr verwendet würden, meint unser Guide, Palmblätter wären zwar sehr viel kühler als Wellblech, aber Wellblech hält länger und ist nicht feuergefährlich. Während des Tages hält sich niemand in den Hütten auf.
Eine Wanderung durch den Urwald ist insofern interessant, als unser Guide, der ausgezeichnet Englisch spricht, sehr viel über die Flora zu erzählen hat. Tiere sehen wir keine.
Es gibt hier nur mehr Sekundärwald, charakterisiert durch eine Vielzahl an sehr dünnen und im Kampf um das Sonnenlicht unglaublich hoch aufragenden Bäumen. Mächtige Einzelbäume sieht man kaum mehr. Für die Landwirtschaft wird eine Fläche gerodet und sobald das geschlägerte Holz soweit trocken ist, dass es brennt, wird es angezündet. Die hohe Feuchtigkeit im angrenzenden Wald verhindert, dass das Feuer überschlägt. Nach einem Regen, der die Düngewirkung der Asche in den Boden einbringt, wird angepflanzt. Dieser Bereich kann nur für drei Jahre landwirtschaftlich genutzt werden, dann ist der Boden erschöpft und dieses Stück Land wird wieder der Natur überlassen.
29. November:
Den heutigen Tag verbringen wir in der Hauptstadt Paramaribo. Wir haben eine City-Tour in Englisch gebucht und sind die einzigen Teilnehmer.
Paramaribo Fort Zeelandia
Das aus dem 17. Jahrhundert stammende Fort liegt am Ufer des Suriname Rivers und ist eine der attraktivsten Sehenswürdigkeiten in Paramaribo. Es ist ein sehr gut erhaltener Gebäudekomplex aus roten Ziegelsteinen, die für den Bau aus Holland importiert werden mussten.
Im Fort befindet sich ein Museum mit interessanten Exponaten aus ganz unterschiedlichen Epochen und viel historische Information. Letztere gibt es nur in holländisch, aber wir haben ja unseren Guide.
Bei der 2 kg schweren Steinmaske handelt es sich um einen präkolumbianischen Artefakt, der erst im Jahr 2000 in Suriname gefunden wurde. Solche Masken wurden in Amazonien während Zeremonien getragen. Der Krug wird den Ureinwohnern, den Amerindians, zugeordnet. Auch von den Maroons, den Nachfahren der in den Urwald geflüchteten Sklaven, findet man handwerklich schöne Exponate. Die Kolonialzeit ist ebenso vertreten wie hier durch eine Apotheke.
Saint Peter & Paul Basilica
Die römisch-katholische Basilica besuchen wir ohne unseren Guide, er wartet vor der Kirche. Sie ist komplett aus Holz erbaut und bietet Platz für 900 Menschen. Mit ihrem Bau wurde im Jahre 1883 begonnen. Der Innenraum hat durch das Baumaterial Holz (Surinamische Zedern) eine ganz eigene Stimmung, die Details sind wunderschön gearbeitet. Von 2007 bis 2010 wurde die Kirche mit Geldern von der EU generalsaniert, um den Bestand dieses einzigartigen Sakralbaus zu sichern.
Das Baumaterial Holz und das tropische Klima erfordern für die Bauten aus der Kolonialzeit einen hohen Erhaltungsaufwand. Paramaribo ist im Jänner 1821 fast vollständig abgebrannt und im September 1832 zerstörte noch einmal eine Feuersbrunst 50 Gebäude. Die Holzbauten und die Dachdeckung mit Palmblättern brannten extrem gut, hinzu kamen anfachende Winde. Als Konsequenz von diesen Bränden waren anlandende Schiffe dazu verpflichtet, Ziegel als Ballast mitzuführen, um nicht brennbares Baumaterial zur Verfügung zu haben. Paramaribo liegt im Schwemmland des Suriname Flusses. Gestein ist hier nicht zu finden, dafür aber fruchtbare Böden und ausreichend Wasser.
In der Stadt sieht man vereinzelt Holzhäuser, die vollständig zerfallen und deren Besitzer wahrscheinlich nach den Niederlanden ausgewandert sind. Aber es gibt auch schöne Gebäude in einem sehr guten Zustand.
Die Synagoge Keizerstraat befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft der Moschee. Dies wird in Paramaribo als Zeichen der religiösen Toleranz häufig erwähnt. Die jüdische Gemeinde ist allerdings nur mehr sehr klein.
Peperpot Nature Park
1. Dezember:
Für heute haben wir uns den Besuch des Peperpot Nature Parks, nahe der Hauptstadt Paramaribo, vorgenommen. In der Kolonialzeit wurde hier mit wechselndem Erfolg Kaffee und Kakao angebaut, heute ist die alte Plantage ein privates Naturschutzgebiet mit einer üppigen Urwaldvegetation und vielen Tieren, vor allem Vögel und Affen.
Über unseren Köpfen merken wir Aktivitäten im Geäst bzw. auf den Bambusstauden. Wir sehen viele Totenkopfäffchen herumturnen. Sie sind unglaublich flink und verspielt, geben dabei piepsende Laute von sich. Wir entdecken ein winziges Baby auf dem Rücken eines Muttertieres, das von hinten den Brustkorb der Mutter umklammert. Sobald sich über uns in den Bäumen etwas bewegt, wissen wir, dass es die kleinen Äffchen sind. Sie, noch dazu in so großer Zahl , in der freien Natur beobachten zu können, ist für uns ein ganz besonderes Erlebnis.
Kapuzineraffen sehen wir nur zwei. Die kastanienbraunen Kapuzineraffen sind im Norden Südamerikas (Suriname, Französisch Guyana, Guyana, angrenzendes Brasilien) heimisch.
Der Park ist mit einem 3,2 km langen Hauptweg erschlossen und hat mehrere abzweigende Wege, die U-förmig wieder zurück zum Hauptweg führen. Heute haben wir laut iPhone 14.884 Schritte zurückgelegt. Bei diesem Klima zählt das doppelt. Es hat immer wieder kurz geregnet, es war sehr heiß und extrem schwül.
3. Dezember:
Heute haben wir ausklariert, es geht weiter in die Karibik. Morgen in der Früh, mit auslaufender Flut, fahren wir die etwa 30 Seemeilen im Suriname River hinaus in den Atlantik und dann entlang der Küste von Guyana nach Trinidad. Wir werden rund 100 Seemeilen Abstand zur Küste halten und insgesamt rund 520 Seemeilen segeln. Voraussichtlich werden wir 4 Tage und einige Stunden unterwegs sein. Die Vorhersagen für den Wind sind gut, vielleicht ein bisschen zu viel für ein Leichtwindsegel.
Trinidad ist für seine guten Reparaturmöglichkeiten bekannt. Unsere 'Crocodile' braucht einiges an Erneuerungen und Reparaturen und wir hoffen, dass sich das durch die Weihnachtsfeiertage nicht zu sehr verzögert. Die Liste ist ziemlich lang.