Namibia

17. Mai - 3. Juni 2024:

 

Am 17. Mai fliegen wir um 7:00 Uhr früh von Kapstadt nach Windhoek. Es ist ein kleiner Flieger, der Flug dauert zwei Stunden. Bei 'Individual Travel' holen wir das Auto, einen Toyota Fortuner  2.4 Liter mit Allradantrieb und Reiseunterlagen ab. Wir werden detailliert im Radwechseln eingeschult und es wird uns erklärt, welchen Reifendruck wir bei welchen Straßenbedingungen anwenden sollen, bekommen auch ein kleines Messgerät. Dann geht es los. Wir fahren 320 km Richtung Süden. An den Straßenrändern sehen wir des Öfteren kleine Gruppen von Affen und auch einige Antilopen. Die Landschaft ist sehr abwechslungsreich, gefällt uns sehr gut. Die Straßen sind anfänglich asphaltiert, dann fahren wir auf Schotterstraßen.

 

Kalahari Savanne

 

Zuletzt fahren wir auf Sandstraßen. Die roten Sandhügel geben einen schönen Kontrast zu den grünen Sträuchern. Wir befinden uns in der Kalahari Savanne.  

Gegen 4 Uhr am Nachmittag kommen wir zur Suricate Tented Lodge, wo wir übernachten werden. Sie liegt erhöht auf einer riesigen Düne der Kalahari am Rand einer Senke. Vom Aussichtsdeck beim Restaurant haben wir einen wunderbaren Blick auf die Senke mit einem Wasserloch, wo wir Antilopen - Gnus, Springböcke, Oryxes - und eine Giraffe zu sehen bekommen, leider etwas weit weg, aber trotzdem sehr schön.

 

Die Unterbringung in hausähnlichen Zelten haben wenig mit Campingatmosphäre zu tun, sie sind nicht sehr groß aber komfortabel mit Bad, einem geräumigen Raum und einer Terrasse. Wir haben auch einen privaten Pool.  

18. Mai:

Nach dem Frühstück geht es weiter Richtung Süden, vorwiegend auf Schotterstraßen. Entweder ist der Schotter grob oder es gibt sehr unangenehme und tiefe Querrillen, ähnlich einem Waschbrett, wir werden immer wieder ordentlich durchgerüttelt. Entschädigt werden wir durch die beeindruckende, vielfältige Landschaft. Es vergehen oft Stunden, ohne dass uns ein Auto entgegen kommt oder wir überholt werden. Hier sollte man besser kein Problem mit dem Auto haben. Glücklicherweise haben wir genügend Mineralwasser und Power Bars dabei, könnten spielend ein paar Tage überleben 😊.  

Quiver tree Forest

 

Wir machen einen kleinen Umweg und besuchen den Quiver tree Forest, in dem etwa 250 bis zu 300 Jahre alte Köcherbäume, eine spezielle Aloe-Art, stehen. Die abgestorbenen Äste wurden seinerzeit von den Buschmännern als Köcher für ihre Pfeile verwendet.  

 Uns fallen die vielen deutsche Ortsnamen oder Bezeichnungen wie Mariental, Kaiserkrone, Affenrücken, Sperrgebiet, Wasser, etc. auf. Man darf annehmen, dass die Deutschen in Namibia nicht ganz unbeliebt waren, sonst wären die Ortsnamen nicht erhalten geblieben. Wir sind überrascht, den Ortsnamen 'Grünau' zu lesen. In der Grünau in Oberösterreich haben wir viele schöne Familienurlaube verbracht. 

Der Ankündigung 'world famous Apfelstrudel' am Straßenrand können wir nicht widerstehen und kehren ein. Der Apfelstrudel sieht für uns ungewohnt aus, schmeckt aber sehr gut, sogar Schlagobers gibt es dazu. Wir kommen ins Gespräch mit dem Eigentümer. Er hat hier eine Landwirtschaft mit 42'000 ha (rund 20.5 km in Quadrat), aber seit 8 Jahren fällt kaum mehr Regen und wenn, nur auf relativ kleine Bereiche. Auf seinem Gebiet können nur noch Oryxes überleben. Das Wasser aus den Brunnen ist salzig und muss mit Membranen aufbereitet werden, um es als Trinkwasser und zur Bewässerung nutzen zu können. Mit dem 'world famous Apfelstrudel' werden Autofahrer in dieser kargen Landschaft zum Besuch animiert und so wird für ihn und seine Frau ein Einkommen und Überleben ohne die Landwirtschaft möglich.

Nach 480 km machen wir bei der Canyon Lodge Halt und bleiben für zwei Tage, um den Fish River Canyon zu besuchen. Die Bungalows sind zwischen gigantischen Granitblöcken gebaut und mit Schilfrohr gedeckt. Auf den Granitblöcken und am Rasen laufen Klippschliefer herum. Sie haben hier wohl ideale Lebensbedingungen. Im Abendrot sehen die Granitblöcke wie von einem anderen Planeten aus. 

 

Fish River Canyon

 

19. Mai:

Der Fish River Canyon ist der zweitgrößte Canyon der Welt, er ist 160 km lang und 550 Meter tief. Auf sehr schlechten Schotterstraßen gelangt man zu den einzelnen Aussichtspunkten, von wo man in die Tiefe schaut. Die Ausmaße der Steinlandschaft sind gewaltig. Es ist strengstens untersagt, privat in den Canyon abzusteigen und zu wandern. Es gibt bis zu 5-tägige geführte Wanderungen entlang des Fish Rivers. 

20. Juni:

Wir fahren weiter Richtung Süden bis Außenkehr und dann in Richtung des Oranje Rivers, erst nach Westen, dann nach Nord-Westen. Als wir den Fluss erreichen, wechselt die Landschaft abrupt von ausgetrocknet braun, ocker oder grau auf sattes Grün. Es wird Wein angebaut. Der Fluss führt viel Wasser, das ist nach der Wüstenfahrt schier unglaublich. Die Fahrt entlang des Flusses ist unbeschreiblich malerisch. 

Wir verlassen den Oranje River bei Sendelingsdrif und fahren ab jetzt Richtung Norden. In Rosh Pinah, einer kleinen Stadt, die vom Zinkabbau lebt, kehren wir im einzigen Restaurant der Stadt zum Mittagessen ein und tanken. Tanken müssen wir immer, wenn es eine Gelegenheit gibt. Tankstellen sind spärlich, wir fahren weite Strecken und das relativ schwere Auto verbraucht zwischen 9 und 10 Liter pro 100 km.

 

Der attraktive Teil der Strecke ist vorerst vorbei und die weitere Fahrt durch die Wüstenlandschaft auf Schotterstraßen zieht sich und wir sind froh, dass wir nach 390 km in Klein Aus Vista im Desert Horse Inn Hotel rechtzeitig ankommen, um noch die berühmten Wüstenpferde von Garub bei Sonnenuntergang an einem Wasserloch zu sehen.

 

Wüstenpferde von Garub

 

Die Pferde kommen jeden Tag hierher und sind ein Touristenmagnet. Sie wurden sehr wahrscheinlich von Siedlern, die das Land verlassen mussten, zurückgelassen, haben sich an das Wüstenklima angepasst und überlebt. 

21. Mai:

Wir fahren weiter Richtung Norden. Wir wählen eine als besonders schön beschriebene Route entlang der Tiras Mountains auf der einen und der Namib Wüste auf der anderen Seite. Bei einem Wohnwagen mit der Aufschrift 'Cafe' bleiben wir stehen. Wir bekommen einen frisch gemahlenen Kaffee und Erwin einen selbstgemachten Gugelhupf von einer älteren (wahrscheinlich unseren Alters), stark gehbehinderten Frau und eine berührende Geschichte. Sie ist als junges Mädchen vor 50 Jahren hier angekommen, überall Gras bis zu den Knien. Die Farm ist 24'000 ha groß, seit 8 Jahren regnet es kaum mehr und wenn, dann nur punktuell und wenig, zu wenig um zu überleben. Die Tiere konnten nicht mehr verkauft werden, weil sie so stark abgemagert waren und sind verhungert. Die Brunnen versiegen nach und nach und die Bäume und Pflanzen in ihrem Garten sterben. Um zu Überleben, hat sie das 'Cafe' am Straßenrand eröffnet und um etwas Geld zu haben für das Internet, über das sie mit ihren Kindern Kontakt hält. Ohne diese Möglichkeit würde auch sie sterben. Sie hadert nicht mit ihrem Schicksal, ist zufrieden, mit dem was sie hat. Eine bewundernswerte Einstellung zum Leben. Sie glaubt nicht an die Klimakatastrophe. Beim Abschied wünschen wir ihr viel, viel Regen.

Wir genießen die einmalige Farbenpracht um uns herum und haben viele Tierbegegnungen. Ich habe mir angewöhnt, die Kamera am Schoß und damit für uns griffbereit zu haben. Das bewährt sich. Wir bleiben stehen, weil ein Auto vor uns anhält. Einige Sekunden danach flüchten drei Wüstenpferde im gestreckten Gallop an uns vorbei. Ich drücke im richtigen Moment auf den Auslöser, erwische noch zwei Pferde.

Das Fahren ist für Erwin anstrengend, auf dem feinen Sand rutscht das Auto wie auf Glatteis und versetzt sich seitlich gefühlt um einen halben bis zu einem Meter. Die Sandpisten sind sehr breit und oft für viele Kilometer gerade, wir fahren meistens in der Mitte und da macht es nicht so viel aus. Wir können je nach Straßenbeschaffenheit etwa 70 bis 90 km/h fahren, manchmal aber auch nur 40 bis 60 km/h. Ein gebirgiger Abschnitt mit vielen steilen und engen Kurven - natürlich ohne Leitplanken - macht es auch nicht einfacher. Wir wollen bevor es ganz finster wird, im Hotel sein. Die Sandpisten haben keine klare Abgrenzung zum umgebenden Gelände und bei Nacht müssten wir noch viel vorsichtiger fahren. In der Abenddämmerung springt uns plötzlich ein prächtiger weiblicher Kudu von einer Böschung herab kommend mit Tempo vor die Kühlerhaube. Erwin kann mit einer Vollbremsung verhindern, dass das arme Tier verletzt wird, da waren nur mehr ein oder zwei Meter Platz. Das weibliche Kudu bleibt völlig verdattert am Straßenrand stehen und schaut uns an und wir sie. Im Schock habe ich vergessen, ein Foto von ihr zu machen. Wenig später läuft uns ein Oryx vor das Auto, zum Glück nicht so knapp. Es ist schon finster, als wir endlich, nach 494 km, in der Little Sossus Lodge ankommen. Wir genießen ein Hauben verdächtiges Abendessen und fallen hundemüde ins Bett. 

 

Sossusvlei

 

22. Mai:

Wir fahren ohne Frühstück los, weil wir mit Sonnenaufgang beim Eingangstor zum Sossus-Tal im Ort Sesriem sein wollen, um im Morgenlicht durch das Sossusvlei fahren zu können. Das Tal  ist 60 km lang. Auf beiden Seiten der Straße erheben sich Dünen, die in ihrer Farbenpracht, besonders im Morgenlicht, wohl einmalig sind. Wir sind überwältigt. Bei der Düne Nr. 40 sehen wir drei Autos stehen und Leute auf die Düne hinaufgehen. Wir probieren das auch. Es ist anstrengend und wir kehren bald wieder um und fahren weiter.

Bei der Düne Nr. 45 stehen relativ viele Autos und wir sehen Leute im Gänsemarsch die Düne hinaufgehen. Sie ist geschätzt rund 300 Meter hoch. Das schaffen wir doch auch. Bevor wir losgehen, verfüttert Erwin noch einer bettelnden Krähe einen Power Riegel. Der Aufstieg ist ganz schön anstrengend, weil der weiche, sehr feine Sand bei jedem Schritt nachgibt. Etwas weniger anstrengend ist es, wenn man in einen schon vorhandenen Fußabdruck tritt. Da ist der Sand etwas fester, aber es funktioniert nicht immer. Für Erwin ist es doppelt anstrengend, weil bei seinem Gewicht der Sand immer nachgibt. Er geht die Düne praktisch zweimal hinauf. Die Düne hat zwei Hügel mit einem etwas flacheren Teil dazwischen. Der Ausblick von oben auf die Dünenlandschaft rundherum ist phantastisch.  

Wir schauen ein paar jungen Leuten zu, wie sie die Düne hinunterlaufen. Erwin meint, dass das sicher angenehmer ist, als in der Spur den hinaufgehenden Leuten auszuweichen. Also machen wir das auch, Erwin läuft mutig voran. Es macht richtig Spaß, nur wenige machen es, die meisten gehen in der Spur hinunter. 

 

Wir fahren weiter bis zu einem Parkplatz, ab dem man nur mehr mit Allradantrieb weiterfahren kann. Die etwa 5 km lange Weiterfahrt im tiefen, weichen Sand ist aufregend, mit vielen kleinen Hügeln und Mulden und wenig Platz zum Ausweichen, wenn ein Auto entgegen kommt. Wir werden wieder kräftig durchgerüttelt. Es geht gut, wir bleiben nicht hängen. 

Dead Vlei

 

Zum Dead Vlei geht es noch weitere 1,2 km zu Fuß, wieder leicht bergauf im weichen Sand. Es ist sehr heiß, die Sonne brennt gnadenlos vom - wie bisher immer - wolkenlosen Himmel. 

Die Bäume sind vor langer Zeit abgestorben, ihre bizarr anmutenden Stämme und Äste heben sich von den roten Dünen, dem blauen Himmel und dem weißen Sand fotogen ab.

 

Auf der Fahrt zurück fährt Erwin einem Auto nach, das Touristen mehrmals täglich zum Dead Vlei bringt, also ein Profi auf dieser Strecke. Die ersten Minuten der 5 km langen Fahrt sind problemlos, dann bleibt das Auto vor uns stehen. Erwin, in der selben Spur fahrend, muss auch stehenbleiben. Im tiefen Sand und ohne Schwung kommen wir nicht mehr weiter, wir bleiben stecken. Ein Profifahrer bietet für 1.100 N-Dollar (55 Euro) an, unser Auto aus dem kritischen Bereich hinauszufahren. Mit seinen Versuchen, es wieder flott zu kommen, gräbt er die Reifen komplett ein. Das hätte Erwin auch gekonnt. Dann kommen einige junge Männer und gemeinsam können sie das Auto zurück auf etwas festeren Grund schieben. Da wir rundherum einige steckengebliebene Autos beobachtet haben, nehmen wir das Angebot an. Die Alternative wäre gewesen, aus allen Reifen den Druck auf 1 atü zu senken und es dann zu probieren. Wegen der damit verbundenen Unsicherheit verzichten wir darauf.

 

Sesriem Canyon

  

Weil wir heute noch nicht genug erlebt haben, besuchen wir noch den Canyon, der praktisch am Weg liegt.

 

23. Mai:

Nach dem Frühstück  in der Little Sossus Lodge setzen wir unsere Reise Richtung Walvis Bay fort. Unterwegs bleiben wir in der Rostock Ritz Desert Lodge für einen kleinen Lunch stehen. Nach einer langen Fahrt übernachten wir in Swakopmund in einem Boutique-Hotel mit Blick auf die Brandungswellen des Südatlantiks, 20 km von der Walvis Bay entfernt. 

 

Walvis Bay

 

24. Mai:

Den Vormittag verbringen wir mit einer Catamaran Cruise in der Walvis Bay. Der Cat ist groß, wir sind etwa 15 Gäste, sodass Platz kein Problem ist. Die Crew versteht es, uns den Aufenthalt am Boot angenehm, unterhaltsam und informativ zu gestalten. Der Chef des Bootes beginnt, 'Lady Gaga' zu rufen und nach einiger Zeit kommt zu unserer Überraschung ein Pelikan angeflogen und landet auf dem Deck. 'Lady Gaga' bekommt kleine Fische gefüttert, dann geht sie auf dem Boot herum und lässt sich gerne von den Gästen - wer will - berühren und streicheln. Der Riesenvogel (es ist eine sie, aber Vogel lässt sich schwer gendern) ist nur rund 6 kg schwer und hat an der Brust einen Luftsack, der sich wie ein aufgeblasener Schwimmreifen anfühlt. Wir erfahren, dass sie schon seit 12 Jahren auf das Boot zu ihm kommt. Das  ist ein ganz tolles Erlebnis, wir sind begeistert.

Wir fahren zu einer Insel hinaus, auf der eine große Seelöwenkolonie lebt. Geschätzt sind es 60.000 bis 80.000 Tiere. Schon von weitem hören wir sie brüllen. Delphine sehen wir keine, was uns nicht so sehr stört, da wir sie in Tasmanien sehr oft um unserem Boot hatten. 

 

Während der Fahrt gibt es heiße und kalte Getränke, es werden bei Bedarf Decken angeboten und zu Mittag gibt es ein ganz tolles Buffett mit Austern - in der Bucht befindet sich eine riesige Austernfarm - und anderen Köstlichkeiten. Wir haben das Gefühl, dass der Chef des Bootes und seine Crew ihre Arbeit sehr gerne machen, das Engagement spürt man einfach. Die Catamaran Cruise hat unsere Erwartungen übertroffen. 

25. Mai:

Wir fahren die Skelettküste entlang weiter Richtung Norden, eine ziemlich eintönige Fahrt, aber zumindest auf einer Asphaltstraße. Nach zwei Tagen Atlantiknähe geht es jetzt wieder zurück ins Landesinnere und damit wieder auf Schotterstraßen. Die Landschaft wird langsam etwas abwechslungsreicher und plötzlich ist sie schön, sehr grün und wir sehen in der Ferne hohe Berge. Wir fahren nun auf einer Sandpiste mit feinem, weißem Sand. Heute werden wir in einer Zelt-Lodge übernachten. Der letzte Abschnitt der Zufahrt zur Lodge ist sehr steil und schmal mit gewaltigen Granitfelsen um uns herum. 

Die Ondudu Safari Lodge befindet sich in 1.200 Meter Höhe in einem kleinen, von riesigen Felsen und einer imposanten Steilwand umschlossenen Tal. Die Zelte liegen erhöht zwischen den Granitblöcken. Nach 334 km im Auto ist uns nach Füße vertreten. Es gibt eine ganz Reihe Wanderwege, fast alle kann man nur mit einem Guide von der Lodge machen. Das ist nachvollziehbar, denn sie führen zwischen und über die Felsen. Dafür ist es heute leider schon zu spät. Ein Weg ist sehr gut markiert, als nicht schwierig beschrieben und nicht zu lang und ohne Guide machbar, den nehmen wir. Es macht Spaß, über die griffigen Granitfelsen und durch schmale Spalten zwischen den Felsen hindurch zu gehen. Im Buschwald zwischen den Felsen hören wir viele und für uns seltene Vogelrufe. Es ist eine sehr entspannte Wanderung. Die Felsen des Tales sind während des Abendessens auf der Restaurantterrasse ein wenig indirekt beleuchtet, was sehr stimmungsvoll ist und gut aussieht.  

Vor ungefähr 130 Millionen Jahren hat sich Südamerika von Afrika getrennt, was zu gewaltigen Eruptionen unvorstellbaren Ausmaßes geführt hat. Über viele Millionen Jahre haben Erosionen die Granitfelsen abgerundet und die heutige Landschaft geschaffen, die aber wiederum geologisch gesehen nur eine Momentaufnahme ist.

 

26. Mai:

Nach dem Frühstück geht es westwärts weiter zum Damaraland. Die Straßen sind grober Schotter, extrem schlecht wie bisher noch nie. Am Straßenrand steht ein Auto, offensichtlich auch Touristen. Wir bleiben stehen, es ist ein deutsch-französisches Paar, das wir beim Fish River Canyon kennengelernt hatten. Sie haben keinen Internetempfang mehr und die Orientierung verloren. Wir können ihnen ihre Position auf unserem iPhone zeigen und wie sie weiterfahren müssen, sie haben noch 19 km zu ihrer Destination. Das muss eine ganz schön stressige Situation für die beiden gewesen sein. Wir kommen am Nachmittag nach 273 Kilometern zum Twyfelfontein Adventure Camp, wo wir zwei Nächte bleiben werden, um die Wüstenelephanten zu sehen.

 

Vom Frühstück nimmt Erwin ein Stück Kuchen mit und lockt damit Vögel an. Im Nu sind viele Vögel da, die meisten eher unscheinbar schwarz oder grau und klein. Dann kommen zu unserer Überraschung zwei Schönheiten angeflogen. Die Form des Schnabels gibt einen Hinweis, dass sich diese Vögel von Nektar ernähren und sie haben den Namen Gelbschnabeltoko.

 

Wüstenelephanten in Huab 

 

27. Mai:

Wir machen eine Safari zum Huab und Aba-Huab, wo wir durch das ausgetrocknete Flussbett fahren und Ausschau nach den hier lebenden Wüstenelephanten halten.   

Wir haben Glück und nach einiger Zeit sichten wir eine Gruppe von 22 Elephantenkühen mit zwei wenige Monate alten Jungtieren. Die Wüstenelephanten sind deutlich kleiner als ihre Verwandten in der Savanne, sie können zwei bis drei Tage ohne Wasser auskommen. Sie legen bis zu 40 km in der Nacht zurück, um zur nächsten Wasserstelle zu kommen. Im Flussbett gibt es Grundwasser und damit grüne Vegetation. Die Elephanten sind nicht wählerisch, sie fressen alles. Ob ein neugeborenes Tier überlebt, hängt davon ob, ob die Mutter genug Futter findet, um ausreichend Milch für ihr Junges zu haben. Durch die Trockenheit der letzten Jahre überleben nur ganz wenige Jungtiere. 

Klug, wie die Elephanten sind, haben sie eine Möglichkeit gefunden, um zu Wasser zu kommen. Sie brechen die Wasserrohre, die durch die Wüste führen, an den Verbindungsstellen auf. Damit das Wasser nicht verschmutzt wird, heben sie die Leitungen auf und trinken direkt davon. Wenn kein Wasser fließt, werden die Leitungen wieder repariert. Bis dahin versickert das so wertvolle Nass im Wüstenboden. Die lokale Bevölkerung benötigt das Wasser für ihre wenigen Tiere und zur Sicherung ihrer Existenz, sodass ein gewisser Konflikt besteht, weil die Wüstenelephanten für den Tourismus der Region unverzichtbar sind. 

28. Mai:

 

Petrified Forests

 

Auf unserem Weg Richtung Nordwesten besuchen wir den versteinerten Wald. Vor 280 Millionen Jahren sind die Gletscher in Nordafrika geschmolzen und gewaltige Wassermassen haben die mächtigen Bäume im heutigen Angola entwurzelt und in den Süden geschwemmt, wo sie unter hunderten Metern Geröll und Sand unter Luftabschluss begraben wurden. Dadurch ist es zur Versteinerung der Bäume gekommen. Durch Erosion wurden sie wieder freigelegt und sind heute ein Weltkulturerbe. Der längste freigelegte Baum ist 37 Meter lang, zum Teil sieht man noch die Rinde und die Jahresringe. Bei den versteinerten Bäumen handelt es sich um Pinien, die im Süden Afrikas nicht vorkommen. 

Wir kommen nach Outjo, wo wir im 'Farmhouse' einkehren. Die Besitzerin ist eine Namibierin, die viele Jahre in der Schweiz gearbeitet hat. Mit dem ersparten Geld ist sie in ihre Heimat zurückgekehrt und hat ein respektables Unternehmen - Hotel mit Restaurant aufgebaut. Sie spricht akzentfreies Schweizerdeutsch. Eine Erfolgsstory. 

 

Wir fahren weiter zur Kifaru Luxury Lodge, wo wir nach 273 km gerade rechtzeitig ankommen, um die Sundowner Safari mitzumachen. Die Attraktion der Lodge sind die weißen Nashörner, die in dem zur Lodge gehörigen 13.000 ha großen Areal leben. Der Besitzer züchtet sie hier, ein sehr aufwändiges Unterfangen. Mit der kleinen, sehr eleganten Lodge wird das Projekt finanziell abgesichert. Zwei weitere Gäste und wir werden vom Sohn des Besitzers durch das Areal gefahren. Wir sehen weiße Nashörner zum ersten Mal, und das ganz nah. Sie sind nicht weiß - es war seinerzeit ein Hörfehler der Holländer: 'wide' wurde als 'white' verstanden. Die Breitmaulnashörner sind wesentlich größer als ihre schwarzen Artgenossen (Spitzmaulnashörner), aber im Gegensatz zu ihnen nicht aggressiv. Ein Bulle bringt 2.500 kg auf die Waage, etwa halb so viel wie ein Elephantenbulle. 

Den Sonnenuntergang genießen wir bei einer natürlichen Wasserstelle im Beisein einiger friedlicher Nashörner. Es ist ein einmaliges Erlebnis. 

 

Etosha Nationalpark

 

29. - 31.Mai: 

Wir verbringen drei Tage im Etosha Nationalpark. Er ist riesig, hat eine Größe von 22.000 km2 und ist mit extrem holprigen Schotterstaßen für die Touristen erschlossen. Einen großen Teil des Parks nimmt die Etosha Pfanne im Zentrum mit 4.760 km2 ein. Hier war einmal ein See, der von den umgebenden Flüssen gespeist wurde. Entlang der südlichen Längsseite der Etosha-Pfanne befinden sich Wasserlöcher, die zum Teil natürlich und zum Teil künstlich angelegt sind. An den Wasserlöchern sammeln sich die Tiere, wenn man Glück hat. Die Wasserlöcher sind weit voneinander entfernt und die Fahrten durch den Park sind sehr lang. Wir sehen an einer Wasserstelle eine Herde von hunderten Zebras, an einer anderen dutzende Oryxes, wieder an einer anderen Wasserstelle 15 Giraffen und 22 Elephanten. Auch bei den Fahrten von einer Wasserstelle zur anderen treffen wir immer wieder auf Giraffen, Elephanten, viele verschiedene Antilopen sowie Strauße und andere Vögel.

Am 31. Mai kommen wir an einem Wasserloch vorbei, an dem zuerst die Giraffen ihren Durst löschen und dann den ankommenden Elephanten Platz machen müssen. Die Machtdemonstration ist faszinierend. Wir schauen dem Naturschauspiel lange zu. 

Danach verlassen wir beim Von Lindequist Gate den Etosha Nationalpark. Unmittelbar nach dem Parkausgang befindet sich das Onguma Bush Camp, wo wir übernachten. Auf der Zufahrt zum Camp sehen wir alle paar Meter Giraffen, sie schauen interessiert zu unserem langsam vorbeifahrenden Auto herüber. Das Onguma Bush Camp hat Stil, es lädt ein, länger zu bleiben. 

1. Juni:

Nach dem Frühstück geht es weiter zum Okonjima Nature Reserve, einem 22.000 Hektar großen privaten eingezäunten Naturschutzgebiet. Es sind 357 Kilometer, die Schotterstraßen sind jetzt vorbei, die asphaltierten Straßen sind zwar recht schmal und ohne Bankett, aber allemal angenehmer als die unbefestigten Straßen und wir sind deutlich schneller. Wir haben einen Bungalow im Okonjima Plains Camp innerhalb des Nature Reserve mit drei Seiten aus Glas, sodass wir die Tiere vom Zimmer - auch bequem vom Bett aus - beobachten können. Wir nehmen am Nachmittag an einem Game drive teil und sehen neben anderen Tieren eine Leopardin mit ihrem Jungen! Das ist ein ganz besonderes Glück.    

2. Juni:

Bevor wir morgen in Windhoek das Auto zurückgeben und nach Kapstadt zurückfliegen, machen wir noch einen Halt im Okapuka Safari Camp. Wir verbringen einen angenehmen Nachmittag in der Sonne sitzend und schauen einigen weiblichen Straußen zu, wie sie vor dem Restaurant des Camps im Rasen nach Futter suchen. 

Dann machen wir unseren letzten Game drive in Namibia. Es ist sehr kalt.   

3. Juni:

In der Früh hat es -2°. Wir fahren nach Windhoek und geben das Auto zurück. In den 18 Tagen, die wir in Namibia unterwegs waren, haben wir 3.953 Kilometer  - etwa 80% auf Schotterstraßen - zurückgelegt. Tagsüber war es warm bis sehr warm, der Himmel meist wolkenlos, in der Nacht war es kalt. Die abwechslungsreiche Landschaft, die exotischen Färbungen der Dünen und die Wildtiere in ihrer natürlichen Umgebung zu erleben haben uns begeistert. 

 

Namibia liegt am Südatlantik, ist mehr als doppelt so groß wie Deutschland, aber mit nur etwas mehr als 2,5 Millionen Einwohnern extrem dünn besiedelt. Die meiste Fläche ist Wüste. Ein großes Problem ist die seit einigen Jahren herrschende Trockenheit, auch in der Regenzeit regnet es viel zu wenig. Das Land ist reich an Bodenschätzen und der Tourismus boomt. Die Leute sind zuvorkommend und freundlich, wir haben nie ein unsicheres Gefühl gehabt.