25. - 28. November 2017
Am 25. 11. zu Mittag verlassen wir Curacao und segeln Richtung Westen nach Kolumbien. Die Wettervorhersage für die nächsten Tage ist soweit gut, aber eher zu viel Wind. Die Überfahrt ist von Beginn an recht hart. Wir haben deutlich mehr Wind als vorhergesagt (30 Knoten und mehr statt maximal 20) und eine hohe Welle von achtern. Immer wieder steigt eine Welle auch seitlich ins Cockpit ein und überflutet alles. Wir sind froh, dass wir den Kurs außerhalb der 1000 m-Tiefenlinie gewählt haben (der Festlandsockel steigt rasch von 1000 auf 100 m an, wodurch im flacheren Bereich die Wellen noch höher und steiler sind). Wir haben regen Schiffsverkehr (Fracht- und Tankschiffe, nur ein Segelboot).
Am 27.11. bekommen wir zum Sonnenuntergang von ca. einem Dutzend Delphinen eine Sondervorstellung direkt vor dem Trampolin. Sie springen ca. zwei Meter hoch aus dem Wasser und drehen sich direkt vor Erwin, der sofort nach vorne zum Bug gelaufen ist.
Felix hat zwei Tage und Nächte nichts gefressen und getrunken, ist ansonsten aber sehr lieb und anhänglich. Wir vermuten, dass er seekrank ist.
Erst die letzten 20 Seemeilen sind durch die Abschirmung vom Festland deutlich ruhiger und sofort urgiert Felix sein Futter.
28. November - 30. Dezember 2017
Nach 74 Stunden (drei Tage und Nächte) und 370 zurückgelegten Seemeilen legen wir in der Marina an. Die Marina ist ziemlich voll und die Boxen ausgesprochen eng (zusätzlich haben wir noch Seitenwind). Drei Marineros erwarten uns am Steg und verhindern, dass unsere Crocodile Schrammen abbekommt. Gleich nach dem Anlegen treffen wir auf bekannte Gesichter (Toni aus der Schweiz mit Familie, die wir auf Los Roques kennengelernt und in Bonaire und Curacao getroffen haben, sowie Ferry und Brigitte aus Eichgraben, die wir von Bonaire kennen). Interessant ist ein Gespräch mit Mark, einem Australier. Er ist mit einer Leopard 48 zur gleichen Zeit wie wir nach Santa Marta gesegelt, aber die Route über die flacheren Bereiche. Er hatte bis zu 6 Meter hohe Wellen und eine noch wesentlich unruhigere Überfahrt als wir.
Die Marina liegt mitten in der Stadt. In Santa Marta pulsiert das Leben. In einigen Straßen reihen sich die Geschäfte dicht an dicht und auf den Gehsteigen befinden sich noch zusätzlich Stände - man kann hier so ziemlich alles kaufen. Ein unglaublich buntes Treiben. Wir haben kein unsicheres Gefühl. Im Kontrast dazu gibt es schöne und ruhige Plätze mit alten Gebäuden. Umgeben ist die Stadt von einer üppigen grünen Hügellandschaft (tropischer Wald, aber auch Landwirtschaft - z.B. Bananenplantagen). Südöstlich befindet sich die Sierra Nevada de Santa Marta mit Kolumbiens höchsten Bergen (über 5700 Meter). Man zahlt in Pesos (900.000 Pesos sind ca. 270 Euro) und spricht nur spanisch. Das Preisniveau ist erfreulich niedrig. Taxis gibt es viele und sie sind billig (Preis muss man vorher ausverhandeln). Es ist hier wärmer (33°) als auf den ABC-Inseln. Am Abend weht meist ein angenehmer Wind.
Santa Marta liegt im Norden Kolumbiens an der Karibikküste und hat knapp 500.000 Einwohner. Santa Marta ist die älteste spanische Stadt auf dem amerikanischen Festland. Sie wurde 1525 gegründet und ist in der Region eine wichtige Hafenstadt.
Heute (10.12.) haben wir die Gedenkstätte für Simon Bolivar in Santa Marta besucht. Er lebte zuletzt in der Quinta de San Pedro Alejandrino und ist hier 1830 gestorben. In dem großen Areal befindet noch ein botanischer Garten mit beeindruckenden, riesigen Bäumen, sowie ein Museum für zeitgenössische Kunst. Simon Bolivar wird in den lateinamerikanischen Ländern wie ein Heiliger verehrt. Er kämpfte gegen die spanische Kolonialherrschaft in Venezuela, Kolumbien, Panama und Ecuador. Einen entscheidenden Anteil hatte er auch an den Unabhängigkeitsbestrebungen von Peru und Bolivien.
Für drei Tage sind wir mit dem Bus (eine Strecke rund 4 Stunden) nach Cartagena gefahren. Cheryl vom Nachbarboot in der Marina hat sich um unseren Felix gekümmert. Gewohnt haben wir in einem charmanten Hotel (Casa Lola) nur wenige Gehminuten vom historischen Zentrum entfernt.
Cartagena wurde 1533 gegründet und ist eine der schönsten spanischen Kolonialstädte Südamerikas. Sie liegt an der Karibikküste und hat ca. 1 Million Einwohner. Das historische Zentrum gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe, es ist komplett von einer Stadtmauer umgeben. Die niedrigen Häuser haben wunderschöne Innenhöfe und mit Blumen beladene Balkone. Touristen und Straßenverkäufer drängen sich in den engen Gassen. Alles wirkt sehr bunt und voll Leben, die Stadt gilt als sehr sicher, eine eigene Touristenpolizei und viel polizeiliche Präsenz sorgen dafür.
Die Hutverkäufer können es nicht ertragen, dass wir beide keine Hüte aufhaben und auch nicht kaufen wollen. Wir werden dutzende Male angesprochen.
Die hohe Luftfeuchtigkeit und das tropische Klima sind eine erhebliche Belastung für die Bausubstanz. Es gibt unbewohnte, verfallende Gebäude auf denen Pflanzen wuchern und alles Eisen rostet. Überall wird renoviert und ausgebessert, um die Stadt als wesentlichen Touristenmagnet zu erhalten.
Es gibt Jahrhunderte alte Kirchen und Klöster auf malerischen Plätzen und eine ganze Reihe interessanter Museen und Ausstellungen.
Im Park vor dem historischen Stadtzentrum leben inmitten der Großstadt kapitale Iguanas und auch Faultiere.
Der moderne Stadtteil Bocagrande ist weniger interessant. Hier gibt es in erster Linie eine Menge Hotels und Möglichkeiten, Geld auszugeben sowie viele Wolkenkratzer. Man hat den Eindruck, dass die Gebäude erst kurze Zeit stehen und größtenteils noch unbewohnt sind.
Sehr beeindruckt waren wir vom ca. 60 km von Santa Marta entfernten Taironaka Reservat am Fuße der Sierra Nevada de Santa Marta. Für diesen Tagesausflug wurde uns von der Marina ein Auto mit Fahrer vermittelt. Hier befinden sich Überreste einer über 2000 Jahre alten Tayrona (indianische Ureinwohner) Siedlung - Steinwege und Terrassen, auf denen die Hütten gebaut wurden. Es ist ein sehr idyllischer Ort (die letzten Kilometer nur zu Fuß oder mit dem Boot) und auch ein mystischer Ort (die Umarmung eines bestimmten Baumes entfernt Schlechtes aus dem Körper, ein anderer Baum befreit von psychischen Leiden).
Die Siedlung liegt am Ufer des Don Diego Flusses, der ins karibische Meer mündet. An seinem Ufer haben wir Brüllaffen (hielten leider Siesta sehr hoch in den Bäumen) und viele verschiedene Vögel - und einen Kaiman - beobachtet. Sowohl vom Fluss als auch vom Strand am Meer aus konnten wir die schneebedeckten Gipfel der Sierra Nevada de Santa Marta (über 5700 m hoch) sehen.
Die Kogi Indianer (Nachfahren der Tayrona) haben heute noch ihre regelmäßigen Zusammentreffen in der Siedlung. Sie kommen aber auch für die Touristen (eine mystische Heilung gibt es um 10.000 Pesos = ca. 3 Euro).
Die Umgebung von Santa Marta ist ausgesprochen attraktiv - insbesondere die Trekking-Tour zur lost city (verlorene Stadt der Tayrona), die mehrere Tage dauert. Leider kommt so eine Gewalttour (noch) nicht in Frage (Fersenbein-Op vor 10 Monaten). Wir leiden, wenn wir die begeisterten Schilderungen von Claudia und Friedrich aus Berlin von ihrem 5-Tage Trek hören.
Heute (16.12.) haben wir einen wunderbaren Tag im Tayrona Nationalpark verbracht. Wir sind mehrere Stunden durch den schattigen Tropenwald gewandert (hin und wieder war es ziemlich nass und schlammig), haben riesige (ca. zwei handtellergroße) Schmetterlinge bewundert, sehr gut zu Mittag gegessen, dabei aus nächster Nähe eine Schlange beim Verschlingen einer Eidechse beobachtet und haben einen malerischen Strand besucht.
Den Rückweg zum Ausgang des Nationalparks haben wir nicht zu Fuß zurückgelegt, sondern sind geritten. Das war eines unserer schönsten Erlebnisse bisher. Wir hatten zwei total trittsichere Vollblutpferde, die temperamentvoll, aber auch sehr gutmütig waren. Wir sind ca. zwei Stunden durch Bäche (die Pferde waren bis zum Bauch im Wasser), durch enge Schluchten (die Steigbügel streiften manches Mal an den seitlichen Felswänden) bergauf und bergab geritten. Sehr stimmungsvoll.
Der Besuch von Taganga war nicht ganz das, was wir erwartet haben. Der Ort liegt - nur wenige Kilometer von Santa Marta entfernt - in einer malerischen Bucht und war einmal ein beschauliches Fischerdorf. Übrig geblieben ist zwar noch ein gewisser Charme, leider dominieren jetzt aber billig aussehende Restaurants und Bars, die sich entlang des Strands aneinander reihen, das Ortsbild. Der Strand lädt auch kaum zum Bleiben ein. Man kann Plastiksessel mieten und darauf dicht gedrängt im Schatten sitzen, für Liegen ist kein Platz mehr.
Die Weihnachtstage haben wir mit Toni und Manuela von der Edelweiss und 4 holländischen Segler-Paaren in einer Finca im grünen Umland von Santa Marta verbracht. Von der ersten bis zur letzten Minute hatten wir viel Spaß und eine phantastische Stimmung.
In den Bäumen der Finca leben drei farbenprächtige Papageien, jeder auf seinem Baum. Besonders ein blaugelber Papagei hat unsere Aufmerksamkeit richtig genossenen und führte uns verschiedene 'Kunststücke' wie Kopf nach unten etc. vor - erstaunlich für ein freilebendes Tier.
Rupp von der Charlie II war ein überzeugender Santa Claus für die beiden Buben von Toni und Manuela. Diese Weihnachten werden uns sicher lange in Erinnerung bleiben.
29. Dezember: Kolumbien hat uns in jeder Hinsicht sehr gut gefallen - es gäbe noch sehr, sehr viel mehr zu sehen. Es zieht uns aber weiter Richtung Westen nach Panama. Der Wind, der die vergangenen Wochen sehr stark (30-40 Knoten) war, hat deutlich nachgelassen. Wir werden morgen, bevor die nächsten Starkwinde kommen, die dann üblicherweise bis Ende Februar anhalten, Richtung San Blas ablegen.
30. Dezember: Wir haben bereits um 6,30 Uhr in der Früh von der Marina Santa Marta abgelegt, um bei guter Sicht das Flussdelta des Rio Magdalena passieren zu können. Im Fluss treiben große Baumstämme, sodass man wirklich aufpassen muss. Das Wasser ist bereits ca. eine halbe Stunde vor der Flusseinmündung braun verfärbt. Windrichtung und -stärke sowie Wellenhöhe und -richtung wechseln häufig und passen so gar nicht zu den Vorhersagen von Predict Wind.
Den Jahreswechsel 2017/2018 begehen wir auf hoher See (9°39.00 Nord und 76°40.55 West) mit einem Glas Wein (eine Ausnahme auf einer Überfahrt) und Salznüssen.