La Rochelle

23. - 29. Oktober 2016

Gleich nach der Ankunft fahren wir zur Marina - eine riesige Marina mit 3600 Liegeplätzen - und sehen zum ersten Mal unser neues Boot! Ein unbeschreibliches Gefühl.  

Bis der VW-Bus aus- und alles in das Boot eingeräumt ist, ist es weit nach Mitternacht. Die Wege in der Marina (vom Parkplatz bis zum Steg) sind lang. Wir sind hundemüde.

Zu unserer Bestürzung sind nur 5 statt der 6 vorausgeschickten DHL-Schachteln im Hotel angekommen. Es ist praktisch unmöglich, den Verbleib der fehlenden Schachtel herauszufinden. Nach endlosen Telefonaten geben wir auf. Wir können nur hoffen, dass die Schachtel, aus welchen Gründen auch immer, zumindest wieder retour nach Wien gegangen ist. 

Es gibt einiges zu erledigen (Übernahme des Bootes, die damit verbundene Administration, eine Ausbesserung, etc.), sodass wir für einige Tage in La Rochelle bleiben. 

La Rochelle mit ihren über 70.000 Einwohnern ist eine attraktive Stadt an der Atlantikküste. Wir wohnen bis zum Ablegen nach Lanzarote im charmanten Hotel St. Nicolas, einem ehemaligen Herrenhaus, das sich in der Altstadt befindet. Zum Hafen, dem größten französischen am Atlantik, sind es nur wenige Gehminuten. Drei beeindruckend mächtige, die Altstadt dominierende Türme aus dem Mittelalter markieren die Ein- und Ausfahrt des Hafens. 

Für Felix ist das alles sehr ungewohnt und er fühlt sich überhaupt nicht wohl im Hotelzimmer, in dem er die meiste Zeit alleine bleiben muss. Er ist sehr unglücklich, frisst fast nichts, schnurrt nicht mehr und dreht den Kopf zur Wand, wenn wir ihn streicheln und trösten wollen. Wir leiden mit ihm.

12 Tage Nordatlantik

29. Oktober - 10. November 2016

Am 29. Oktober um die Mittagszeit legen wir von La Rochelle mit dem Ziel Lanzarote ab. Obwohl es schon Ende Oktober ist, ist die für die Herbststürme gefürchtete Biskaya sehr ruhig. Die Sonne scheint und es ist warm. Optimale Voraussetzung für die erste Fahrt mit unserem neuen Boot.

Da wir unser Boot mehrwertsteuerfrei gekauft haben, müssen wir die EU-Gewässer unverzüglich verlassen und bis Lanzarote durchsegeln. Wir können nicht in Spanien oder Portugal anlegen, weil wir das - wenn auch geringe - Risiko einer Nachzahlung der Mehrwertsteuer plus Strafzahlung nicht eingehen wollen.

In der dritten Nacht der Überfahrt haben wir Glück: die Schot hat sich vom Großbaum gelöst und der Großbaum pendelt frei. Wir bemerken das sofort und können die Schot provisorisch fixieren. Glücklicherweise ist der Wind noch immer schwach und das Meer relativ ruhig. 

Mehrmals begleiten uns über längere Zeit rund 30 Delphine. Sie schwimmen vor, neben, hinter uns und zwischen den Rümpfen. Wir bewundern diese schönen Tiere, wie sie sich spielerisch neben uns im Wasser bewegen. Auf dem Trampolin liegend können wir ihr Pfeifen hören. 

Für uns ist alles neu. Wir horchen auf jedes Geräusch im Boot, woher es kommt und ob es 'normal' ist. Der Schiffsverkehr, insbesondere in der Nacht, ist manches Mal etwas stressig, weil für uns im Dunklen die Entfernungen schwer einzuschätzen sind. 

Es bleibt vorerst sonnig und warm, aber Wind (Gottseidank) und Wellen (leider auch) nehmen zu. Wir entscheiden uns, den Gennaker zu setzen. Nach ca. 12 Stunden läuft das Boot plötzlich aus dem Ruder - ein Blick hinaus - wir sehen kein Segel! Das Fall ist gebrochen und das 70 m2 große Segel hat sich unter dem Boot verhängt und wirkt dadurch wie ein Treibanker! In einer dramatischen und kräfteraubenden, über eine Stunde dauernden Bergung kann das Segel auf das Trampolin gezogen werden. So etwas passiert natürlich in der Nacht und wenn es regnet.  

Nach einer Woche wird das Wasser langsam knapp. Wir wollen den Wassermacher zum ersten Mal in Betrieb nehmen. Das Manual gibt es nur auf Französisch! Damit haben wir wahrlich nicht gerechnet. Die technischen Details bleiben uns deshalb verschlossen, das Schulfranzösisch von Erwin reicht nicht aus. E-Mails an den Hersteller, doch wenigstens die Kurzfassung der ersten Inbetriebnahme auf Englisch zu E-Mailen werden nicht einmal ignoriert. Ab jetzt nur mehr Katzenwäsche. 

 

Felix ist während der gesamten Überfahrt ziemlich gestresst. Er frisst und trinkt nicht, zieht sich auf dem Kasten ins hinterste Eck zurück oder verkriecht sich unter der Steppdecke. Die Bootsbewegungen und die ungewohnten Geräusche, insbesondere wenn die Wellen gegen die Rümpfe donnern, irritieren ihn sehr.