24. April:
In der Früh testen wir die Bootsmotoren, der Backbordmotor startet nicht. Es kommt nur für zwei Sekunden die Anzeige 'Volvo Penta', danach ist alles tot. Erster Verdacht ist die Starterbatterie und wir sehen uns schon die Starterbatterien ausbauen und neue kaufen. Erwin misst die Spannungen der Starterbatterien, sie sind im Normbereich, es bleibt - wieder einmal - die Black Box (MDI Box) als Ursache. Die MDI Box liest Motordaten wie Drehzahl, Motorstunden, Temperatur etc. und startet die Glühphase. Wir haben zwei fehlerhafte als Notreserve in unserem Fundus. Auf einer steht: 'Motor startet und stirbt danach ab'. Diese Black Box könnte passen. Erwin baut die offensichtlich ganz kaputte Black Box aus und diese ein. Hurra, der Motor startet, aber wir müssen, damit der Motor nicht durch falsche Signale von der MDI Box wieder abstirbt, die Batterie nach dem Start sofort vom Motor und damit der MDI Box trennen. Unsere Dieselmotoren Volvo D1-30 laufen auch rein mechanisch, d.h. ohne Batteriestrom. Es funktioniert. Wir haben zwar keine Anzeigen wie Drehzahl oder Motorstunden, aber einen funkionierenden Motor, wir sind sehr erleichtert. Zum stoppen des Motors müssen wir wieder die Batterie einschalten, auch das funktioniert.
Am späten Nachmittag legen wir bei Dauerregen und wenig Wind von Saint-Pierre Richtung Norden nach Guadeloupe ab. Entgegen allen Prognosen kommt der Wind aus Nord-Ost oder Nord-Nord-Ost und nicht aus Süd-Ost, ist mit unter 10 Knoten schwach mit wenig Welle. Wir rollen das Vorsegel aus, der Windwinkel ist mit um die 30 Grad sehr bescheiden. Wir motorsegeln in der pechschwarzen Nacht die Westküste von Dominica entlang. Wir sind nicht alleine, 5 - 6 Segelboote sind um uns herum. Ab Mitternacht dreht der Wind wie vorhergesagt, aber mit einem Tag Verspätung, auf Ost und weiter auf Süd-Ost. Die verbleibenden Stunden bis zum Morgengrauen haben wir gute Segelbedingungen.
Auf Empfehlung von Barbara, die wir in der Power Boats Marina in Trinidad kennengelernt haben, wollen wir auf der Inselgruppe Les Saintes, die etwa 10 km vor der Hauptinsel liegt, unseren ersten Stop auf Guadeloupe machen.
25. April - Mai 2025
Guadeloupe ist ein Überseedepartement und eine Überseeregion Frankreichs und gehört zur Europäischen Union, Zahlungsmittel ist der Euro. Auf den über 50 Inseln, von denen 6 bewohnt sind, leben etwa 400.000 Menschen.
Die Hauptinsel besteht aus zwei Inselhälften in Form eines Schmetterlings, verbunden durch einen schmalen Kanal. Basse-Terre ist die westliche und Grand-Terre die östliche Hälfte. Am Fuße des Vulkans Sufrière auf Basse-Terre liegt die gleichnamige Hauptstadt Basse-Terre mit 12.000 Einwohnern.
Guadeloupe exportiert Bananen, Zucker und Rum, ein wichtiger Wirtschaftszweig ist der Tourismus, die meisten Urlauber kommen aus Frakreich. Der Archipel ist vom Mutterland abhängig (Import von Konsumgütern und öffentliche Ausgaben).
Den Namen 'Inseln der Heiligen' haben die Inseln nicht, weil hier Heilige gelebt haben, sondern weil Christoph Columbus 1493 zu Allerheiligen hier geankert und sie so benannt hat. Von den 9 Inseln sind zwei, Terre-de-Bass und Terre-de-Haut, bewohnt. Auf den beiden Inseln leben insgesamt etwa 3.000 Menschen.
25. April:
Nach durchsegelter Nacht und 75 Seemeilen lassen wir in der Früh in der kleinen Bucht Anse Fidelin vor der Insel Terre-de-Bass den Anker fallen. Sie ist gut geschützt und ruhig, 4 weitere Boote liegen in der Bucht. Das Wasser ist zwar sehr sauber, aber es schwimmt viel Seegras in großen Flächen herum, obendrein ist es stark bewölkt, was auch nicht hilft. Hier werden wir nicht bleiben.
26. April:
Nach dem Frühstück segeln wir zur nächsten Insel der Heiligen, es sind nur drei Seemeilen.
Wir segeln zu der großen Naturbucht, die von sanften, grünen Hügeln umgeben ist. Wir kommen näher und sehen geschätzte 50 Segelboote an Mooring-Bojen liegen, erspähen eine freie, an die wir uns hängen. Wir sind von der Bucht und dem malerischen Ort, der sich an die Hügel schmiegt, begeistert.
Die kleine römisch-katholische Kirche aus Vulkangestein stammt aus dem 19. Jahrhundert. Die Häuser im vorwiegend kreolischen Stil sind bunt gestrichen, kleine Cafés, Restaurants, Boutiquen und Souvenirläden reihen sich in den schmalen, belebten Straßen aneinander. Es gibt einen regen Fährverkehr mit der Hauptinsel, der Ort vermittelt entspannte Urlaubsstimmung.
Fort Napoléon
28. April:
Wir mieten ein Golf Cart, beliebtes Fortbewegungsmittel der meist französischen Touristen auf der Insel und fahren zum Fort Napoléon, das sich auf dem Morne Mire, einem 114 m hohen Hügel über der Bucht befindet.
Das Fort hieß in früheren Zeiten Fort Louis, nach König Louis dem 16., Napoleon benannte dann das Fort nach sich. Anfang des 19. Jahrhunderts wurde es von den Engländern zerstört und 1867 wieder neu erbaut.
Die Anlage stammt aus einer Zeit, in der Verteidigungsausgaben noch zu einem guten Teil für Bauwerke aufgewendet wurden. Das Fort beeindruckt durch seine Mächtigkeit und ist sehr gut erhalten. In der Festung befindet sich ein Museum, das über die Geschichte und Kultur der Les Saintes informiert, leider nur auf Französisch.
Zwischen dem 17. und 19. Jahrhundert kämpften die britischen und französischen Seestreitkräfte immer wieder um die Vorherrschaft in der Karibik und die Sicherung des jeweils eigenen Seehandels. Besonders hervorgehoben wird im Museum die Seeschlacht von Les Saintes am 12. April 1782, in der die Franzosen unter Admiral de Grasse aufgrund ungünstiger Winde unterlagen. Ein Schlachtschiff in der damaligen Zeit hatte eine Rumpfstärke von einem Meter und für den Bau waren rund 2000 Eichen erfoderlich. Erst 1816 wurden die Inseln endgültig französisch.
Am Nachmittag fahren wir auf die gegenüberliegende Seite der Bucht. Die Straßen sind schmal und steil, überraschend viele Touristen sind mit Golf Carts unterwegs, ebenso viele Hühner und Ziegen.